Vom Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Einer der größten Tech-Deals in diesem Jahr zeigt, warum es in Zukunft vielleicht viel weniger davon geben wird.

Die im Dezember bekannt gegebene Übernahme von Slack Technologies durch Salesforce.com für 27,7 Milliarden US-Dollar war die bisher größte für den hyperakquisitionsfreudigen Cloud-Software-Anbieter und laut Dealogic auch der bislang zweitgrößte Deal im Softwarebereich - nach der Übernahme von Red Hat durch IBM im Jahr 2018. Der hohe Preis, den Salesforce gezahlt hat - er entspricht dem 26-fachen des prognostizierten Umsatzes von Slack in den nächsten zwölf Monaten - hat viele dazu veranlasst, zu spekulieren, dass das Unternehmen bei der Transaktion Konkurrenz bekommen hat.

Doch das war nicht der Fall. Laut einer behördlichen Einreichung in der vergangenen Woche, die den Hintergrund der Fusion schildert, hat Slack-Chef Stewart Butterfield am 25. November - dem Tag, an dem das Wall Street Journal erstmals über die Gespräche zwischen Slack und Salesforce berichtete - "informelle Mitteilungen" von Vertretern zweier großer, börsennotierter US-amerikanischer Technologieunternehmen erhalten. Diese Unternehmensvertreter äußerten jedoch nur "den Wunsch, die Marktgerüchte zu diskutieren", wie Butterfield sagte. Es wurden keine tatsächlich konkurrierenden Angebote abgegeben.

Das ist keine Überraschung. Abgesehen von der recht großzügigen Bewertung, die Salesforce bereits bot, wäre die wahrscheinlichste Konkurrenz von Technologiekonzernen gekommen, die bereits unter intensiver staatlicher Beobachtung stehen. Insbesondere Amazon und die Alphabet-Tochter Google betreiben große Cloud-Geschäfte, die von einer Ergänzung durch die beliebte Messaging-Plattform von Slack hätten profitieren können. Aber Google ist jetzt Gegenstand mehrerer Kartellklagen der amerikanischen Bundesregierung und der meisten Bundesstaaten, während Amazon mit staatlichen Untersuchungen seines eigenen Geschäfts zu tun hat, die sich damit befassen, wie der Konzern in den Bereichen Einzelhandel und Cloud-Services konkurriert.

Microsoft stand zwar nicht unter solch starker Beobachtung, war aber auch ein unwahrscheinlicher Bieter. Der Softwareriese ist dank der Popularität seiner Teams-Plattform zum Hauptkonkurrenten von Slack geworden, die in letzter Zeit bessere Wachstumszahlen als Slack verzeichnet hat. Da Microsoft eigene Erfahrungen mit staatlichen Razzien hat, dürfte der Konzern auch zweimal überlegen, bevor er viel Geld ausgibt, um einen Konkurrenten auszuschalten. Andere Tech-Giganten werden in absehbarer Zukunft wohl ähnliche Erwägungen anstellen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/sha/err

(END) Dow Jones Newswires

December 29, 2020 09:00 ET (14:00 GMT)