(neu: Aktienkurs aktualisiert)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Starke Quartalszahlen, die Ausgliederung der kriselnde Energiesparte plus mehr Einsparungen dort - Siemens hat am Mittwoch die Anleger voll überzeugt. Der Aktienkurs stieg um 4,6 Prozent auf gut 107 Euro und somit auf den höchsten Stand seit sieben Monaten. Damit lagen Siemens auf Rang zwei im Dax, nur knapp hinter den Papieren von Wirecard.

Der Reihe nach: Am Dienstagabend hatten die Münchener angekündigt, die neu geformte Energiesparte Gas and Power auszugliedern und bis September kommenden Jahres an die Börse zu bringen. Am Mittwochmorgen ließ Siemens wissen, dass der operative Gewinn von Januar bis März um sieben Prozent gestiegen ist - Analysten hatten mit einer Stagnation gerechnet. Und anschließend kündigte Siemens an, die Kosten im Energiegeschäft doppelt so stark kürzen zu wollen wie bislang vorgesehen.

Das "klare Highlight" der Quartalszahlen sei die höhere Profitabilität in den Segmenten Power and Gas und im Energie-Management, sagte Analyst Wasi Rizvi von der Bank RBC. Mit 5,9 Prozent liege die Marge von Power and Gas am oberen Ende der Erwartungen. "Es wird interessant sein, ob dieses Niveau zumindest gehalten werden kann". Im Energie-Management übertreffe die Marge mit 7,5 Prozent die Konsensprognose um um 1,3 Punkte. Die Zahlen berichtete Siemens dabei noch in der alten Struktur.

In die auszugliedernde Energiesparte will Siemens auch den Anteil von 59 Prozent an dem Windradhersteller Siemens Gamesa einbringen. In Zukunft konzentrieren sich die Münchener auf die wachstumsträchtigen digitalen Geschäfte. Mit der Vision 2020+ setze das Industriekonglomerat die Vereinfachung fort, lobte RBC-Analyst Rizvi. Es gebe immer mehr Klarheit über die zukünftige Struktur von Siemens.

Für Andreas Willi von JPMorgan bedeutet die Entscheidung von Siemens die größte Umwälzung seit dem Ausstieg aus der Telekommunikation im Jahr 2006. Dies könnte den derzeit herrschenden Konglomeratsabschlag bei der Siemens-Aktie reduzieren, den der Analyst bei 35 Euro sieht. Er sieht die Entscheidung positiv, da die Ausrichtung auf das digitale Kerngeschäft für Investoren besser einsehbar sei.

Anleger könnten nun also wieder hoffnungsvoller in die Zukunft schauen. Im vergangenen Jahr hatten die Aktionäre nicht viel zu lachen: Der Börsenwert büßte vom Hoch im Januar bis Jahresende nach immer neuen Hiobsbotschaften fast ein Viertel ein. Im Februar dieses Jahres rutschten die Papiere auf den niedrigsten Kurs seit Sommer 2016. Seitdem haben sie sich wieder um 18 Prozent erholt.

"Von vorsichtigem Optimismus zu Optimismus" lautete am Mittwoch denn auch das Fazit des Analysten Ben Uglow von der Investmentbank Morgan Stanley. Die Ausgliederung der 30 Milliarden Euro schweren Sparte Power & Gas sei "ein ganz großer Schritt in der Geschichte von Siemens". Das Unternehmen sei nun fokussiert auf die profitablen Felder Automation und Infrastruktur. Innerhalb des Industriesektors, für den Uglow vorsichtig gestimmt ist, rät der Experte zum Kauf der Siemens-Aktie./bek/jsl

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