--Erwartungen der Analysten übertroffen

--Starkes Wachstum bei Umsatz und Ergebnis - Nettogewinn fast verdreifacht

--Produktion teils an der Auslastungsgrenze

(NEU: Aussagen aus der Telefonpressekonferenz, Details, Marktreaktionen)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens hat im abgelaufenen Quartal außerordentliche Geschäftsergebnisse erzielt und schraubt deshalb zum dritten Mal seit Jahresbeginn seine Prognose nach oben. Der Technologiekonzern aus München profitiert von einer enorm starken Nachfrage aus seinen Schlüsselmärkten und hat Mühe, diese kurzfristig zu bedienen.

"In verschiedenen Bereichen sind unsere Fabriken inzwischen voll ausgelastet", sagte Siemens-Vorstandschef Roland Busch in einer Pressekonferenz. Es komme zu längeren Lieferzeiten. Probleme mit der Lieferkette, etwa bei Halbleitern, die etwa die Autobranche zuletzt ausbremsten, habe Siemens jedoch begrenzen können.

Zwischen April und Juni erreichte der Nettogewinn 1,48 Milliarden Euro und stieg damit auf fast das Dreifache des Vorjahreswertes von 535 Millionen Euro, der allerdings stark von der Corona-Pandemie beeinträchtigt war. Der Umsatz wuchs auf vergleichbarer Basis um 21 Prozent auf 16,1 Milliarden, der Auftragseingang sogar um 44 Prozent auf 20,5 Milliarden. "Im dritten Quartal haben wir erneut geliefert - mit starkem und profitablem Wachstum in allen Geschäftsbereichen", sagte Busch.

Mit den Ergebnissen wurden die Analystenerwartungen teils deutlich in den Schatten gestellt. Die Siemens-Aktie reagierte mit einem Kursanstieg von 3,8 Prozent.

Wenn es nicht zu Engpässen bei der Chip-Belieferung oder anderen Rohmaterialien kommt, rechnet Siemens nun mit einem vergleichbaren Umsatzwachstum von 11 bis 12 Prozent (zuvor: 9 bis 11 Prozent) und einem Überschuss zwischen 6,1 und 6,4 (5,7 bis 6,2) Milliarden Euro. Darin sind Belastungen im Zusammenhang mit der Übernahme des US-Krebsspezialisten Varian von 350 Millionen Euro schon eingerechnet. Beim Nettogewinn sahen Analysten bisher im Schnitt 6,1 Milliarden Euro.

Besonders gut lief es zuletzt im Bereich Smart Infrastructure, der sein Ergebnis bei 15 Prozent Wachstum bald verdoppelte. Das Geschäft mit Gebäude- und Niedrigspannungstechnik dürfte im Gesamtjahr nun um 8 bis 9 (5 bis 7) Prozent zulegen. Die Sparte für Fabrikautomatisierung Digital Industries rechnet mit 10 bis 12 (9 bis 11) Prozent Wachstum.

Unverändert blieben die Wachstumserwartungen in der Bahntechniksparte Mobility mit etwa 5 Prozent. Hier verkündete Siemens eine Verstärkung: Für 550 Millionen Euro übernimmt die Sparte Sqills, einen niederländischen Anbieter von Reservierungs-Software. Konzernchef Busch will vor allem mit digitalen Angeboten wachsen.

Software will Siemens künftig vor allem als Abo in der Cloud anbieten. Die Umstellung kostet zunächst, mit 100 Basispunkten weniger Marge bezifferte Finanzvorstand Ralf Thomas die Belastung für den renditestärksten Geschäftsbereich Digital Industries im abgelaufenen Quartal. Deren bereinigte Umsatzrendite lag zuletzt bei 20,3 Prozent.

Als "sehr ärgerlich" bezeichnete Thomas die Probleme von Siemens Energy mit deren Windkraftgeschäft. An dem Energietechnikkonzern halten die Münchner noch immer 35 Prozent, weshalb der Verlust dort auch den eigenen Gewinn schmälerte. Beschleunigt aussteigen will Siemens deshalb aber offenbar nicht. "Das ist kein Grund, die Politik der ruhigen Hand einzustellen", sagte Thomas. "Sondern eher ein Grund dafür, den Welpenschutz fortzusetzen."

Siemens hatte bei der Abspaltung von Siemens Energy Ende September 2020 angekündigt, binnen zwölf bis 18 Monaten weitere Anteile auf den Markt werfen zu wollen. Wann und in welchen Umfang dies geschehen wird, wollte Thomas nicht spekulieren. Man werde mit dem Aspekt der Sperrminorität aber sehr behutsam umgehen.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

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August 05, 2021 05:00 ET (09:00 GMT)