Zürich (awp) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat seit der Einführung von Negativzinsen die Freibeträge der Banken "mit Bedacht" relativ grosszügig bemessen. Damit sollte gemäss SNB-Direktoriumsmitglied Andréa Maechler die Belastung des Bankensektors auf "das für die Umsetzung der Geldpolitik Notwendige" begrenzt werden.

Wie bekannt, trifft und kommuniziert die Nationalbank ihre geldpolitischen Entscheide mit dem SNB-Leitzins. Und der aussagekräftigste Geldmarktzinssatz in Franken sei heute der Saron (Swiss Average Overnight Rate) und nicht mehr der Dreimonats-Libor, sagte Maechler am Donnerstag am virtuell durchgeführten SNB-Geldmarktapéro. Seit 2015 sei zudem der Negativzins auf den Sichtguthaben der Banken das Hauptinstrument für die Steuerung der kurzfristigen Zinsen.

Deutlich reduzierte Negativzins-Belastung

Dabei sei es aber nicht notwendig, die gesamten Sichtguthaben dem Negativzins zu unterstellen. Bereits Anfang 2015 hätten sich die gesamten Freibeträge der Banken auf rund zwei Drittel der gesamten Sichtguthaben belaufen. Seither wurden die Freibeträge zweimal angepasst, erinnerte Maechler: Erstmals am 1. November 2019 und danach noch einmal per 1. April 2020 als Teil der Antwort der SNB auf die Coronakrise.

Die beiden Anpassungen hätten in der Folge die Zinsbelastung des Bankensystems als Ganzes noch einmal reduziert. Bereits 2015 betrug die durchschnittliche Belastung aller Sichtguthaben dank der Freibeträge -0,25 Prozent und damit deutlich weniger als der offizielle Negativzins von -0,75 Prozent.

Nach den beiden Anpassungen der Freibeträge belaufe sich der durchschnittliche Zinssatz auf allen Sichtguthaben derzeit noch auf rund -0,2 Prozent, so Maechler. Damit betrage sie "weniger als ein Drittel der Summe, die fällig wäre, wenn es keine Freibeträge gäbe", so die SNB-Direktorin.

Saron-Aufwärtsdruck

Dank der Freibeträge habe sich aber auch der Spielraum für den Liquiditätsaustausch zwischen den Banken vergrössert. Das habe am Repomarkt zu mehr Handelsvolumen geführt. Gleichzeitig setzte die Erhöhung der Freibeträge allerdings den Referenzsatz Saron zeitweise unter Aufwärtsdruck. Die SNB habe diesem Druck mit Feinsteuerungsoperationen und Auktionen von Monatsgeld entgegengewirkt, erläuterte Maechler.

Der Negativzins der Banken auf deren SNB-Sichtguthaben sowie die Bereitschaft der SNB, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, seien seit Anfang 2015 die Hauptinstrumente der Geldpolitik, bekräftigte Maechler in dem Referat. "Beide Instrumente sind im gegenwärtigen Umfeld weiterhin notwendig, um angemessene monetäre Rahmenbedingungen zu gewährleisten."

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