VENLO (dpa-AFX) - Der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke sieht sich nach neun Monaten auf Kurs zu den Jahreszielen. So stieg der Umsatz anhand vorläufiger Berechnungen um 9,8 Prozent auf 772 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag in Venlo mitteilte. Die Kapazitätsengpässe infolge des Umzugs in ein neues Logistikzentrum hätten dabei noch bis Mitte September angehalten, hieß es. Dank eines zweistelligen Zuwachses gegen Ende des Quartals habe das Unternehmen das dritte Quartal mit einem leichten Umsatzminus von 0,3 Prozent auf 238 Millionen Euro abschließen können. Die Zahl aktiver Kunden legte seit Jahresbeginn um eine Million auf 7,3 Millionen zu.

Der Umzug in das neue Logistikzentrum sei inzwischen abgeschlossen, kommentierte Vorstandschef Stefan Feltens. "Unsere Kapazitätsengpässe sind inzwischen beseitigt, es gibt keinen Personalmangel mehr in der Logistik." Somit könne Shop Apotheke auf Wachstumskurs zurückkehren, so der Manager. Das Unternehmen sei nun "für weiteres Wachstum im vierten Quartal und im kommenden Jahr gerüstet".

Am Aktienmarkt kam dies gut an. Die Aktie legte am Vormittag um 7,1 Prozent auf 131,10 Euro zu. Allerdings hatte das Papier in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich Federn lassen müssen.

Die Aktie gehörte im vergangenen Jahr in der Corona-Pandemie noch zu den Gewinnern an der Börse: Mit einem Plus von gut 240 Prozent auf rund 148 Euro war das Papier der Favorit im MDax, aus dem es mittlerweile absteigen musste. Bis Februar 2021 war es sogar auf den Rekordwert von 249 Euro nach oben gegangen. Seitdem hakt es aber. Unter anderem blicken Börsianer noch zweifelnd auf die geplante Einführung des elektronischen Rezepts im deutschen Gesundheitswesen. Es würde den Kauf von rezeptpflichtigen Medikamenten für die Kunden bei der Online-Apotheke deutlich vereinfachen, weshalb sich das Management des Unternehmens hiervon viel verspricht. Unternehmenschef Feltens rechnet jetzt aber damit, dass die Einführung des E-Rezepts in Deutschland kurz bevorsteht.

Während das Unternehmen in den ersten neun Monaten gut ein Fünftel mehr mit nicht-verschreibungspflichtigen Produkten erlöste, ging der Umsatz mit verschreibungspflichtigen Medikamenten aufgrund des Bonusverbots in Deutschland um gut 30 Prozent zurück. Mit dem Bonusverbot dürfen Online-Apotheken seit Mitte Dezember 2020 keine Rabatte mehr auf rezeptpflichtige Medikamente geben.

Für das laufende Jahr rechnet Shop Apotheke wie zuletzt mit einem Umsatzplus von insgesamt 10 bis 15 Prozent. Die bereinigte operative Marge bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigte Ebitda-Marge) soll um die Gewinnschwelle ("Break-even") liegen und damit um null Prozent. Shop Apotheke hatte im Juli die Jahresziele wegen Engpässen bei Auftragsabwicklung und Arbeitskräften deutlich gesenkt.

Shop Apotheke hat ausgerufen, sich in den kommenden Jahren zu einer "kundenzentrierten E-Pharmacy-Plattform" zu entwickeln und setzt dabei auch auf sogenanntes "Cross-Selling": Kunden sollen animiert werden, zusätzlich zu verschreibungspflichtigen Medikamenten auch nicht-verschreibungspflichtige Produkte zu kaufen./mne/nas/men/mis