- von Alexander Hübner

"Wir kennen die Firma natürlich. Wir sind nicht interessiert", sagte Siemens-Healthineers-Vorstandschef Bernd Montag der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview am Rande eines Investorentags in London. Qiagen hatte vor vier Wochen bestätigt, dass mehrere Unternehmen Interesse an einer Übernahme bekundet hätten, und sich für Gespräche offen gezeigt. Das Unternehmen ist an der Börse 8,7 Milliarden Euro wert.

Neben dem US-Laborausrüster Thermo Fisher war auch Healthineers als möglicher Käufer gehandelt worden. Dem erteilte Montag eine Absage: "Qiagen ist nur zur Hälfte in unserem Feld tätig. Und wir suchen nicht nach profitablen Nischen, sondern nach Lösungen für die großen Probleme in der Gesundheitsbranche."

Die operativen Probleme in der Labordiagnostik-Sparte mit der Einführung des neuen "Atellica"-Systems seien grundsätzlich kein Hindernis für Zukäufe in diesem Bereich, betonte Montag. "Wenn wir das richtige Zielobjekt hätten, würden wir das schon machen." Siemens hatte Healthineers vor eineinhalb Jahren an die Börse gebracht, damit die Medizintechnik-Tochter große Zukäufe auch mit Aktien aus eigener Kraft finanzieren könne - ohne die Muttergesellschaft. Doch eine solche Transaktion ist bisher ausgeblieben. "Wir können Übernahmen machen, sehen uns aber nicht unter Handlungszwang", sagte Montag. Immerhin habe man seit dem Börsengang so viel zugekauft wie in den zehn Jahren davor nicht: allein in diesem Jahr den Operationsroboter-Hersteller Corindus und der Klinik-Beratungsfirma ECG.

"Als Teil von Siemens wären ECG und Corindus sehr viel schwieriger zu machen gewesen", sagte Finanzchef Jochen Schmitz. Die Medizintechnik-Sparte hatte stets mit den anderen Bereichen des Technologiekonzerns um finanzielle Mittel konkurriert, nun übt Siemens seine Einfluss nur noch über den Aufsichtsrat aus. Finanziert wurden die beiden Übernahmen am Ende trotzdem über günstige Siemens-Kredite.

Vor den Analysten und Investoren hatte Montag den Druck zu mehr Effizienz im Gesundheitswesen als Wachstumstreiber für das Unternehmen bezeichnet. In der Röntgen- und MRT-Sparte Imaging - dem größten Umsatz- und Gewinnbringer von Siemens Healthineers - gehe es darum, Radiologen mit digitaler Hilfe die Entscheidung am Bildschirm zu erleichtern und zu beschleunigen. "Man hat ein bisschen vergessen, welche Möglichkeiten in Imaging stecken", beklagte Montag im Gespräch mit Reuters den Fokus der Anleger auf den holprigen Start von "Atellica".

Siemens Healthineers hatte die Nachfrage großer Labore und die Komplexität der Installation der Laborstraßen unterschätzt, während kleinere Kunden nicht so schnell umstellen. Bis Ende September waren 1600 Atellica-Labore in Betrieb. Healthineers setze sich bei den Großlaboren in 80 Prozent der Fälle gegen die Konkurrenz durch, sagte der Vorstandschef. "Und wir sind in den Endverhandlungen mit dem größten Laborbetreiber weltweit." Dabei handelt es sich um den US-Riesen Quest Diagnostics.