Zürich (awp) - Die Aktien des Warenprüfers gehen zum Wochenauftakt auf Tauchgang. Händler sprechen von Gewinnmitnahmen nach einem enttäuschenden Halbjahresabschluss. Dabei sind die Valoren auch ein Opfer ihres eigenen Erfolges: Am Freitag noch hatten die Papiere in der Hoffnung auf gute Semesterzahlen ein neues Rekordhoch erreicht. Für Gesprächsstoff sorgt im Handel vor allem eine überraschende Margenwarnung.

Bis um 09.35 Uhr sacken SGS Namen um 5,1% auf 2'197 CHF ab. Der Gesamtmarkt (SMI) notiert hingegen bei 8'171,56 Punkten und damit um 0,18% über dem Schlussstand vom Freitag.

In Analystenkreisen wird die in den ersten sechs Monaten beobachtete Umsatzentwicklung als solide beurteilt. Dass sich das organische Wachstum beschleunigt hat und die diesbezüglichen Erwartungen übertroffen wurden, wird gar sehr begrüsst. Treiber des Wachstums waren die Segmente Umwelt, Regierung und Transport.

Die stark von der Entwicklung der Rohstoffpreise abhängigen Sparten wie Minerals und Öl&Gas schnitten hingegen unterdurchschnittlich ab. Sie hätten aber ebenfalls besser abgeschnitten, als er erwartet habe, merkt Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy an. Und Daniel Bürki von der ZKB meint, es werde noch einige Zeit dauern, bis sich die Erholung gewisser Rohstoffpreise auch bei der SGS wieder in zusätzlichem Umsatz manifestiere.

Die Gewinnzahlen von SGS haben hingegen durchs Band enttäuscht. Die Genfer begründen den Margenrückgang im ersten Semester unter anderem mit Investitionen in die Infrastruktur der Gruppe, wie etwa in die IT oder in den Aufbau der Shared Services. Zudem seien die zuletzt akquirierten Unternehmen noch wenig profitabel, so die Genfer. Daher würden auch die Margen vorübergehend etwas unter Druck kommen.

Und genau diese Margenwarnung wird SGS verübelt. Denn die Experten hatten im Gegenteil eine steigende Profitabilität erwartet, weil im Vergleich zum Vorjahr viel tiefere Restrukturierungskosten angefallen seien. Und dass die Marge vorübergehend von den kleineren Firmenübernahmen belastet werde, lasse Zweifel am Erfolg der Akquisitionsstrategie aufkommen. Die Börse hatte sich hier eine Gewinnverdichtung und keine kurzfristige Verwässerung erhofft.

Chris Burger von Helvea Baader bringt ein wenig Verständnis für SGS auf: Die zuletzt hohen Investitionen würden zwar zunächst die Margen etwas verwässern. Sie würden aber auch die Betriebseffizienz der Organisation erheblich verbessern und seien ein integraler Bestandteil der bis 2020 laufenden Transformationsinitiative.

Etwas Kritik kommt auch an der Wachstumsguidance auf. Er sei überrascht, dass diese nicht angehoben wurde, so Vontobel-Experte Bertschy. Trotz eines organischen Wachstums von 3,4% im ersten Halbjahr peilt das Management um CEO Frankie Ng im laufenden Jahr unverändert eine Rate von 2,5% bis 3,5% an. Dabei falle doch das zweite Semester bei SGS in der Regel stärker aus, so Bertschy.

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