VENLO (dpa-AFX) - Beim Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke haben im zweiten Quartal Probleme in der Logistik auch auf die Profitabilität gedrückt. Ein gegenwärtig angespannter Arbeitsmarkt und der Umzug an den neuen Standort im niederländischen Sevenum führten zuletzt zu Logistikproblemen. An der Börse setzte die Aktie ihre Talfahrt weiter fort.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei auf 1,2 Millionen Euro gesunken, teilte das im MDax notierte Unternehmen am Donnerstag in Venlo mit. Im Vorjahr hatte Shop Apotheke hier noch 6,3 Millionen Euro ausgewiesen. Unter dem Strich schreibt der Konzern weiter rote Zahlen. Das Unternehmen hatte bereits im Juli Eckdaten für das erste Halbjahr vorgelegt und seine Ziele für 2021 gesenkt.

An der Börse kamen die Zahlen nicht gut an. Die Aktie verlor im Vormittagshandel um gut drei Prozent auf 118,80 Euro. Der Online-Apotheker habe ein schwaches Quartal hinter sich, schrieb Analyst Volker Bosse von der Baader Bank in einer ersten Einschätzung. Mittel- bis langfristig habe das Unternehmen aber Wachstumspotenzial. Nach Ansicht von Analyst Alexander Thiel von der Investmentbank Jefferies haben die endgültigen Quartalszahlen letztlich nicht mehr viel Neues gebracht.

Im ersten Halbjahr stiegen die Erlöse wie bereits bekannt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar um rund 15 Prozent auf 534 Millionen Euro, allerdings nahm die Wachstumsdynamik im zweiten Quartal ab. Zwischen April und Juni erzielte das Unternehmen lediglich ein Umsatzplus von 7,6 Prozent auf rund 250 Millionen Euro. Dabei wuchs der Umsatz mit rezeptfreien Produkten, allerdings musste Shop Apotheke einen Erlösrückgang im prozentual zweistelligen Bereich mit verschreibungspflichtigen Mitteln hinnehmen.

Während die Zahl aktiver Kunden im zweiten Quartal um weitere 300 000 auf deutlich über sieben Millionen anstieg, konnte Shop Apotheke mit seiner Logistik offenbar nicht Schritt halten. Konzernchef Stefan Feltens machte zuletzt für das verlangsamte Umsatztempo zum einen Probleme bei der Personalsuche verantwortlich. Für Schwierigkeiten sorgte zudem der zeitweise parallele Betrieb von zwei Logistikzentren, wodurch die Komplexität der Abläufe gestiegen sei.

Das Problem ist aber laut Unternehmen nur temporär: "Um die vorübergehenden Kapazitätsengpässe in der Logistik zu überwinden, haben wir umgehend Maßnahmen ergriffen", erläuterte Finanzchef Jasper Eenhorst. Die Situation habe sich inzwischen stabilisiert und das Management sehe erste Anzeichen einer Verbesserung. Die langfristigen Wachstumsperspektiven blieben unverändert.

Für das laufende Jahr rechnet Shop Apotheke gemäß neuer Prognose mit einem Umsatzplus von 10 bis 15 Prozent. Die bereinigte operative Marge bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigte Ebitda-Marge) soll um die Gewinnschwelle ("Break-even") liegen und damit um null Prozent.

Die Aktie der Shop Apotheke gehörte im vergangenen Jahr in der Corona-Pandemie zu den Gewinnern an der Börse: Mit einem Plus von gut 240 Prozent auf rund 148 Euro war das Papier der Favorit im MDax. Bis Februar 2021 ging es sogar auf den Rekordwert von 249 Euro nach oben. Seit einiger Zeit hakt es aber. Unter anderem blicken Börsianer noch zweifelnd auf die geplante Einführung des elektronischen Rezepts im deutschen Gesundheitswesen. Es würde den Kauf von rezeptpflichtigen Medikamenten für die Kunden bei der Online-Apotheke deutlich vereinfachen, weshalb sich das Management des Unternehmens hiervon viel verspricht.

Shop Apotheke hat ausgerufen, sich in den kommenden Jahren zu einer "kundenzentrierten E-Pharmacy-Plattform" zu entwickeln und setzt dabei auch auf sogenanntes "Cross-Selling": Kunden sollen animiert werden, zusätzlich zu verschreibungspflichtigen Medikamenten auch nicht-verschreibungspflichtige Produkte zu kaufen./mne/tav/eas