--Ergebnis mit Sonderbelastung unter Erwartungen

--Umsatz und Auftragseingang schlagen Analystenerwartungen

--Prognose bestätigt

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Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens wird sich nach 170 Jahren vollständig aus Russland zurückziehen. "Wir verurteilen den Krieg in der Ukraine und haben beschlossen, unsere industriellen Geschäftsaktivitäten in Russland in einem geordneten Prozess zu beenden", sagte Vorstandschef Roland Busch. Das Neugeschäft war nach der russischen Invasion bereits eingestellt worden. Siemens erwirtschaftete zuletzt rund 1 Prozent des Gesamtumsatzes in dem Land.

Im Ergebnis des zweiten Quartals (per Ende März) schlagen sich die Russland-Sanktionen und der geplante Rückzug in Form von Wertminderungen und anderen Belastungen in Höhe von insgesamt 600 Millionen Euro nieder, die vor allem in der Bahntechniksparte Mobility zu einem Verlust führten. Das Ergebnis der industriellen Geschäfte ging in der Folge im zweiten Quartal um 13 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zurück - von Siemens befragte Analysten hatten mit 2,4 Milliarden Euro gerechnet.

Auch die anderen Geschäfte blieben nicht unbelastet von den Ruussland-Sanktionen. Im Bereich Digital Industries lief zwar die Fabrikautomatisierung stark, im Software-Geschäft machte sich jedoch die Umstellung des Geschäfts auf das Abo-System (Software as a Service) negativ bemerkbar - hier sank die Marge unerwartet um 200 Basispunkte auf 18,1 Prozent. Smart Infrastructure traf der Lockdown in China, trotzdem wuchsen die Einnahmen stark.

Insgesamt kletterte der Umsatz um 16 Prozent auf gut 17 Milliarden Euro und damit die Analystenerwartungen von 16,8 Milliarden Euro. Die Nachfrage nach Siemens-Produkten und -Dienstleistungen blieb hoch, das Neugeschäft verbesserte sich um ein Drittel auf knapp 21 Milliarden Euro. "In einem extrem schwierigen Umfeld ist unser Geschäft weiterhin stark", sagte Vorstandschef Busch.

Siemens bestätigte die Jahresprognose 2021/22, wonach der Gewinn je Aktie von zuletzt 8,32 Euro auf 8,70 bis 9,10 Euro zulegen soll. Möglich werden soll dies, weil Erlöse aus den bereits vereinbarten Verkäufen von Yunex Traffic, der Brief- und Paketlogistik sowie der Beteiligung an Valeo Siemens in Summe auch nach der Russland-Belastung auf dem Niveau der Verkauserlöse von 1,5 Milliarden Euro aus dem Vorjahr erwartet werden. Bislang galt diese Annahme nur ohne die Sonderbelastung.

Beim Umsatz wird auf vergleichbarer Basis nun ein Wachstum von 6 bis 8 Prozent angenommen. Hier war bislang nur von einem prozentual mittleren einstelligen Wachstum die Rede.

Ein Börsenhändler nannte das Ergebnis in einer ersten Reaktion bereinigt um die Russland-Aufwendungen "in Ordnung". Mit 2,21 Euro liege das um diese Kosten bereinigte Ergebnis je Aktie sogar leicht über den Schätzungen. "Auch der Auftragseingang ist stark", sagte er.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/kla

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May 12, 2022 02:06 ET (06:06 GMT)