NIESTETAL (dpa-AFX) - Im Vergleich zu vielen anderen Unternehmen ist der Solarkonzern SMA Solar bislang recht passabel durch die Corona-Krise gekommen. So bestätigten die Nordhessen trotz der Pandemie kürzlich ihre Prognose und peilen weiterhin an, im laufenden Geschäftsjahr die Umsatzmilliarde zu knacken. Nachdem SMA schwierige Zeiten durchmachte, gab es für die Anleger kürzlich wieder positivere Nachrichten zu vermelden. Was im SDax-Unternehmen los ist, wie Analysten die weiteren Perspektiven bewerten und wie sich die Aktie entwickelt hat.

DAS IST LOS BEI SMA SOLAR:

Vorstandssprecher Jürgen Reinert betonte im Mai, dass sich die Virus-Krise bislang kaum auf die Lieferketten und Produktionskapazitäten des Konzerns ausgewirkt habe. Stattdessen konnte er bei der Vorlage der Zahlen für das erste Jahresviertel einen deutlichen Anstieg bei Umsatz und operativem Ergebnis (Ebitda) vermelden. Vor allem das gute Projektgeschäft in den USA, aber auch das nach wie vor positive Handelsgeschäft in Europa spielte den Niestetalern dabei in die Karten.

Mit einer verkauften Wechselrichter-Leistung von 4,4 Gigawatt konnte SMA Solar den Wert im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppeln. Wechselrichter werden zur Umwandlung des von einer Solaranlage erzeugten Gleichstroms in Wechselstrom benötigt. Auch beim Auftragseingang und Auftragsbestand vermeldete der Konzern Zuwächse.

Dennoch stand unter dem Strich mit einem kleinen Minus von 0,3 Millionen Euro immer noch ein Fehlbetrag. Allerdings konnte SMA Solar den Verlust deutlich eindämmen. Auch 2019 waren die Nordhessen in den roten Zahlen geblieben, hatten das Minus im Jahresvergleich aber bereits klar reduziert.

Das Unternehmen hatte vor allem 2018 unter den Folgen eines Markteinbruchs in China gelitten. Chinesische Anbieter waren daraufhin verstärkt in die internationalen Märkte vorgedrungen und hatten dort den Druck auf die Preise erhöht. Nach einer schwachen ersten Jahreshälfte 2019 hatte SMA dann aber im dritten Quartal ein deutliches Umsatz- und Ergebniswachstum verzeichnet, das sich zum Jahresende und nun auch im ersten Quartal fortsetzte.

Auch deshalb schaut das in der Nähe von Kassel beheimatete Unternehmen trotz der Virus-Krise zuversichtlich nach vorn. 2020 erwartet SMA Solar weiterhin ein Umsatzwachstum auf 1,0 bis 1,1 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) soll auf 50 bis 80 Millionen Euro zulegen. Reinert geht davon aus, dass der Konzern seine Marktanteile in wichtigen Zielmärkten steigern kann. Gleichzeitig arbeitet das Management weiter daran, die Kosten im Konzern zu senken.

Nach eigenen Angaben beschäftigt der Solartechnikhersteller weltweit rund 3200 Mitarbeiter, davon 2200 in Deutschland. Neben dem klassischen Geschäft mit Wechselrichtern für Solaranlagen verlagert sich SMA verstärkt auf benachbarte Geschäftsfelder. Dazu zählen Dienstleistungen für Betriebsführung und Wartung von Photovoltaik-Großanlagen.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Unter den drei im dpa-AFX-Analyser erfassten Experten, die sich seit der Vorlage der Quartalszahlen näher mit SMA Solar beschäftigt haben, überwiegt im Hinblick auf das weitere Entwicklungspotenzial die Skepsis. Während zwei Analysten sich dafür aussprechen, die Aktie zu halten und die Entwicklungen genau im Blick zu behalten, spricht sich Anis Zgaya von der Investmentbank Oddo BHF sogar für den Verkauf der Anteilsscheine aus.

Aus seiner Sicht ist das erste Quartal des Solarkomponentenherstellers zwar leicht unter den Erwartungen geblieben, aber trotzdem recht gut ausgefallen. Der Oddo-Experte gibt aber zu bedenken, dass die Bewertung nicht allzu attraktiv sei, auch wenn die Geschäfte trotz der Corona-Krise recht robust verliefen. Mit 24 Euro hat Zgaya das niedrigste Kursziel auf dem Zettel und liegt damit deutlich unter dem aktuellen Börsenkurs von etwas mehr als 28 Euro.

Dagegen liegen Jefferies-Experte Constantin Hesse (29 Euro) und Sven Diermeier vom Analysehaus Independent Research (28 Euro) mit ihren Kurszielen weitgehend gleichauf und in etwa auf dem aktuellen Kursniveau. Aufwärtspotenzial für die Aktie ist demnach aus ihrer Sicht kaum noch drin.

So zeigt sich Diermeier durchaus positiv überrascht vom ersten Quartal des Wechselrichterherstellers und von dessen bestätigtem Ausblick auf das Geschäftsjahr 2020. Er verweist aber auf die Historie bei Gewinnwarnungen des Unternehmens. Hesse vom Analysehaus Jefferies betrachtet die Profitabilität des Konzerns wegen des anhaltenden Preisdrucks vorsichtig. Gleichwohl geht er davon aus, dass das Solarunternehmen mit neuen und besser ausgewählten Produkten sowie als künftiger System- und Lösungsanbieter weiterhin Marktanteile zurückgewinnen wird.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die SMA-Aktie hat die Marktturbulenzen durch die Corona-Krise zu spüren bekommen. Kostete ein Anteilsschein kurz vor dem Corona-Crash Ende Januar noch rund 40 Euro, folgte ab dem 20. Februar ein heftiger Absturz. Bis zum 18. März ging es binnen nur eines Monats auf unter 18 Euro in den Keller. Die Papiere hatten ihren Wert damit innerhalb weniger Wochen mehr als halbiert.

Seitdem setzte aber trotz eines zwischenzeitlichen Rücksetzers Mitte Mai eine Erholungsbewegung auf das momentane Kursniveau ein, das zwischen zirka 26 Euro und rund 28 Euro pendelt. Trotzdem haben die Titel im laufenden Jahr fast ein Fünftel eingebüßt. Auf längere Sicht sieht es deutlich besser aus: In den zurückliegenden fünf Jahren haben die Anteilsscheine um rund die Hälfte zugelegt.

Vor ziemlich genau zehn Jahren, Anfang Juli 2010, hatte eine SMA-Aktie zwischenzeitlich jedoch rund 104 Euro gekostet. Davon sind die Papiere derzeit Welten entfernt. Es gab jedoch auch schon finsterere Zeiten als zuletzt auf dem Höhepunkt der Corona-Krise: So war die Aktie Anfang 2015 zwischenzeitlich nur noch etwas mehr als 10 Euro wert.

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 960 Millionen Euro gehört SMA Solar in Sachen Börsenwert zu den kleineren Titeln im Nebenwerteindex SDax./eas/stw/fba