Genf (awp) - Der weltweit tätige Warenprüf- und Inspektionskonzern SGS setzt seit Jahren auf Wachstum, und tut dies auch in Zukunft. Zulegen will Konzernchef Frankie Ng breit abgestützt in allen neun Divisionen, wobei weitere Firmen in erster Linie in den USA und in Asien zugekauft werden sollen.

Wenn es ums Wachstum geht, dann sollen Qualität und Diversifikation künftig noch stärker im Fokus stehen. Das machte Frankie Ng am Dienstag an der Bilanzmedienkonferenz in Genf klar. "Die zugekauften Firmen müssen bezüglich Technologie und Know-how Mehrwert bieten".

Firmen gibt es am fragmentierten Weltmarkt zuhauf. Schliesslich weist SGS am Markt für Warenprüfungen, Inspektionen und Zertifizierungen als Weltmarktführer lediglich einen Anteil von rund 10 Prozent aus. Die Politik der "kleinen Akquisitionen" sei da der richtige Weg, ist Finanzchefin Carla De Geyseleer überzeugt. 2018 wurden acht Firmen mit einem Umsatz von total 27 Millionen Franken gekauft.

Zukäufe in den USA

Den Schwerpunkt legt SGS bei den Übernahmen vermehrt auf die USA, wo man heute bereits eine grosse Präsenz im Öl- und Gas-Geschäft hat. Zur besseren Diversifikation will man künftig vor allem in die Bereiche Transport, Gesundheit, Kosmetik und Landwirtschaft investieren.

SGS wird aber nicht zu jedem Preis zukaufen. Wie bereits am Investorentreffen Anfang November mitgeteilt, distanziert sich Ng vom ursprünglich gesetzten Ziel, in der Zeitspanne von 2016 bis 2020 über Firmenzukäufe ein Umsatzvolumen von 1 Milliarde Franken zu generieren.

Bezüglich organischem Wachstum hält SGS bis 2020 derweil weiterhin jährliche Raten für möglich, die im "mittleren einstelligen Prozentbereich" liegen. Auch 2019 sei ein "solides organisches Wachstum" zu erwarten, hiess es.

Erholung im Bergbau

Im Geschäftsjahr 2018 hat SGS den Gruppenumsatz um 5,6 Prozent auf 6,71 Milliarden Franken gesteigert. Klammert man die Währungseinflüsse und die Zukäufe aus, dann verbleibt ein organisches Wachstum von 5,3 Prozent. Damit sei SGS so stark gewachsen wie zuletzt im Jahr 2012, hiess es.

Einen wesentlichen Beitrag dazu leisteten die Aktivitäten und Labors im Bergbau. Das in der Vergangenheit von schwierigen Marktbedingungen geprägte Segment "Minerals" wuchs währungsbereinigt mit 11 Prozent zweistellig, ohne eine Akquisition getätigt zu haben. Insbesondere im Geschäft der Gewinnung und Verarbeitung von Metallen, der Metallurgie, konnte SGS Aufträge dazugewinnen.

Aber auch in der grössten Sparten "Oil, Gas and Chemicals", die in den vergangenen Jahren ebenfalls das Wachstum der Gruppe gedämpft hatte, kletterte der Umsatz um 7,2 Prozent in die Höhe. Schlechter lief es im Transportgeschäft, wo der Umsatz nach dem zweistelligen Anstieg im Vorjahr im 2018 leicht gesunken ist.

Höhere Dividende

SGS wächst nicht auf Kosten der Profitabilität. Das um Sonderfaktoren wie einmalige Kosten zur Integration übernommener Firmen bereinigte operative Ergebnis (EBIT adjustiert) nahm um 8,4 Prozent zu und kletterte mit 1,05 Milliarden Franken erstmals über die Milliardengrenze. Die dazugehörige Marge steigerte SGS um 0,4 Prozentpunkte auf 15,7 Prozent.

Hier strebt die Gruppe bis 2020 einen Wert von "über 17 Prozent" an. Dies soll nebst Synergien aus Zukäufen auch mithilfe digitaler Lösungen erreicht werden. So steht in diesem Jahr die Lancierung eines neuen Labor-Informationssystems auf dem Plan.

Unter dem Strich verbleibt ein den Aktionären zurechenbarer Gewinn von 643 Millionen (+3,5%). Ihnen schlägt SGS eine Erhöhung der Dividende um 3 auf 78 Franken vor, zudem sollen eigene Aktien im Umfang von erneut bis zu 250 Millionen erworben werden.

Ein einschneidendes Ereignis für die Gruppe war im Juli der überraschende Tod des langjährigen Verwaltungsratspräsidenten Sergio Marchionne, der an Krebs erkrankt war. Seither wird das Unternehmen von Peter Kalantzis präsidiert.

An der Börse rücken SGS nach anfänglichen Kursverlusten bis am frühen Nachmittag um ein halbes Prozent vor. Analysten sprachen von einem soliden, aber keinem überzeugenden Geschäftsausweis.

mk/tp