Neuhausen (awp) - Der Verpackungshersteller SIG Combibloc kauft für 1,36 Milliarden Euro den amerikanischen Mitbewerber Scholle IPN. Deren Besitzer wird dadurch der grösste Einzelaktionär der Schaffhauser. Der Zusammenschluss soll erhebliche Chancen für Wachstum und Mehrwert freisetzen.

Scholle IPN sei ein führendes Unternehmen im Bereich nachhaltige Verpackungssysteme und Verpackungslösungen für Flüssigkeiten mit einem Umsatz von 474 Millionen Euro, teilte SIG am Dienstag mit. Das Unternehmen aus Neuhausen ist unter anderem für Kartonverpackungen für Milch, Fruchtsäfte, Ice-Tee und Saucen bekannt.

Das nun akquirierte Unternehmen wurde 1945 gegründet und hat den Hauptsitz in den USA. Es beschäftigt weltweit rund 2'100 Mitarbeitende. Rund 70 Prozent des Umsatzes entfallen auf die Lebensmittel- und Getränkeindustrie.

Mit der Übernahme stösst SIG in neue Geschäftsfelder und auch geografisch in neue Märkte vor. So war SIG bisher nicht in dem Bereich der Bag-in-Box und Standbeutel tätig - das ist die Spezialität von Scholle. Zugleich erschliesst sich SIG damit auch den Zugang zu grösseren und kleineren Gebinden.

Scholle produziert unter anderem die mit Fruchtpüree gefüllten handlichen Quetschbeutel. Aber auch Grossgebinde für Getränkekonzentrat, das erst in Restaurants mit Wasser gemischt den Kunden angeboten wird.

Gute Ergänzung

Die beiden Firmen seien sich in manchem ähnlich und zugleich ergänzten sie sich auch, sagte Konzernchef Samuel Sigrist in einem Mediengespräch am Dienstag. Beide Firmen legten sehr grossen Wert auf Nachhaltigkeit und pflegten langjährige Kundenbeziehungen. Zu den Kunden zählten unter vielen anderen Grössen wie Nestlé, Kraft Heinz, Danone, Pepsi und Coca Cola, AB InBev und Lactalis.

Bezahlt wird in eigenen Aktien sowie mit 370 Millionen Euro in bar. Zudem übernimmt SIG die bestehenden Schulden von Scholle IPN. Die Transaktion wird voraussichtlich vor Ende des dritten Quartals 2022 abgeschlossen werden.

Durch die Übernahme von Scholle erhält SIG einen neuen Grossaktionär. Der bisherige Eigentümer Laurens Last werde durch Aktienzuteilung der grösste Einzelaktionär von SIG. Zudem soll er in den Verwaltungsrat gewählt werden. "Aus dem Verkäufer wird auch ein Käufer", sagte Sigrist.

Höhere Dividende für 2021

Gleichzeitig mit der Übernahme legte SIG erste Kennzahlen für das Geschäftsjahr 2021 vor. Gemäss vorläufigen Zahlen legte der Kernumsatz um 6,6 Prozent auf 2,05 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn erreichte 571 Millionen, womit die Marge im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 27,7 Prozent gestiegen ist. Die Dividende soll um 3 Rappen auf 0,45 Franken je Aktie erhöht werden.

An der Börse kamen die Neuigkeiten nicht so gut an. Die Aktie gab um 2,3 Prozent auf 20,88 Franken nach. Dabei beurteilten die Analysten die Transaktion, die vom ersten vollen Jahr nach der Transaktion an zum Gewinn beitragen soll, als strategisch sinnvoll.

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