Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft blickt mit Sorge auf die Gewaltausbrüche in Kasachstan.

"Wir fordern dringend dazu auf, auf Gewalt zu verzichten und eine friedliche Beilegung des Konflikts anzustreben", sagte der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Oliver Hermes, am Donnerstag. "Eine schnelle Beruhigung der Lage ist unabdingbar, um weiteres Blutvergießen, eine Destabilisierung des Landes und damit auch eine Beschädigung des Wirtschafts- und Investitionsstandorts Kasachstan abzuwenden."

Kasachstan sei flächenmäßige das neuntgrößte Land der Welt und gleichzeitig mit großem Abstand der wichtigste deutsche Handelspartner in Zentralasien. "Das Land zählt zu den wichtigsten Rohöllieferanten Deutschlands und der EU", so Hermes. "Darüber hinaus verfügt es über Seltene Erden und andere unverzichtbare Metalle für Hochtechnologien". Kasachstan setze zunehmend auf die Entwicklung grüner Technologien, erneuerbarer Energien und von Wasserstoff. Das Land könne damit bei der deutschen Energiewende eine wichtige Rolle spielen. "Nicht zuletzt als logistischer Knotenpunkt zwischen der EU, den östlichen EU-Anrainern und Asien kommt dem zentralasiatischen Land im Rahmen der neuen Konnektivitätsstrategie der EU eine immense Bedeutung zu."

Etwa 480 deutschen Unternehmen sind in dem Land aktiv. Das deutsche Investitionsvolumen liegt bei 1,3 Milliarden Euro, schätzt der Ost-Ausschuss. Prominent vertreten sind auch bekannte Namen wie der Baustoffhersteller Knauf, der Industriegasekonzern Linde, der Landmaschinenhersteller Claas, Siemens Energy und Heidelberg-Cement. In den ersten zehn Monaten 2021 wuchsen die kasachischen Exporte nach Deutschland um knapp 47 Prozent auf drei Milliarden Euro. Die deutschen Exporte dorthin schrumpften gleichzeitig um mehr als sechs Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.