Zürich (awp) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekräftigt ihre seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses geltende Politik ein weiteres Mal und bleibt unverändert expansiv. Für die hiesige Konjunktur gibt sie sich derweil vorsichtig optimistisch und belässt die BIP-Prognose entsprechend unverändert.

Mit der expansiven Politik stabilisiere man die Preisentwicklung und unterstütze die Wirtschaftsaktivität, so die SNB in ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung vom Donnerstag. Konkret belässt sie den Zins auf Sichteinlagen bei der Nationalbank bei -0,75 Prozent und das Zielband für den Dreimonats-Libor bei -1,25 bis -0,25 Prozent.

Gleichzeitig bleibt sie bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt aktiv, wobei die gesamte Währungssituation berücksichtigt werde, wie es heisst. Seit der letzten Lagebeurteilung im Dezember habe sich der Franken handelsgewichtet zwar leicht abgewertet. Insgesamt sei er aber immer noch hoch bewertet, und die Lage am Devisenmarkt bleibe entsprechend fragil.

Der Negativzins sowie die Bereitschaft der SNB, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, seien damit "unverändert notwendig". Sie würden die Attraktivität von Anlagen in Franken tief halten und den Aufwertungsdruck auf die Währung reduzieren.

Unveränderte Wachstumsprognose

Etwas überraschend belässt die SNB trotz der eher schwächeren BIP-Daten im dritten und vierten Quartal ihre Wachstumsprognose unverändert. Sie geht damit für 2019 weiter von einem Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) von "rund 1,5 Prozent" aus".

Die Konjunkturindikatoren würden momentan auf eine moderat positive Dynamik hindeuten, schreibt sie. Das BIP-Wachstum dürfte nach der Stagnation im letzten Semester somit wieder etwas an Fahrt aufnehmen, meint die SNB. Ökonomen von Banken oder anderen Prognose-Instituten hatten zuletzt ihre Prognosen zumeist etwas gesenkt und hatten das auch von der SNB so erwartet.

Auf internationaler Ebene aber geht auch die SNB von einem langsameren Wachstum aus. Allerdings dürfte die Weltwirtschaft in den kommenden Quartalen immer noch im Rahmen ihres Potenzials wachsen, glaubt die SNB. In den Industrieländern würden die expansive Geldpolitik und die robuste Lage am Arbeitsmarkt sowie in einigen Ländern auch die Fiskalpolitik das Wachstum stützen. Sie betont aber auch: "Die Risiken bleiben nach unten gerichtet."

Inflationsprognose gesenkt

Im Gegensatz zur BIP-Prognose hat die SNB ihre (bedingte) Inflationsprognose gegenüber Dezember nach unten angepasst. Der Hauptgrund dafür seien gesunkene Wachstums- und Inflationsaussichten im Ausland und die damit verbundenen tieferen Erwartungen in Bezug auf die zukünftigen Leitzinsen in den wichtigsten Währungsräumen.

Für 2019 geht sie neu von einer Preissteigerung von +0,3 Prozent (alt: +0,5%) und für 2020 von +0,6 Prozent (+1,0%) aus. Erstmals macht sie auch eine Prognose für 2021: Dann erwartet sie im Durchschnitt 1,2 Prozent. Die bedingte Inflationsprognose beruht bekanntlich auf der Annahme, dass der Dreimonats-Libor über den gesamten Prognosezeitraum bei -0,75 Prozent bleibt.

Experten hatten unisono erwartet, dass die SNB an ihrem geldpolitischen Kurs festhalten wird. Entsprechend waren an den Finanzmärkten kurz nach dem SNB-Entscheid auch keine grösseren Veränderungen auszumachen. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die SNB nicht vor der EZB an der Zinsschraube drehen wird. Diese wird - wie sie vor kurzem mitteilte - aber frühstens im nächsten Jahr erste Zinserhöhungen vornehmen.

Risiken am Immobilienmarkt bleiben bestehen

Wie üblich äussert sich die SNB auch zum Hypothekar- und Immobilienmarkt. Die Ungleichgewichte würden bestehen bleiben, heisst es hier. Sowohl die Hypothekarkredite als auch die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen seien in den letzten Quartalen weiter leicht angestiegen, während die Preise für Wohnrenditeliegenschaften - also vor allem Mietshäuser - etwas gesunken seien.

Trotzdem bestehe besonders in diesem Segment aufgrund der starken Preiszunahme der vergangenen Jahre und der steigenden Leerstände die Gefahr einer Korrektur. Die Nationalbank beobachte die Entwicklungen am Hypothekar- und Immobilienmarkt entsprechend weiterhin aufmerksam und prüfe regelmässig, ob der antizyklische Kapitalpuffer angepasst werden müsse.

uh/rw