- von Alexander Hübner

München (Reuters) - Die Übernahme des US-Krebstherapie-Spezialisten Varian soll dem Erlanger Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers in den nächsten drei Jahren zusätzlichen Schwung verleihen.

Für die Geschäftsjahre 2022/23 bis 2024/25 stellte Vorstandschef Bernd Montag auf einem Kapitalmarkttag am Mittwoch ein Umsatzwachstum von sechs bis acht Prozent pro Jahr in Aussicht. "Siemens Healthineers steht erst am Anfang", sagte er. Zuletzt hatte die Siemens-Tochter - bereinigt um Corona-Sondereffekte - knapp sechs Prozent erreicht. Die für gut 16 Milliarden Dollar erworbene Varian profitiere schon jetzt von der Vertriebskraft von Healthineers, vor allem die Kontakte auf Chef-Ebene öffneten Türen, die bisher versperrt gewesen seien, sagte Montag.

Aus der Übernahme von Varian erwartet Siemens Healthineers nun bis 2025 positive Kosten- und Umsatzeffekte von mehr als 350 Millionen Euro, gut 50 Millionen mehr als bisher. Mit neun bis zwölf Prozent pro Jahr soll der Spezialist für Strahlentherapie stärker als die drei angestammten Sparten wachsen und auf eine operative Umsatzrendite von deutlich mehr als 20 (zuletzt 17) Prozent kommen. Zukäufe in kleinerem Maßstab seien jederzeit möglich, vor größeren müsse man sich erst wieder entschulden.

HEALTHINEERS-AKTIE STEIGT AUF ALLZEITHOCH

Überproportional zum Umsatz soll bei Siemens Healthineers der Gewinn zulegen: Im Konzern strebt die Siemens-Tochter für die drei Jahre bis 2025 ein Wachstum des Ergebnisses je Aktie von jeweils zwölf bis 15 Prozent an. Acht bis neun Prozent vom Umsatz hat Finanzvorstand Jochen Schmitz für Forschung und Entwicklung reserviert; zuletzt waren es neun Prozent. Bei der Quote werde es in diesem und im nächsten Jahr auch bleiben. Von den steigenden Gewinnen profitierten auch die Aktionäre: 50 bis 60 Prozent sollen auch in der nächsten Phase der Entwicklung des Konzerns ausgeschüttet werden. Das beflügelte die in diesem Jahr in den Leitindex Dax aufgestiegene Aktie: Sie schnellte um bis zu 5,8 Prozent auf 63,92 Euro, ein Allzeithoch.

"Wir nennen dieses Kapitel 'New Ambition', denn es geht um eine stetig steigende Zunahme bahnbrechender Innovationen und um beschleunigtes Wachstum", erklärte Vorstandschef Montag. Drei Faktoren sollen Siemens Healthineers anschieben: die Bekämpfung schwerwiegender Krankheiten, die Verbesserung der Produktivität im Gesundheitswesen durch effiziente Abläufe und ein besserer Zugang zur Gesundheitsversorgung, etwa in Entwicklungsländern.

Für die größte Sparte Bildgebung (Imaging) stellt Siemens Healthineers bis 2025 ein Umsatzwachstum von fünf bis acht Prozent in Aussicht, die hohe Umsatzrendite von 21,1 Prozent soll sich dabei Richtung 22 Prozent bewegen. In der Diagnostik (Laborausrüstung) soll der Umsatz um vier bis sechs Prozent pro Jahr und die Rendite Richtung 15 Prozent steigen. Zuletzt lag sie - ohne Corona-Schnelltests - bei 13,3 Prozent. Für Advanced Therapies (unter anderem Operationsroboter) soll sich die Umsatzrendite von knapp 15 auf 20 Prozent zubewegen, bei einem Umsatzzuwachs von fünf bis acht Prozent.

Für das laufende Geschäftsjahr hatte Siemens Healthineers sich bereits Anfang November Ziele gesetzt: Bereinigt um den Umsatzeffekt der Corona-Schnelltests soll der Umsatz um fünf bis sieben Prozent steigen, das Ergebnis je Aktie soll sich auf 2,08 bis 2,20 (2020/21: 2,03) Euro je Aktie verbessern.