Zürich (awp) - Die Sichtguthaben bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind in der vergangenen Woche gesunken. Devisenverkäufe, welche die SNB kürzlich als Option ins Spiel brachte, sind laut einem Experten aber kaum der Grund dafür.

Die SNB hält den Schweizer Franken nicht mehr für hoch bewertet. In der Folge brachten die Währungshüter an der geldpolitischen Lagebeurteilung von vorletzter Woche erstmals seit Einführung des Euro-Mindestkurses im Jahr 2011 auch den Verkauf von Devisen ins Spiel.

"Würde sich der Franken abschwächen, würden wir auch Devisenverkäufe erwägen", sagte SNB-Präsident Thomas Jordan damals. Die SNB sitzt auf einem gewaltigen Berg an Devisenreserven - angehäuft während der Verteidigung des 2015 aufgegebenen Euro-Mindestkurses und danach zur Schwächung des Franken.

Prompt sind nun die Sichtguthaben letzte Woche gesunken. Die Einlagen von Bund und Banken lagen am 24. Juni bei 748,5 Milliarden Franken und damit 3,4 Milliarden Franken tiefer. Ein Rückgang in dieser Grössenordnung wurde in den letzten beiden Jahren nicht einmal annähernd gesehen. Die Giroguthaben inländischer Banken gingen sogar um 8,2 Milliarden auf 653,5 Milliarden zurück.

Franken hat aufgewertet

Für den CS-Ökonomen Maxime Botteron würden Devisenverkäufe zwar "theoretisch" tatsächlich zu einem Rückang der Girokonten führen. "Ich bin jedoch nicht überzeugt, dass die SNB schon Devisen verkauft hat", sagte er auf Anfrage von AWP.

Die SNB habe am 16. Juni gesagt, dass die SNB Devisenverkäufe erwägen würde, wenn der Franken sich abschwächen würde. Der Franken habe aber seit der Lagebeurteilung aufgewertet, so seine Begründung.

Botteron erklärt sich den Rückgang mit einer gesunkenen Nachfrage nach Liquidität. "Die angekündigte Anpassung des Freibetrags per 1. Juli dürfte dazu geführt haben", vermutet er. Nach der Anpassung gebe es vermutlich weniger Banken, die vom Negativzins vollständig befreit seien und die bis jetzt einen Anreiz gehabt hätten, Gelder aufzunehmen.

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