Die Märkte hätten in den ersten sieben Monaten in Westeuropa um zwei Prozent, in China um acht Prozent und in den USA sogar um 18 Prozent zugelegt, teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Dienstag anlässlich der Messe in Hannover (20. bis 27. September) mit. Auch in Brasilien, Indien oder Russland zieht die Nachfrage nach Lastern an, während die Märkte in Argentinien und Türkei durch Krisen und Unsicherheit auf Talfahrt sind. Sorgen bereite der Branche allerdings der Trend zu Protektionismus, Zöllen und Handelshemmnissen, erklärte VDA-Chef Bernhard Mattes. Doch auch beim Lkw-Weltmarktführer Daimler überwiegt die Zuversicht. "Es ist nie der Fall, dass überall in der Welt die Sonne scheint", sagte Daimler-Trucks-Chef Martin Daum. "In Summe überlagert derzeit die gute Konjunktur die Hiobsbotschaften."

Vor allem die befürchteten Folgen des Handelskonflikts zwischen den USA und China treibt die stark konjunkturabhängigen Nutzfahrzeughersteller um. Er sei zutiefst beunruhigt über den um sich greifenden Nationalismus in den USA und anderen Orten, der den Welthandel einschränke, sagte Daum. "Ich kann nur hoffen, dass dieser Virus keine überhand nimmt." VW-Truck-Boss Andreas Renschler sagte, die Handelskonflikte erschwerten langfristiges Planen erheblich. "Wir bewegen uns in einem sehr diffizilen Umfeld."

STROMER FÜR DEN LIEFERVERKEHR

Auf der IAA Nutzfahrzeugmesse in Hannover, die von 20. bis 27. September mit mehr als 2100 Ausstellern ihre Tore öffnet, liegt ein Schwerpunkt auf Elektromobilität. Fast alle großen Hersteller präsentieren marktreife E-Transporter für kurze Strecken im Stadtverkehr. Denn im Zuge des rasant steigenden Onlinehandels wächst der Warenverkehr und damit auch der Bedarf an Transportern - und zwar emissionsfrei, da die Ballungsräume noch immer unter Luftverschmutzung leiden. Selbst bei schweren Lkw nimmt die Elektromobilität inzwischen zu. Allerdings ist die Technik hier noch nicht so weit.

Im Schwerlastverkehr bis 40 Tonnen dürfte der Diesel nach Branchenangaben dagegen auch in den nächsten Jahren der vorherrschende Antrieb bleiben. Den Spritverbrauch und damit den CO2-Ausstoß versuchen die Hersteller durch aerodynamische Verbesserungen, etwa Trailer mit Heck- oder Seitenflossen, zu senken. Auch Hybridantriebe und Erdgas bieten sich an, allerdings sind diese Alternativen noch nicht weit verbreitet.

Die Branche treibt seit Jahren emissionsfreie Antriebe voran, letztlich unter dem Druck der schärferen Klimapolitik in Europa. Die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Reduktionsziele für Nutzfahrzeuge gehen der Branche allerdings zu weit. Danach soll der Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) bis 2030 um 30 Prozent sinken mit einem Zwischenziel von minus 15 Prozent 2025. Dies sei nicht realistisch, kritisierte VDA-Chef Mattes. "Der Regulierungsentwurf berücksichtigt in wesentlichen Punkten nicht die Bedingungen des Nutzfahrzeugmarktes, und er spiegelt die Entwicklungszeiten nicht angemessen wider." Die Produktzyklen eines Lkw seien länger als bei einem Pkw, zudem müssten sich Investitionen für die Spediteure rechnen.

Schon eine CO2-Reduzierung um sieben Prozent bis 2025 wäre mit weiteren großen technologischen Anstrengungen verbunden. "Aber das können wir uns immerhin vorstellen", sagte Mattes. Bis 2030 wäre aus Sicht der Nutzfahrzeugindustrie ein Minderungsziel von 16 Prozent "immer noch extrem anspruchsvoll, aber realistisch", bekräftigte der VDA frühere Aussagen.