WIESBADEN (dpa-AFX) - Gut laufende Geschäfte und gesenkte Kosten lassen den Kohlefaserspezialist SGL Carbon zuversichtlicher auf das Gesamtjahr blicken. Das Management erwartet für 2021 laut einer Mitteilung vom Dienstag jetzt mehr Umsatz und mehr Gewinn als bisher. Der Kurs der SGL-Aktie sprang nach den Nachrichten um mehr als 16 Prozent nach oben und erreichte den höchsten Stand seit 2018.

Nach den vorläufigen Halbjahreszahlen traut sich der Wiesbadener Konzern für das Gesamtjahr mehr zu als bislang. SGL rechnet nun mit einem um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes Ebitda) von 130 bis 140 Millionen Euro. Bisher hatte das Management maximal 120 Millionen angepeilt. Dazu soll der Umsatz nun auf rund eine Milliarde Euro steigen, nachdem das Ziel vorher bei bis zu 970 Millionen Euro gelegen hatte.

Damit liegt der Konzern jetzt sowohl beim Umsatzziel als auch beim bereinigten operativen Gewinn noch deutlicher über der durchschnittlichen Erwartung der Analysten. Dazu prognostiziert SGL ein leicht positives Konzernergebnis. Bisher hatte die Konzernführung ein bestenfalls ausgeglichenes Ergebnis in Aussicht gestellt.

Außerdem soll der freie Barmittelzufluss nun oberhalb der Anfang des Jahres gegebenen Prognose von 20 Millionen Euro liegen. Bei der neuen Prognose geht der Vorstand allerdings davon aus, dass Einkaufspreise und Logistikketten stabil und Produktionslinien in Betrieb bleiben. Es darf also keine Verschlechterungen der Rahmenbedingungen durch die Corona-Pandemie geben.

Nach den vorläufigen Zahlen für das erste Halbjahr stieg der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 9 Prozent auf 496 Millionen Euro. Der bereinigte operative Gewinn schnellte um mehr als 710 Prozent auf 72 Millionen Euro nach oben.

Bereits nach dem ersten Quartal hatte SGL Carbon mitgeteilt, dass der Konzern bei seinem weltweiten Umbauprogramm gut vorankomme. Dazu ziehe die Nachfrage wieder an. Um den Kohlefaserspezialisten wieder profitabler zu machen, will das Management unter anderem 500 Stellen abbauen. Ende März beschäftigte SGL Carbon 4746 Mitarbeiter - rund zwei Prozent weniger als noch Ende 2020. Eine aktuelle Zahl will das Unternehmen erst bei der Veröffentlichung des Halbjahresberichts nennen. Bisher hätten allerdings 400 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, hieß es am Dienstag.

Zudem soll es nach dem im Herbst beschlossenen Plan umfangreiche Einsparungen bei den Sachkosten geben. Insgesamt wird eine Ergebnisverbesserung von mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr bis 2023 angepeilt.

An SGL Carbon sind die Autobauer BMW und VW sowie BMW-Großaktionärin Susanne Klatten über ihre Beteiligungsgesellschaft Skion beteiligt./knd/stw/jha/