Zürich (awp) - Die Schweizer Wirtschaft dürfte im laufenden Jahr relativ stark wachsen. Darin sind sich die Nationalbank und die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) einig. Eine Voraussetzung dafür sind aber baldige Lockerungen.

Die KOF hat ihre Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) im Jahr 2021 deutlich angehoben auf 3,0 von 2,1 Prozent, wie sie am Donnerstag mitteilte. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bezifferte ihre Wachstumserwartung gleichentags auf 2,5 bis 3 Prozent.

Zum Vergleich: Im letzten Jahr ist die Schweizer Wirtschaft wegen der Folgen der Pandemie um 2,9 Prozent geschrumpft. Dies war der grösste Einbruch seit den Siebzigerjahren.

Zum Jahresstart im Krebsgang

SNB und KOF gehen allerdings davon aus, dass es im nun ablaufenden ersten Quartal kein Wachstum gab - und die Erholung nachher umso deutlicher ausfallen soll. Konkret erwarte er, dass die Wirtschaft zwischen Januar und März gegenüber dem Vorquartal um 1,5 Prozent geschrumpft sei, sagte KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm vor den Medien.

Für das zweite Quartal erwarte er dann aber ein Wachstum von rund 2 Prozent, und auch in den beiden Folgequartalen solle es aufwärts gehen. "Somit wird das Vorkrisenniveau im Verlauf des dritten Quartals erreicht."

"Impfstoffe sind da"

"Die Impfstoffe sind da, es gibt Licht am Ende des Tunnels", so der KOF-Direktor. Er unterstrich seine positive Sicht der Dinge zudem damit, dass der Zustand der Weltwirtschaft "gar nicht so schlecht" sei. Ein entsprechender Sammelindikator, dem die KOF grosse Bedeutung zumisst, liege bereits über dem Vorkrisenniveau.

Treiber des starken Wachstums im 2021 sind laut der KOF die Industrie, die Staatsausgaben und gewisse Dienstleistungen. Ab dem zweiten Quartal sei zudem mit einer Erholung des Konsums zu rechnen. "Denn die Leute haben während der Krise gespart", so Sturm. Und auch die Investitionen der Unternehmen dürften wieder anziehen.

Jo-Jo-Effekt wäre schädlich

SNB und KOF betonten jedoch die Unsicherheiten, welche eine verlässliche Prognose erschwere. Die weitere Entwicklung hänge massgeblich davon ab, ob es erneute Pandemiewellen gibt und welche Massnahmen gegen sie ergriffen werden, schrieb die SNB.

Im sogenannten "Basisszenario" geht die Notenbank davon aus, dass die Eindämmungsmassnahmen in der Schweiz in den nächsten Monaten weiter gelockert würden und eine neuerliche Verschärfung der Pandemielage ausbleibe.

Das ist bei der KOF-Prognose gleich. Es wird angenommen, dass es ab April zu vier Lockerungsschritten kommt - und die Schweiz im Sommer wieder auf dem "Lockerungslevel" vom vergangenen Sommer ist. "Wenn es schlimmer kommt, müssen wir unsere Prognose wieder revidieren", so Sturm.

In einem Alternativszenario hat die KOF ausserdem berechnet, was ein grosser Öffnungsschritt im April mit einem neuerlichen Lockdown im Sommer bedeuten würde. "Ein solcher Jo-Jo-Effekt bekäme der Schweizer Wirtschaft nicht gut", so Sturm. Der Wertschöpfungsverlust wäre deutlich grösser als bei einer vorsichtigen, stufenweisen Lockerung ohne anschliessende Verschärfungen.

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