FRANKFURT (Dow Jones)--Unsere Auswahl an Ereignissen aus der Finanz- und Wirtschaftswelt, die in der Woche im Fokus stehen werden (Angaben in Ortszeit Deutschland):


1. Letzter von vielen Schritt zum digitalisierten Rezept 

Es könnte der letzte entscheidende Schritt sein, damit das Papier-Rezept von der digitalen Variante abgelöst wird. Nach diversen Verzögerungen und Testläufen soll nun die Gesellschafterversammlung der Gematik, der Nationalen Agentur für Digitale Medizin, ihr Plazet geben. Damit würde der Zeitplan des Bundesgesundheitsministeriums aktiv werden, der das E-Rezept für alle Apotheken ab 1. September verpflichtend macht. Auf Ärzteseite erfolgt die Einführung - ganz im föderalen deutschen Sinne - schrittweise nach Bundesländern. Am 1. Februar 2023 soll diese Digitalisierungsform dann bundesweit gelten. Auch Börsianer hoffen auf die Entscheidung, könnte sie doch das Vitamin E für Kursgewinne bei gelisteten Online-Apotheken wie Shop Apotheke und Zur Rose verabreichen, wie Citi-Analysten erwarten.

>>> Montag, 30. Mai 2022


2. Turbo-Inflation in Deutschland hält an 

Der außergewöhnlich starke Preisanstieg in Deutschland geht weiter. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen erwarten für Mai gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) einen Anstieg der Inflationsrate auf 8,1 (Vormonat: 7,8) Prozent. Wegen höherer Energie- und Lebensmittelpreise und wegen des Ukraine-Kriegs bewegt sich die Inflation in Deutschland auf den höchsten Stand seit mehr als 40 Jahren. Ein Ende des starken Preisauftriebs ist nicht in Sicht. Aktuell wollen so viele Unternehmen wie noch nie in den kommenden drei Monaten ihre Preise erhöhen, wie eine Umfrage des Ifo-Instituts ergab. "Die Inflation in Deutschland dürfte damit auch in den kommenden Monaten bei über 7 Prozent liegen", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser voraus.

>>> Montag, 30. Mai 2022; 14:00 Uhr


3. EU-Chefs um Einigkeit bemüht 

Lange war die sonst streitbare Europäische Union gegenüber Russland geeint. Die Staats- und Regierungschefs haben im Eiltempo Sanktionen gegen Russland wegen dessen Angriffskrieg auf die Ukraine beschlossen. Beim geplanten Öl-Embargo bröckelt diese Einheit aber. Daher will man sich viel Zeit für Diskussionen über Hilfen für die Ukraine sowie die Verteidigungs- und Energiepolitik nehmen. Außerdem soll es um Ernährungssicherheit gehen. Dies sind alles wichtige Themen. Aber unterschwellig brodelt doch die Sorge, ob Russlands Präsident Wladimir Putin Fortschritte macht bei seinem Ziel, die EU zu destabilisieren. Ungarn hat ein Veto gegen das Öl-Embargo eingelegt.

>>> Montag, 30. und Dienstag, 31. Mai 2022


4. Eurozone-Inflation steigt auf Rekordhoch 

Für die Eurozone zeichnet sich ein weiterer Anstieg der Inflationsrate ab. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen rechnen für Mai mit einem Anstieg auf 7,6 (Vormonat: 7,5) Prozent. Das wäre ein neues Rekordhoch. Auch der unterliegende Inflationsdruck dürfte sich verstärken. Bei der Kernrate sagen die Ökonomen eine stabile Rate von 3,5 (3,5) Prozent voraus. Haupttreiber bleiben die Energiepreise, aber auch die Preise der anderen Güter sind weiter gesteigen. "Dies lässt befürchten, dass auch bei den Verbraucherpreisen zumindest die Kernrate den Hochpunkt noch lange nicht erreicht hat", erklärt die Commerzbank. "Der Druck auf die EZB nimmt weiter zu, schon bald ihre Zinsen anzuheben."

>>> Dienstag, 31. Mai 2022; 11:00 Uhr


5. Scholz droht Generalabrechnung der Opposition 

Offiziell debattiert der Bundestag in der Mitte seiner Haushaltswoche über das Budget des Kanzleramts, traditionell steht dieser Termin aber unter der Überschrift einer breiten "Generaldebatte" über die Politik der Regierung. Zu erwarten sind scharfe Anwürfe der Opposition an die Adresse von Bundeskanzler Olaf Scholz in einer von Krisen geprägten Zeit. Im Mittelpunkt der Kritik stehen seit langem nicht nur Scholz' Kurs in Bezug auf den Ukraine-Krieg, sondern auch die Fähigkeiten des Kanzlers, mit Abgeordneten und Bevölkerung in eine angemessene Kommunikation zu treten. Abzuwarten bleibt, ob Scholz auf eine solche Generalabrechnung der Opposition mit mehr reagieren wird als nur mit abwartenden Aussagen.

>>> Mittwoch, 1. Juni 2022; 09:00 Uhr


6.?Überprüfung der Zusammensetzung von Stoxx-50 und Euro-Stoxx-50 

Euro-Stoxx-50 und Stoxx-50 werden am Mittwoch aufgrund der außerordentlich strengen Fast-Entry- und Fast-Exit-Kriterien überprüft. Im Euro-Stoxx-50 zeichnet sich keine Veränderung ab. Im paneuropäischen Stoxx-50 haben Glencore eine Aufstiegschance. Sicher ist der Aufstieg des Rohstoffkonzerns aber nicht, die Abstände waren zuletzt gering. Veränderungen geben wird es wahrscheinlich wieder in den breiten Benchmark-Indizes. Alle Veränderungen werden zu den Schlusskursen am 17. Juni vollzogen und zum 20. Juni wirksam.

>> Mittwoch, 1. Juni 2022; 22:05 Uhr


7. Opec+ hält an ihrem Kurs fest 

Die Allianz der Opec+ hatte zu Beginn der Pandemie ihre Förderung stark gedrosselt, um die Preise vor einem Absturz zu bewahren. Seit Anfang 2021 haben die Länder der Opec+ jeden Monat 400.000 Barrel Produktion wieder auf den Markt gebracht und planen, dies bis September 2022 beizubehalten. Und seit geraumer Zeit enden die Treffen der Opec+ mit dem immer gleichen Mantra: "Wir halten an unserer Strategie fest, die Ölförderung schrittweise wieder auf das Niveau vor der Pandemie zu bringen. Ende der Durchsage." Es scheint absolut nichts zu geben, was die 23 Opec+-Mitglieder um Saudi-Arabien und Russland von diesem Kurs abbringen könnte - kein Bitten und Flehen aus den Ölverbrauchsländern, keine drohende Konjunkturflaute, nicht einmal gereizt vorgetragene Forderungen der USA, dem wichtigsten Verbündeten der Saudis, konnten eine Änderung bewirken. Das Bündnis von Saudi-Arabien und Russland hält. Jetzt hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Idee eines Gegenkartells ins Spiel gebracht: Die großen Ölverbrauchsländer sollen sich auf einen Preisdeckel einigen. Doch für ein solches Käuferkartell bräuchte es eine breite Koalition von Staaten, die derzeit einfach nicht in Sicht ist.

>>> Donnerstag, 2. Juni 2022


8. US-Jobmotor läuft auf vollen Touren 

Der US-Jobmotor läuft trotz hoher Inflation und Ukraine-Krieg weiter auf vollen Touren. Ökonomen rechnen für Mai nach dem Factset-Konsens mit einem Zuwachs von 313.000 (Vormonat: 428.000) Stellen. Die Arbeitslosenquote soll demnach auf 3,5 (3,6) Prozent sinken. Das ist ein Niveau, das dem Ziel der Fed für eine Vollbeschäftigung entsprechen dürfte. Bei den Stundenlöhnen wird ein Plus von 0,4 (0,3) Prozent gegenüber dem Vormonat erwartet. Im Jahresvergleich wird eine Lohnsteigerung von 5,2 (5,5) Prozent prognostiziert. Angesichts der hohen Inflation und der drohenden Überhitzung am Arbeitsmarkt hat die Fed jüngst den Leitzins um 50 Basispunkte erhöht, der größte Zinsschritt seit 22 Jahren.

>>> Freitag, 3. Juni 2022; 14:30 Uhr


9. Entscheidung über mögliche Änderungen in den Indizes der DAX-Familie 

Beiersdorf steht vor der Rückkehr in den DAX. Die Aktien des Hamburger Nivea-Konzerns dürften am Abend des 17. Juni im deutschen Leitindex voraussichtlich Delivery Hero verdrängen. Weitere Veränderungen im DAX stehen wahrscheinlich erst im September an. Im MDAX dürfte der Anbieter von erneuerbaren Energien Encavis eine gute Aufstiegschance haben. Sollten Encavis aufsteigen, wären Jungheinrich wohl erster Kandidat für einen Abstieg in den SDAX. Eine gute Chance für einen Aufstieg in den TecDAX haben Hensolt. Sie könnten S+T oder Morphosys verdrängen. Die Indizes der DAX-Familie werden am Freitagabend auf Basis der außerordentlich strengen Fast-Entry- und Fast-Exit-Regeln überprüft. Umgesetzt werden die Veränderungen zu den Schlusskursen am 17. Juni, wirksam zum 20. Juni.

>>> Freitag, 3. Juni 2022; 22:05 Uhr


Mitarbeit: Andreas Plecko, Hans-Joachim Koch, Andreas Kißler, Andrea Thomas, Herbert Rude

Kontakt zum Autorenteam: topnews.de@dowjones.com

DJG/kla

(END) Dow Jones Newswires

May 27, 2022 09:40 ET (13:40 GMT)