(Neuester Stand der Streiks)

STUTTGART (dpa-AFX) - Vor Beginn der dritten Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie hat die IG Metall die angekündigte Warnstreikwelle anrollen lassen. Am Montag legten nach Gewerkschaftsangaben bundesweit mehrere tausend Metaller zeitweise die Arbeit nieder, um ihrer Forderung nach mehr Geld und neuen Arbeitszeitregeln Nachdruck zu verleihen.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann forderte die Arbeitgeber erneut auf, von ihrem strikten Nein abzurücken und mit der Gewerkschaft über die Arbeitszeit-Forderung zu verhandeln. Die Arbeitegber halten diese für unrechtmäßig und damit nicht verhandelbar. Die dritte Runde beginnt am Donnerstag im Südwesten. Bis dahin will die IG Metall den Druck sukzessive erhöhen und die Warnstreiks ausweiten. Erste Aktionen hatte es bereits vergangene Woche gegeben. Zuletzt waren die Metaller in Deutschland 2016 in Warnstreiks getreten.

Am Montag beteiligten sich nach Angaben der IG Metall mehr als 3000 Mitarbeiter des Autobauers Porsche in Stuttgart am Warnstreik. In Berlin gingen laut Gewerkschaft rund 700 Metaller auf die Straße, in Hennigsdorf in Brandenburg versammelten sich Beschäftigte des Zugbauers Bombardier vor dem Werkstor. Die Gewerkschaft sprach von rund 300 Mitarbeitern, das Unternehmen von rund 200.

Unmittelbar nach Mitternacht hatten schon Mitarbeiter von Firmen im fränkischen Aschaffenburg und im westfälischen Iserlohn die Arbeit für kurze Zeit ruhen lassen. Weitere Aktionen gab es auch in Hessen, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen. In Rheinland-Pfalz und dem Saarland soll es am Dienstag losgehen.

"Wenn sich am Donnerstag am Verhandlungstisch nichts tut, dann werden die Arbeitgeber schnell spüren, wie sauer ihre Belegschaften sind", betonte Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück in Stuttgart mit Blick auf die nächste Verhandlungsrunde. Nicht die Arbeitgeber hätten die hohen Gewinne erwirtschaftet, sondern die Beschäftigten.

Die IG Metall fordert sechs Prozent mehr Geld und für alle 3,9 Millionen Beschäftigten die Option, ihre Arbeitszeit befristet auf 28 Wochenstunden senken zu können. Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder sowie pflegende Familienangehörige sollen einen Teillohnausgleich erhalten, wenn sie ihre Arbeitszeit reduzieren - was die Arbeitgeber kategorisch ablehnen.

Sie bezeichnen die Forderung als unrechtmäßig, weil daraus Ungleichbehandlungen gegenüber Mitarbeitern entstünden, die jetzt schon ohne Ausgleich in Teilzeit arbeiten. Sie berufen sich auf ein arbeitsrechtliches Gutachten, das diese Sichtweise stützt. Ihr Angebot an die IG Metall sieht Lohnzuwächse von zwei Prozent plus eine Einmalzahlung vor. Zudem verlangen sie eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten nach oben.

Der Chef der IG Metall in Baden-Württemberg, Roman Zitzelsberger, hatte die Vorgehensweise der Arbeitgeber am Wochenende als Nebelkerze bezeichnet. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall hingegen nannte es "bemüht und hilflos", wie die Gewerkschaft versuche, die mögliche Rechtswidrigkeit der eigenen Forderung kleinzureden. Der Verband der Metall- und Elektro-Industrie in Thüringen warf der IG Metall mit Blick auf die Warnstreiks eine unnötige Eskalation vor./eni/ceb/DP/das