SMA Solar Technology : Die Rede des Vorstands (417 KB)

SMA Solar Technology AG

Rede von Dr.-Ing. Jürgen Reinert

Vorstandssprecher

24. Mai 2023

Es gilt das gesprochene Wort.

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SMA Solar Technology AG

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, liebe SMA'lerinnen und SMA'ler,

lassen Sie mich meine Rede mit dem starten, was 2022 gut war:

Wir haben einen Auftragseingang in Rekordhöhe verzeichnet: Zum Jahresende 2022 konnten wir einen Auftragsbestand von mehr als 2 Mrd. Euro verzeichnen - das ist ein Plus von 134% gegenüber dem Vorjahr. Wir haben einen Umsatz von wieder mehr als 1 Mrd. Euro erzielt - 8,4% mehr als noch 2021. Und wir konnten unseren EBITDA, also das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, um mehr als 700% auf 70 Mio. Euro steigern. Wir blicken damit auf ein erfolgreiches Jahr für die SMA zurück.

Das alles hat einen Einfluss auf den Aktienkurs - auch der hat sich im vergangenen Jahr sehr positiv entwickelt. Diesen Aktienkurs dürfen Sie seit kurzem übrigens im MDAX verfolgen - mit Wirkung zum 9. Mai 2023 sind wir dorthin aufgestiegen.

Und damit ein herzliches Willkommen zur diesjährigen Hauptversammlung der SMA Solar Technology AG!

Was für ein Jahr liegt hinter uns. 2022 hat uns überrascht, erschüttert, begeistert und in vielerlei Hinsicht bewegt. 2022 war das Jahr, in dem wir uns vom Frieden in Europe verabschieden mussten. Ein Frieden, der für viele von uns selbstverständlich geworden war. Die geopolitische Lage hat sich nicht entspannt - der Krieg in der Ukraine dauert weiter an. Mit allen schrecklichen Folgen für die dortige Bevölkerung, aber auch den Auswirkungen auf die globale Lage und Wirtschaft. Richtet man den Blick von Europa auf die globale Situation, wird klar: Wir stehen auch dort vor geopolitischen Umbrüchen. In Fernost droht der Konflikt zwischen China und Taiwan zu eskalieren, die Zahl derer, die auf der ganzen

Welt vor kriegerischen Auseinandersetzungen, Hunger und politischer Verfolgung flüchten, steigt. Kurz: Wir stehen vor langfristigen Herausforderungen auf der politischen Weltbühne, die die meisten von uns sich vor wenigen Jahren nicht hätten träumen lassen.

Die Konflikte führen uns aber auch in aller Deutlichkeit vor Augen, was wir schon lange hätten sehen müssen: Die globalen Lieferketten und die Abhängigkeit unserer Wirtschaft von einzelnen Ländern machen uns, machen unseren Wohlstand, verwundbar. In Ländern wie Kanada und den USA, aber auch auf europäischer Ebene setzt sich die Erkenntnis durch, dass die eigene Wirtschaft unabhängiger und zukunftsfester gemacht werden muss. Die USA setzten im August 2022 den Inflation Reduction Act in Kraft, ein mehr als 430 Milliarden schweres Investitionspaket, das Gesundheitswesen, Klimaschutz und Industrie fördern und die Schlüsselindustrien im Bereich des Klimaschutzes in die USA holen soll. Und auch die Europäische Union reagiert: Mit dem Green Deal Industrial Plan und dem Net Zero Industrial Act sollen die Regeln für Staatshilfen gelockert, Klimaschutz-Projekte schneller genehmigt und Handelsabkommen zur Sicherung knapper Rohstoffe forciert werden.

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Und auch in Deutschland blicken wir auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Der Krieg befeuerte die Energiekrise. Die Kosten für Strom und Gas stiegen 2022 rasant, was wiederum die Inflation in die Höhe trieb. Im Oktober 2022 überschritt sie die Marke von zehn Prozent und kletterte damit auf den höchsten Stand seit siebzig Jahren.

Im Bemühen, die Krise abzuwenden, beschloss die Bundesregierung Maßnahmen, die die unmittelbaren Härten der Preissteigerungen für die Bevölkerung abwenden sollten. Gleichzeitig erkannte die Ampel-Koalition, dass die Erreichung der ambitionierten Ausbauziele im Bereich der Erneuerbaren Energien dabei nicht auf der Strecke bleiben darf. Und hierfür sind noch nicht alle Weichen gestellt. Es gilt, Zukunftstechnologien im Bereich des Klimaschutzes in Deutschland zu halten und aufzubauen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und behördliche Barrieren abzubauen. Nur so können die Klimaschutzziele erreicht werden. Nur so kann der Standort Deutschland auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben und nur so können deutsche Firmen auf dem Weltmarkt bestehen. 2022 wurden grundlegende Weichen gestellt, um den Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich zu beschleunigen. Die größte Reform des Erneuerbaren Energien- Gesetzes (EEG) trat im Januar 2023 in Kraft.

Es ist viel in Bewegung.

Wo, meine Damen und Herren, steht nun die SMA Solar Technology in dieser Gemengelage?

Wir haben in den letzten Jahren die Weichen gestellt für ein Unternehmen, das voller Zuversicht in die Zukunft blicken kann. Dabei greifen verschiedene Elemente ineinander, die diese Zuversicht stützen:

• Die immense Bedeutung der Erneuerbaren Energien für Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Frieden wird politisch wahrgenommen und die Leitplanken für einen beschleunigten Ausbau und robuste Lieferkosten sind gesetzt.
• Mit unserer Strategie, uns zum System- und Lösungsanbieter zu entwickeln und die Zukunftsfelder für SMA konsequent im Rahmen der strategischen Handlungsfelder zu bearbeiten, sind wir auf dem richtigen Weg.
• Mit unserer Neuaufstellung unter dem Namen "SPIRIT" richten wir unserer Prozesse und Strukturen kundenzentriert neu aus und stärken die drei Segmente. Das gibt uns die nötige Geschwindigkeit, um unseren Weg erfolgreich weiterzugehen. Ich werde auf das Thema SPIRIT später noch im Detail eingehen.
• Von zentraler Bedeutung sind bei allem immer unserer Mitarbeitenden, die sich jeden Tag für den Erfolg der
  SMA einsetzen, die mit ihrer Innovationskraft, Ihrem Engagement und ihrer Leidenschaft jeden Tag Ihr Bestes geben.

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Bevor ich zum Rückblick auf das vergangene Jahr komme, erlauben Sie mir an dieser Stelle noch, ein ganz Herzliches Willkommen auszusprechen: Barbara Gregor wurde im Dezember 2022 zum Chief Financial Officer berufen und verstärkt seitdem den Vorstand mit Ihrer breiten und internationalen Expertise. Ich bin froh, dass du da bist Barbara.

Dass auch schon vor Ihrem Eintritt die Geschäfte stabil weiterliefen, haben wir dabei Thomas Pixa zu verdanken, der ohne Zögern die Vorstandsaufgaben interimsmäßig und zusätzlich zu seiner Rolle als EVP Finance für ein halbes Jahr übernommen hat. Dafür, lieber Thomas, ein herzliches Dankeschön!

Ich möchte nun auf das Geschäftsjahr 2022 zurückblicken.

Rückblick 2022

2022 hat für uns aufgrund der Liefersituation sehr schwer angefangen, war aber am Ende ein erfolgreiches Jahr für SMA. Die wichtigsten Kennzahlen habe ich eingangs bereits genannt, darum an dieser Stelle nur noch einmal der Blick auf zwei von Ihnen:

• Im Geschäftsjahr 2022 stieg der Konzernumsatz, trotz Lieferengpässen in allen Segmenten und zusätzlichen
  Projektverschiebungen im Segment Large Scale & Project Solutions, um 8,4 Prozent auf 1.065,9 Mio. Euro.
• Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich signifikant von 8,5 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2021 auf 70,0 Mio. Euro. Dies entspricht einer EBITDA-Margevon 6,6 Prozent.

Das sind sehr gute Zahlen. Insbesondere, wenn man sich die im Jahr 2022 nach wie vor angespannte Liefersituation vor Augen führt. Zwar konnten wir unsere Maßnahmen zur Verbesserung der Liefersituation sukzessive umsetzen - die Folgen der Engpässe spüren wir in Teilen aber immer noch.

2022 war aber auch das Jahr, in dem wir uns verstärkt auf die Profitabilität der SMA konzentriert haben. Hierbei verfolgen wir einen dreigeteilten Ansatz:

• Wir optimieren das Kerngeschäft und nutzen Skaleneffekte,
• wir entwickeln das System- und Lösungsgeschäft ins allen drei Segmenten konsequent weiter und
• wir setzen auf strategisch relevante Handlungsfelder, um unser Geschäft nachhaltig voranzutreiben.

Ein Fokus im vergangenen Jahr lag dabei auch auf der Stärkung unserer drei Segmente. Hier möchte ich betonen, dass zwar das Segment Home Solutions am stärksten zum Umsatz und Ergebnis beigetragen hat - aber auch die Segmente Commercial & Industrial Solutions und Large Scale Solutions entwickelten sich im zweiten Halbjahr positiv. 2023 rechnen wir bei beiden Segmenten bereits mit einem positiven EBIT.

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Diese positive Entwicklung ist kein Zufall. 2022 haben wir unser Unternehmen, wie eingangs bereits erwähnt, neu aufgestellt. Im Rahmen unserer Neuausrichtung SPIRIT haben wir neben einer Anpassung der Organisationsstruktur zwei entscheidende Änderungen vorgenommen:

• Die erste wichtige Änderung: Jedes der drei Segmente hat nun die volle Gewinn- und Verlustverantwortung. So stärken wir einerseits unternehmerisches Denken und Handeln und legen andererseits die Verantwortung dafür, wie genau dieses Denken und Handeln ausgestaltet werden soll, in die Hände der Segmentleitungen. Hierfür sind sie dann auch mit den entsprechenden Ressourcen wie HR, Marketing und Controlling, bestens ausgestattet.
• Zweitens werden die end-to-end Prozesse für die sehr unterschiedlichen Kundengruppen pro Segment erarbeitet und implementiert. So haben wir unsere Kunden und deren Bedürfnisse immer im Blick und sind mit der neuen Aufstellung schneller und besser in der Lage, Trends und Anforderungen zu erkennen und umzusetzen. Auf einige konkrete Umsetzungsbeispiele komme ich gleich zu sprechen.

Lassen Sie uns zunächst einen Blick auf die Marktentwicklung werfen.

Marktentwicklung

In allen für die SMA relevanten Feldern sehen wir nach wie vor ein ungebremstes Wachstum. Das gilt natürlich für die Photovoltaik aber auch für die Zukunftsfelder Speicher, Energiemanagement, Elektromobilität und Wasserstofferzeugung. Mittlerweile ist klar: Die Zubauraten bewegen sich in der Realität wie im Net-Zero Emissions Szenario, dem oberen der beiden dargestellten Szenarien. Die von mir eingangs erwähnten politischen Weichenstellungen haben noch einmal für einen zusätzlichen Schub gesorgt.

PV-Wechselrichter spielen dabei nach wie vor eine wichtige Rolle: Der Bedarf nach dem Herzstück intelligenter Netzlösungen, der den produzierten Strom nicht nur nutzbar macht, sondern auch Daten sammelt und Komponenten smart vernetzt, ist ungebrochen. Zunehmend werden aber nicht mehr reine Wechselrichter nachgefragt, sondern Systemlösungen, die eine nahtlose Verknüpfung von Stromerzeugung, -speicherung, elektrischen Ladelösungen und Energiemanagement ermöglichen. Denn auch der Bedarf nach emissionsfreier Mobilität wächst weiter rasant - sowohl für Haushalte als auch für Unternehmen.

Ebenso gewinnen digitale Energielösungen für Privathaushalte als auch für Unternehmen stark an Bedeutung. Und last but not least ist die globale Nachfrage nach grünem Wasserstoff ungebrochen. Er ist der Treibstoff der globalen

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