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Zürich, 17. Dezember 2021

Direktinvestitionen 2020

Schweizerische Direktinvestitionen im Ausland

In der Schweiz ansässige Unternehmen setzten 2020 die Mittelrückzüge aus Tochter- gesellschaften im Ausland fort. Die Desinvestitionen beliefen sich per Saldo auf 34 Mrd. Franken, nach 54 Mrd. Franken im Jahr zuvor. Dafür verantwortlich waren in erster Linie «Finanz- und Holdinggesellschaften», die 53 Mrd. Franken aus Tochtergesellschaften im Ausland abzogen. Insbesondere reduzierten sie im Rahmen von Konzernumstrukturierungen deren Beteiligungskapital. Im Gegensatz dazu erhöhten inländische Unternehmen der übrigen Branchen per Saldo ihre Direktinvestitionen: Im Dienstleistungssektor waren dies insbesondere Unternehmen aus den Branchengruppen Handel (12 Mrd. Franken) und «Übrige Dienste» (7 Mrd. Franken). In der Industrie galt das vor allem für die Branchengruppe «Chemie und Kunststoffe» (12 Mrd. Franken).

Die Mittelrückzüge betrafen primär Tochtergesellschaften in Holdingstandorten. Die Desinvestitionen in Luxemburg, Irland und den Niederlanden summierten sich auf 49 Mrd. Franken. Weitere 42 Mrd. Franken zogen in der Schweiz ansässige Unternehmen aus Zypern ab, sowie 27 Mrd. Franken aus den Offshore-Finanzzentren Mittel- und Südamerikas. Andere Holdingstandorte konnten hingegen von den Konzernumstrukturierungen profitieren. In erster Linie Ungarn, wohin Direktinvestitionen in Höhe von 25 Mrd. Franken flossen. In Europa investierten inländische Unternehmen überdies in Spanien (3 Mrd. Franken), wo sie Akquisitionen tätigten, sowie im Vereinigten Königreich (5 Mrd. Franken). Ausserhalb Europas waren die Vereinigten Staaten (16 Mrd. Franken) sowie Singapur (11 Mrd. Franken) die beliebtesten Ziele schweizerischer Direktinvestitionen.

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Zürich, 17. Dezember 2021

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Der Bestand an Direktinvestitionen im Ausland betrug 1460 Mrd. Franken. Davon entfielen 1354 Mrd. Franken auf Beteiligungskapital (93%) und 106 Mrd. Franken (7%) auf Konzern- kredite. Mit 578 Mrd. Franken (40%) verfügten die «Finanz- und Holding-gesellschaften», trotz der Desinvestitionen der vergangenen zwei Jahre, über den mit Abstand grössten Kapitalbestand im Ausland, gefolgt von der Branchengruppe «Chemie und Kunststoffe» mit 179 Mrd. Franken (12%).

Die Erträge aus Direktinvestitionen im Ausland gingen unter dem Einfluss der Corona- Pandemie im Vergleich zum Vorjahr um 27% von 105 Mrd. auf 77 Mrd. Franken zurück. Inländische Investoren bezogen deutlich weniger Dividenden bei Tochtergesellschaften im Ausland (-28 Mrd. auf 61 Mrd. Franken). Tiefere Erträge verzeichneten sowohl Tochter- gesellschaften des Dienstleistungssektors (-22 Mrd. auf 41 Mrd. Franken) als auch jene der Industrie (-6 Mrd. auf 36 Mrd. Franken).

Ausländische Direktinvestitionen in der Schweiz

Investoren im Ausland zogen 2020 erneut umfangreiche Mittel aus Unternehmen in der Schweiz ab. Die Desinvestitionen beliefen sich per Saldo auf 153 Mrd. Franken, nach

105 Mrd. (2019) resp. 82 Mrd. Franken (2018) in den Jahren zuvor. Die Mittelrückzüge erfolgten grösstenteils aus «Finanz- und Holdinggesellschaften» (165 Mrd. Franken): US- Mutterkonzerne liquidierten in dieser Branchengruppe Tochtergesellschaften in der Schweiz oder verkürzten deren Bilanzen. Bei den betroffenen Tochtergesellschaften handelte es sich grösstenteils um Special Purpose Entities (SPEs), also um Zweckgesellschaften mit spezieller Tätigkeit, die für eine genau definierte Aufgabe gegründet werden, wie bspw. zur Finanzierung von Konzernen oder zur Steueroptimierung. Unternehmen in Branchengruppen ausserhalb der «Finanz- und Holdinggesellschaften» verzeichneten hingegen mehrheitlich Mittelzuflüsse: Im Dienstleistungssektor investierte das Ausland vorwiegend in Unternehmen der Branchengruppe «Übrige Dienste» (11 Mrd. Franken), in der Industrie primär in Unternehmen der Branchengruppe «Übrigen Industrien und Bau» (12 Mrd. Franken).

Der Bestand ausländischer Direktinvestitionen in der Schweiz betrug 1216 Mrd. Franken. Davon entfielen 1159 Mrd. (95%) auf Beteiligungskapital und 58 Mrd. Franken (5%) auf Konzernkredite. Gegliedert nach dem unmittelbaren Investor entfielen 73% des Kapital- bestands auf Investoren aus der EU und 13% auf Investoren aus den Vereinigten Staaten. Die Gliederung nach dem unmittelbaren Investor zeigt allerdings nur bedingt das Domizil der letztlich Berechtigten auf, welche die Unternehmen in der Schweiz kontrollieren. Der Grund hierfür liegt darin, dass der Bestand ausländischer Direktinvestitionen in der Schweiz mehrheitlich über Zwischengesellschaften gehalten wird, die ihrerseits von Konzernen aus einem Drittland kontrolliert werden. Deshalb veröffentlicht die Nationalbank eine alternative Ländergliederung des Kapitalbestands nach dem Land des letztlich Berechtigten. Gemäss dieser Gliederung kontrollierten Investoren aus den Vereinigten Staaten 47% und solche aus der EU 29% des Kapitalbestands.

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Zürich, 17. Dezember 2021

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Die Erträge aus Direktinvestitionen in der Schweiz gingen unter dem Einfluss der Corona- Pandemie um 36% von 109 Mrd. auf 69 Mrd. Franken zurück. Gleichzeitig beliefen sich die an Investoren im Ausland transferierten Dividenden und Nettozinsen auf 73 Mrd. Franken, so dass negative reinvestierte Erträge von 4 Mrd. Franken resultierten. Der Rückgang der Kapitalerträge betraf sowohl Tochtergesellschaften im Dienstleistungssektor (-35 Mrd. auf 53 Mrd. Franken) als auch solche der Industrie (-5 Mrd. auf 16 Mrd. Franken).

Operative Angaben zu multinationalen Unternehmen

Die von der Nationalbank befragten schweizerisch beherrschten Unternehmen kontrollierten 19 200 Tochtergesellschaften im Ausland. In diesen Auslandgesellschaften beschäftigten sie 2 019 000 Personen und erwirtschafteten einen Jahresumsatz von 696 Mrd. Franken. Gegenüber dem Vorjahr mussten die Schweizer Konzerne unter dem Einfluss der Corona- Pandemie Umsatzeinbussen ihrer Tochtergesellschaften im Ausland von 7% hinnehmen. Die Zahl der Beschäftigten im Ausland ging um 3% zurück. Die von der Nationalbank befragten Unternehmen, die über Auslandbeteiligungen verfügen, sind in der Schweiz ebenfalls bedeutende Arbeitgeber: Sie beschäftigten in der Schweiz 539 000 Personen.

Anmerkungen

Ausführliche Tabellen zu den Direktinvestitionen und den operativen Angaben zu multinationalen Unternehmen sind auf dem Datenportal der Nationalbank (data.snb.ch) unter «Tabellenangebot/Aussenwirtschaft» zu finden. Die Daten können dort in Form von Webgrafiken und konfigurierbaren Tabellen genutzt werden. Auf dem Datenportal finden sich zudem unter «Aussenwirtschaft/Erläuterungen» methodische Hinweise zur Direktinvestitionsstatistik.

Wie üblich erfolgt mit der Publikation des Berichts Direktinvestitionen 2020 eine Revision der Vorjahreszahlen. Betroffen war der Zeitraum von 2016 bis 2019. Revidiert wurden alle Komponenten der Direktinvestitionen in beiden Investitionsrichtungen sowie die operativen Angaben zu Tochterunternehmen im Ausland. Die Revisionen fielen insgesamt weniger umfangreich aus als in den Vorjahren.

Der Personalbestand von Mutterkonzernen in der Schweiz wird vom Bundesamt für Statistik (BFS) als Teil der Statistik der Unternehmensgruppen (STAGRE) publiziert. Die Nationalbank veröffentlicht den Personalbestand derjenigen Mutterkonzerne in der Schweiz, die von ihr befragt werden.

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DIREKTINVESTITIONEN 2020: ÜBERSICHT

2019

2020

,

Schweizerische Direktinvestitionen im Ausland

Kapitaltransaktionen

in Mrd. Franken

-54,5

- 34.0

Kapitalbestand

in Mrd. Franken

1477,1

1460,0

Kapitalerträge

in Mrd. Franken

105,2

77,0

Ausländische Direktinvestitionen in der Schweiz

Kapitaltransaktionen

in Mrd. Franken

-105,4

-153,1

Kapitalbestand

in Mrd. Franken

1376,0

1216,3

Kapitalerträge

in Mrd. Franken

108,9

69,3

Operative Angaben zu Tochterunternehmen im Ausland

und ihren Mutterkonzernen in der Schweiz1

Personalbestand von schweizerischen

Tochterunternehmen im Ausland

in 1000

2086,6

2019,0

Umsatz von schweizerischen

Tochterunternehmen im Ausland

in Mrd. Franken

748,6

695,7

Anzahl Tochterunternehmen im Ausland

19 638

19 233

Personalbestand von Mutterkonzernen

in der Schweiz

in 1000

549,8

539,2

1 Umfasst nur Unternehmen, die in der Erhebung der Direktinvestitionen erfasst werden. Quelle: SNB

Der Bericht ist ab 17. Dezember 2021 im Internet verfügbar unter www.snb.ch, Statistiken/ Berichte und Medienmitteilungen. In gedruckter Form kann der Bericht ab dem

22. Dezember 2021 bei der Nationalbank bezogen werden.

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SNB - Swiss National Bank published this content on 17 December 2021 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 17 December 2021 08:08:05 UTC.