Zürich (awp) - Die Schweizer Volkswirtschaft hat auch im zweiten Quartal 2021 einen hohen Leistungsbilanz-Überschuss erzielt. Mit 10,5 Milliarden Franken ist er der zweithöchste seit dem Vor-Coronajahr 2019.

Stärker war nur das vorangegangene erste Quartal 2021 mit einem Leistungsbilanz-Überschuss von 11,1 Milliarden gewesen, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Daten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hervorgeht.

Damit hat die Schweiz in Monaten April bis Juni erneut einen zweistelligen Milliardenbetrag mehr eingenommen als sie ausgegeben hat. Der Leistungsbilanz-Überschuss fiel um 7,3 Milliarden höher aus als im zweiten Quartal 2020. Der Anstieg war in erster Linie auf den höheren Einnahmenüberschuss aus dem Warenhandel zurückzuführen, wie die SNB erklärte.

Dabei sprudelten die Einnahmen aus dem Warenhandel so stark wie seit Jahren nicht mehr: Mit 94,8 Milliarden erreichten sie den zweithöchsten Stand überhaupt. Stärker war nur das zweite Quartal 2013 gewesen, als der Warenhandel Einnahmen von 102,7 Milliarden Franken beschert hatte. Jetzt übertrafen die Einnahmen aus dem Warenhandel die Ausgaben um 23,5 Milliarden Franken. Das ist ein neuer Rekordsaldo, wie aus den SNB-Daten hervorgeht.

Dem wirkten die Primäreinkommen entgegen: Ihr Ausgabenüberschuss vergrösserte sich im Vergleich zum Vorjahresquartal, da bei den Direktinvestitionen die Ausgaben stärker stiegen als die Einnahmen. Dagegen blieben die Sekundäreinkommen stabil.

Höchster Kapitalbilanzsaldo seit 2019

Die in der Kapitalbilanz ausgewiesenen Transaktionen zeigten im zweiten Quartal 2021 einen Nettozugang: Auf der Aktivseite belief er sich auf 19 Milliarden Franken und auf der Passivseite auf 7 Milliarden. Unter Berücksichtigung der Derivate resultierte ein Saldo der Kapitalbilanz in Höhe von 13 Milliarden Franken. Das ist der höchste Stand seit dem Schlussquartal 2019.

Auf der Aktivseite trugen mehrere Faktoren zum Nettozugang bei, wie die SNB erklärte: Investoren im Inland erwarben Kollektivanlagen und Schuldtitel ausländischer Emittenten (Portfolioinvestitionen), Geschäftsbanken und Unternehmen erhöhten ihre Kredite gegenüber dem Ausland ("Übrige Investitionen") und schliesslich tätigte die Nationalbank Devisenkäufe (Währungsreserven).

Auf der Passivseite waren ebenfalls die Portfolioinvestitionen und die "Übrigen Investitionen" für den Nettozugang verantwortlich. Sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite wirkten die Direktinvestitionen den Nettozugängen entgegen: Ausländisch beherrschte Finanz- und Holdinggesellschaften hätten ihre Bilanzen verkürzt, indem sie auf der Aktiv- und Passivseite Beteiligungskapital abgebaut hätten, schrieb die SNB.

Weniger Nettoauslandvermögen

Das Nettoauslandvermögen nahm im zweiten Quartal 2021 gegenüber dem Vorquartal um 59 Milliarden auf 709 Milliarden Franken ab, weil die Passiven stärker stiegen als die Aktiven: Die Aktiven erhöhten sich um 24 Milliarden auf 5646 Milliarden Franken, die Passiven um 83 Milliarden auf 4937 Milliarden Franken.

Auf der Aktivseite standen den preisbedingten Bewertungsgewinnen wechselkursbedingte Bewertungsverluste gegenüber. Zwar stiegen die Kurse an den Börsen im Ausland, gleichzeitig schwächte sich aber der US-Dollar gegenüber dem Schweizer Franken ab, sodass sich die Gewinne und Verluste ausglichen. Ausschlaggebend für die Zunahme der Aktiven waren deshalb die in der Kapitalbilanz ausgewiesen Transaktionen.

Auf der Passivseite war der Anstieg vor allem auf eine höhere Bewertung zurückzuführen. Grund dafür waren die stark gestiegenen Kurse an der Schweizer Börse.

jb/ra