FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte notieren am Dienstagnachmittag im Minus. Vom Tagestief am Morgen haben sich die Indizes allerdings deutlich erholt. So notiert der DAX 0,3 Prozent niedriger bei 15.151 Punkten, im Tief notierte er bereits bei 15.012 Zählern. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,5 Prozent auf 4.053 Zähler nach. Die Sorge vor einer Stagflation, also einer Mischung aus steigender Inflation und fehlendem Wirtschaftswachstum, drückt weiter auf die Stimmung.

Sorgen vor einem Inflationsschub scheinen sich zu bestätigen, steigen die Preise im deutschen Großhandel doch weiter. Im September legten sie um 13,2 Prozent zum Vorjahr zu, das war der höchste Anstieg seit 1974. Wie sich der Mix aus Lieferkettenproblemen, Preisanstieg der Vorprodukte und Energiepreisen auf die Gewinne der europäischen Unternehmen auswirken wird, wird die Berichtssaison zum dritten Quartal zeigen. Den Beginn der US-Berichtssaison machen ab Mittwoch unter anderem die Banken mit JP Morgan, Bank of America, Morgan Stanley, Citigroup und Goldman Sachs.


   Energiepreise werden zur Belastung 

Die vom ZEW befragten Finanzmarktanalysten blicken im Oktober erneut pessimistischer in die Zukunft, die ZEW-Konjunkturerwartungen fallen von 26,5 auf 22,3. Eine Abkühlung der Wirtschaft ist für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, in Stein gemeißelt. Dies zeigten nicht nur die ZEW-Konjunkturerwartungen, sondern auch der ifo-Geschäftsklimaindex. Zweierlei Dinge spielten dabei eine Rolle. Zum einen liefen die Nachholeffekte im Dienstleistungssektor aus. Zum anderen belasteten die Materialknappheiten die Industrie unverändert schwerwiegend. Mit der zu erwartenden schwächeren Entwicklung im Dienstleistungssektor würden die Folgen der fehlenden Vorprodukte in der Industrie jetzt deutlicher sichtbar. Erschwerend kommen nun auch die massiv gestiegenen Energiepreise hinzu, die den wirtschaftlichen Ausblick zusätzlich belasten.

Trotz dieser Belastungsfaktoren gebe es keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Komme der Materialfluss wieder in Gang, kommt es Gitzel zufolge zu einer stark anziehenden Industriekonjunktur. Einerseits werden die Unternehmen die liegengebliebenen Aufträge abarbeiten, andererseits müssen die leergefegten Lager wieder befüllt werden. Beides spreche für hohe Wachstumsraten der Industrieproduktion.


   Windturbinenhersteller profitieren von Macrons Investitionsplan 

Für die Aktien der europäischen Windturbinenhersteller geht es mit Blick auf den 30 Milliarden Euro schweren Investitionsplan für grüne Energie des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron nach oben. Macron hat den Anlauf unternommen, die Energie-, Transport- und Technologiesektoren des Landes zu revitalisieren und die Dekarbonisierung der französischen Wirtschaft voranzutreiben. Geplant sind unter anderem Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro in Onshore- und Offshore-Wind- und Solarenergie, berichtete der Wirtschaftsnachrichtensender BFM. Der französische Präsident fügte hinzu, er wolle, dass Frankreich weltweit führend bei grünem Wasserstoff werde und bis 2030 ein kohlenstoffarmes Flugzeug haben soll. Die Aktien von Siemens Gamesa und Vestas steigen um 4,2 und 5,7 Prozent, Nordex legen um 4 Prozent zu.

Für die Aktie von Verbund geht es um 3,1 Prozent nach oben. Wie zu erwarten, werden nach einem regenreichen Sommer eine überdurchschnittliche Wasserführung der Kraftwerke sowie höhere Absatzpreise das Ergebnis des österreichischen Versorgers beflügeln. In Folge hat das Unternehmen seine Gewinnprognosen 2021 angehoben. Rund 90 Prozent des erzeugten Stroms stammten aus Lauf- und Speicherkraftwerken.

Der finnische Stahlhersteller Outokumpu hat auch wegen der stark steigenden Stahlpreise den Ausblick erhöht. Dies habe Signalwirkung für den ganzen Stahlsektor, kommentieren die Analysten von Jefferies. Das Unternehmen geht nun von einem EBITDA im dritten Quartal aus, das über dem Vorjahreswert liegen wird. Die Aktie der Finnen steigt gegen den schwachen Markt um 4,7 Prozent.

Die Quartalszahlen von Symrise-Konkurrent Givaudan sehen auf den ersten Blick gut aus. Das organische Wachstum in Franken liegt mit 5,8 Prozent über der Prognose von Analysten von 5,2 Prozent. Belastend dürfte jedoch das überraschend schwache Abschneiden der Sparte Fragrance & Beauty wirken. Überdies hat Givaudan am Vorabend die Übernahme von DDW, einem Spezialisten für das Färben von Lebensmitteln, bekanntgegeben ohne einen Kaufpreis zu nennen. Die Aktien geben 1,5 Prozent nach. Symrise notieren 0,3 Prozent im Plus.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.051,85      -0,5%        -20,67         +14,1% 
Stoxx-50                3.533,32      -0,4%        -15,50         +13,7% 
DAX                    15.141,73      -0,4%        -57,41         +10,4% 
MDAX                   33.598,39      +0,2%         61,67          +9,1% 
TecDAX                  3.588,07      +0,3%         11,72         +11,7% 
SDAX                   16.195,88      +0,5%         77,07          +9,7% 
FTSE                    7.117,85      -0,4%        -29,00         +10,6% 
CAC                     6.529,17      -0,6%        -41,37         +17,6% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,10                    +0,02          +0,47 
US-Zehnjahresrendite        1,60                    -0,01          +0,68 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Di, 8:10 Uhr  Mo, 17:19 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1544      -0,1%        1,1561         1,1573   -5,5% 
EUR/JPY                   131,06      +0,1%        130,96         131,09   +3,9% 
EUR/CHF                   1,0732      +0,1%        1,0720         1,0723   -0,7% 
EUR/GBP                   0,8488      -0,1%        0,8497         0,8492   -5,0% 
USD/JPY                   113,54      +0,2%        113,28         113,25   +9,9% 
GBP/USD                   1,3598      +0,0%        1,3607         1,3627   -0,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,4502      -0,1%        6,4554         6,4534   -0,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                57.039,01      -0,2%     57.593,01      57.317,26  +96,3% 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  81,20      80,52         +0,8%           0,68  +69,7% 
Brent/ICE                  83,68      83,65         +0,0%           0,03  +65,0% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.767,89   1.754,15         +0,8%         +13,74   -6,9% 
Silber (Spot)              22,70      22,58         +0,5%          +0,12  -14,0% 
Platin (Spot)           1.021,95   1.012,05         +1,0%          +9,90   -4,5% 
Kupfer-Future               4,37       4,37         +0,1%          +0,01  +24,1% 
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October 12, 2021 09:57 ET (13:57 GMT)