ZAMUDIO (dpa-AFX) - Der Windanlagenbauer Siemens Gamesa rechnet wegen der Corona-Krise im laufenden Quartal mit weiteren Verlusten im operativen Geschäft. Wegen Projektkosten und der Auswirkungen durch Covid-19 soll das bereinigte Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni negativ ausfallen, wie das Unternehmen am späten Mittwochabend im spanischen Zamudio mitteilte. Zwar soll das Ergebnis im nachfolgenden Jahresviertel wieder positiv sein, dies dürfte aber nicht ausreichen, um die negative Entwicklung für das gesamte Geschäftsjahr auszugleichen, hieß es weiter. Der Aktienkurs brach ein.

Daneben bekommt der Windanlagenbauer per sofort einen neuen Chef. Andreas Nauen ersetzt laut Mitteilung Markus Tacke. Der neue Vorstandsvorsitzende leitete zuvor das Offshore-Geschäft des Unternehmens und soll nun zeitnah das Geschäft mit Windanlagen an Land stabilisieren. Der Chefwechsel wird von Marktbeobachtern positiv eingeschätzt. Er sei ein erfahrener Manager, schrieb Akash Gupta, Analyst der US-Bank JPMorgan und bezeichnete die Nachricht als "positiv". Wegen der Gewinnwarnung bewertete der Experte die Aktie jedoch weiter mit "Underweight".

Die Aktien des in Madrid gelisteten Windanlagenbauers gaben am Donnerstag um rund neun Prozent auf 13,88 Euro nach. Trotz eines deutlichen Kurssturzes angesichts der Corona-Krise von knapp 17 auf unter 11 Euro im März hatte sich die Bewertung zuvor im Zuge eines Großauftrages in Frankreich Anfang Juni sogar wieder bis knapp unter die Marke von 16 Euro hochgearbeitet. Die erneute Gewinnwarnung kommt bei den Anlegern jedoch nicht gut an.

Bereits im zweiten Geschäftsquartal bis Ende März musste die Siemens-Tochter aufgrund der Belastungen durch die Corona-Krise einen Gewinneinbruch. Dazu kamen zusätzliche Kosten im Zusammenhang mit einem sich abschwächenden indischen Markt sowie für Projekte in Nordeuropa. Unterm Strich verlor das Unternehmen zwischen Januar und März 165 Millionen Euro nach einem Gewinn von 49 Millionen Euro im Vorjahr. Im ersten Geschäftshalbjahr summierten sich die Verluste damit auf 339 Millionen Euro.

Dabei blickt das Unternehmen laut eigener Angaben auf einen starken Auftragsbestand: Ende März betrug er 28,6 Milliarden Euro und lag damit 21 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Aus der deutschen Politik kamen zudem zuletzt erfreuliche Signale für die Windkraft-Branche. Die für diesen Donnerstag geplante Verabschiedung der umstrittenen Regelung zum Mindestabstand zwischen neuen Windrädern könnte das hiesige Geschäft mit Windanlagen an Land zumindest teilweise wiederbeleben. Die Bundesregierung stellt es den Ländern laut der Gesetzesvorlage frei, ob sie einen Mindestabstand von 1000 Metern zur Wohnbebauung umsetzen wollen.

Anfang Juni beschloss das Kabinett bereits das Ausbauziel für Offshore-Windkraft in Nord- und Ostsee von 15 Gigawatt auf 20 Gigawatt Leistung bis 2030 anzuheben./ssc/stw/mis