--Überschuss wächst um 59 Prozent

--Dividende mit 4,00 Euro überraschend über Vorkrisenniveau

--Rund 5 Prozent Wachstum im neuen Jahr

(NEU: weitere Details, Aussagen aus der Bilanzpressekonferenz)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens hat von der Konjunkturerholung nach dem Corona-Lockdown profitiert und im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende September) den drei Mal angehobenen Ausblick für Umsatz und Gewinn übertroffen. Nach dem zuletzt sehr starken Wachstum rechnet der Münchner Technologiekonzern im zweiten Jahr unter der Führung von Vorstandschef Roland Busch allerdings mit einer Abschwächung.

Der Überschuss schoss 2020/21 um 59 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro in die Höhe, wie Siemens in München mitteilte. Damit wurde sowohl die eigene Prognose als auch die der Analysten übertroffen. Den Umsatz steigerte Siemens vergleichbar um 11,5 Prozent, das Neugeschäft sogar um 21 Prozent.

"In einem herausfordernden Umfeld haben wir Marktanteile gewonnen und unsere Ergebnisprognose deutlich übertroffen", sagte Vorstandschef Roland Busch. Er sprach von einem erfolgreichen Start als "fokussiertes Technologieunternehmen". Die Ankündigung des Wettbewerbers General Electric wertete er als Beleg dafür, dass es richtig war, 2018 zunächst die Medizintechnik und vor einem Jahr die Energietechnik abzuspalten. Siemens habe anders als der US-Konzern allerdings aus einer Position der Stärke heraus gehandelt.

"Wir werden mit diesem Momentum im Geschäftsjahr 2022 weitermachen", versprach Busch. Mit einem angepeilten vergleichbaren Wachstum um rund 5 Prozent zeichnet sich allerdings hier eine Normalisierung ab. Die im Konzern verblieben Sparten Digital Industries, Smart Infrastructure und Mobility sollen um jeweils 5 bis 8 Prozent zulegen.

Siemens rechnet damit, dass Corona-Effekte und Lieferengpässe im Laufe des Jahres nachlassen werden. Bis Ende März müssten Kunden allerdings - auch wegen des hohen Auftragsbestands - mit längeren Lieferzeiten rechnen, sagte Busch.

Im abgelaufenen Jahr konnte Siemens seinen Bedarf an Bauteilen und Rohmaterial decken und seine Lieferverpflichtungen erfüllen. Jetzt müssen sich die Kunden deshalb auf höhere Preise einstellen. Als Technologieführer wolle Siemens nach und nach die höheren Kosten für Rohstoffe und Transport weiterreichen, wie Busch sagte.

Die Aktionäre können sich über eine Dividende von 4,00 Euro freuen. Nachdem sie wegen Corona für das vergangene Jahr um 40 Cent gekürzt worden war, fällt sie nun 50 Cent höher aus. Mit einem solchen Sprung war am Markt nicht gerechnet worden, vor allem weil Siemens nach der neuen Dividendenpolitik im nächsten Jahr nochmals drauflegen muss. Die Siemens-Aktie legte bis zum Mittag 2,6 Prozent auf 150,80 Euro zu.

Das bereinigte Ergebnis je Aktie sieht Siemens im neuen Geschäftsjahr bei 8,70 bis 9,10 Euro - zwischen von fünf und neun Prozent mehr als zuletzt. Dazu beitragen sollen erneut Verkäufe und Bewertungseffekte, die im vergangenen Jahr rund 1,5 Milliarden Euro zusätzlichen Nettogewinn einbrachten. Finanzchef Ralf Thomas rechnet in diesem Jahr mit Erträgen in ähnlicher Größenordnung.

Ein erster Schritt dazu ist mit dem Börsengang des US-Großbatteriespezialisten Fluence Energy im Oktober bereits getan. Nach der Börsenbewertung von mehr als vier Milliarden Dollar rechnet Siemens sich rund 200 Millionen Euro Gewinn nach Steuern aus.

Daneben sollen weitere Geschäfte verselbstständigt werden, etwa Siemens Large Drives, das Geschäft mit großen Antrieben aus dem Bereich der sogenannten Portfolio Companies. Angekündigt wurde am Donnerstag ferner, dass das derzeit boomende Geschäft mit Lösungen für Briefe und Pakete aus der Logistik-Sparte herausgelöst wird. In beiden Fällen wäre damit ein Verkauf möglich. Den Carve-out schon hinter sich hat die Straßenverkehrstechnik-Tochter Yunex. Diese könne als einzige Firma der Welt alle Standards bedienen, strich der Siemens-Chef heraus.

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November 11, 2021 07:18 ET (12:18 GMT)