Zürich (awp) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sieht die Schweizer Grossbanken Credit Suisse und UBS gut aufgestellt. Und bei den Inlandbanken seien weiterhin kaum Effekte der Corona-Pandemie sichtbar.

Für die global aktiven Schweizer Banken Credit Suisse und UBS habe sich die Einschätzung der SNB seit Juni kaum verändert, sagte SNB-Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg am Donnerstag vor den Medien in Bern. "Ihre Verfassung erweist sich trotz des schwierigen Umfelds als robust."

Zum einen habe sich die Risikolage der beiden Banken stabilisiert. Dies zeige sich beispielsweise an den risikogewichteten Aktiven, die bei beiden Banken nach einem Anstieg im ersten Quartal wieder etwas gesunken seien. Zum andern hätten Credit Suisse und UBS, dank ihrer diversifizierten Ertragsstruktur, auch für das zweite und dritte Quartal solide Ergebnisse ausgewiesen, sagte er weiter.

Rückstellungen erhöht

Die Rückstellungen für Kreditrisiken seien dabei im Vergleich zum Vorkrisenniveau zwar erhöht, fielen jedoch im Vergleich zu internationalen Konkurrenten deutlich tiefer aus. Zudem hätten die beiden Banken im Handelsgeschäft und in der Vermögensverwaltung von der schnellen Erholung an den Finanzmärkten profitieren können.

"Auch im Ausblick bleiben die beiden global aktiven Schweizer Banken gut aufgestellt, um die Herausforderungen des schwierigen Umfelds zu meistern", betonte der SNB-Direktor. Zwar sei infolge der erwarteten Verschlechterung der Kreditqualität auch in den nächsten Quartalen mit erhöhten Rückstellungen zu rechnen. Im Basisszenario bleiben gemäss Einschätzungen der SNB die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Credit Suisse und UBS aber begrenzt.

Gleichzeitig zeigten diese Analysen aber auch, so Zurbrügg weiter, dass "das geschätzte Verlustpotenzial in Negativszenarien bei Credit Suisse und UBS weiterhin substanziell ausfällt". Zudem bleibe die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie und damit über die finanziellen Auswirkungen auf die beiden global aktiven Banken hoch. Beides unterstreiche, dass die Kapitalanforderungen gemäss aktueller TBTF-Regulierung (TBTF, too big to fail) notwendig seien, um eine angemessene Widerstandskraft der beiden global aktiven Banken sicherzustellen.

Inlandorientierte Banken sehen kaum Corona-Effekte

Auch bei den inlandorientierten Banken hat sich die Situation laut SNB seit der Publikation des Finanzstabilitäts-Bericht im Juni wenig verändert. "In den Finanzzahlen und Risikoindikatoren dieser Banken sind weiterhin kaum Effekte der Corona-Pandemie sichtbar", sagte Zurbrügg. Im ersten Halbjahr 2020 sei ihre Profitabilität zwar weiter gesunken. Diese Entwicklung sei jedoch durch eine zusätzliche Abnahme der Zinsmarge getrieben. Die Wertberichtigungen und Abschreibungen hingegen hätten kaum zugenommen.

Erfahrungsgemäss würden die Auswirkungen von Rezessionen auf die Banken allerdings erst mit einer gewissen Verzögerung sichtbar. Im Rahmen des Basisszenarios dürfte die Profitabilität der inlandorientierten Banken deshalb weiter unter Druck kommen, sagte Zurbrügg weiter.

Erstens sei davon auszugehen, dass die zu erwartende Verschlechterung der Kreditqualität zu vermehrten Wertberichtigungen und Abschreibungen auf Krediten an Schweizer Unternehmen führen wird. Zweitens dürfte die Zinsmarge aufgrund des anhaltenden Tiefzinsumfelds weiter abnehmen. "Während die inlandorientierten Banken im Aggregat profitabel bleiben sollten, ist vor diesem Hintergrund bei einigen von ihnen mit Verlusten zu rechnen", sagte Zurbrügg.

Unsicherheit bleibt gross

Im Ausblick bleibe die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie zudem gross. In diesem Kontext stelle die erhöhte Verwundbarkeit des inländischen Hypothekar- und Wohnliegenschaftsmarkts einen zusätzlichen Risikofaktor für die Banken dar. "Sollten die Auswirkungen der Pandemie auf die Einkommen der Haushalte und Unternehmen deutlich stärker ausfallen als aktuell angenommen, könnte dies eine Preiskorrektur am Immobilienmarkt auslösen", meint Zurbrügg.

Angesichts dieser Herausforderungen seien die vorhandenen Kapitalpuffer bei den inlandorientierten Banken ein entscheidendes Element für deren Kreditvergabefähigkeit und Verlusttragfähigkeit. Die Szenarioanalysen der SNB würden jedenfalls darauf hindeuten, dass die inlandorientierten Banken insgesamt in der Lage wären, auch die Verluste zu absorbieren, die unter deutlich negativeren Entwicklungen als im Basisszenario anfallen würden.

uh/tp