Berlin (Reuters) - Die Deutsche Telekom lässt sich von der weltweiten Wirtschaftsabkühlung nicht schrecken und hebt ihren Ausblick zum zweiten Mal in diesem Jahr an.

"In einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld wachsen wir weiter", sagte Firmenchef Tim Höttges am Donnerstag. Der Dax-Konzern stellt nun dank zahlreicher Neukunden auf der anderen Seite des Atlantiks für 2022 ein bereinigtes Betriebsergebnis (Ebitda AL) von rund 37 Milliarden Euro in Aussicht nach bisher mehr als 36,6 Milliarden Euro. Damit folgt die Telekom der für das Geschäft extrem wichtigen US-Tochter T-Mobile US, die mehr als die Hälfte der Einnahmen der Bonner erwirtschaftet und ihren Ausblick bereits erhöht hat.

Allerdings hält der Mutterkonzern weiterhin nicht die Kapitalmehrheit an T-Mobile US. Aktuell sind es 48,4 Prozent - mittelfristig soll der Anteil laut Höttges die Marke von 50 Prozent übersteigen. "Wir sind voll im Fahrplan, sogar weiter als ursprünglich geplant", sagte Höttges mit Verweis auf ein Aktienrückkaufprogramm und Optionen, die man sich beim japanischen Investor Softbank gesichert habe. Softbank war Mehrheitseigner des Mobilfunkers Sprint, der inzwischen von T-Mobile US geschluckt worden ist.

Im zweiten Quartal kletterte das Ebitda AL des Bonner Konzerns mit seinen weltweit mehr als 200.000 Mitarbeitern um fünf Prozent auf 9,9 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um 5,9 Prozent auf 28,2 Milliarden Euro zu, organisch stagnierte er allerdings wegen des starken Dollars und Konsolidierungseffekten. Auf dem wichtigen Heimatmarkt legten die Erlöse um 2,7 Prozent zu, womit die Telekom besser abschnitt als der kleinere Konkurrent Vodafone. Weiterhin auf der Stelle tritt die Großkundensparte T-Systems, deren Erlöse auch nach einem Radikalumbau und Tausenden Entlassungen von April bis Juni bei einer Milliarde Euro verharrten. Die Telekom prüft früheren Angaben zufolge alle Optionen für den Bereich.

Laut Höttges fragt sich der Konzern immer: "Welche Vermögenswerte könnten sich woanders besser entwickeln?" So suche man nach dem Verkauf der Festnetzaktivitäten in Rumänien aktuell nach einer Lösung für das Mobilfunkgeschäft. Unter Dach und Fach ist inzwischen der Verkauf der Mehrheit am Funkturmgeschäft für 10,7 Milliarden Euro an die Investoren Brookfield Asset Management aus Kanada sowie DigitalBridge aus Florida. Die Transaktion soll noch 2022 abgeschlossen werden und der Telekom dabei helfen, ihren durch die Sprint-Integrationskosten in den USA nochmal gewachsenen Schuldenberg von nunmehr 146 Milliarden Euro abzubauen. Finanzchef Christian Illek versicherte: "Wir wollen die Relation der Netto-Finanzverbindlichkeiten einschließlich Leasing zum bereinigten Ebitda spätestens Ende 2024 wieder in die Komfort-Zone von 2,25x bis 2,75x bringen." Aktuell liegt der Wert beim 3,28-Fachen. Die Analysten der LBBW urteilten, die Nettofinanzverschuldung sei für die Ratingklasse weiterhin sehr hoch. Die Telekom-Aktie gab leicht nach.

(Bericht von Nadine Schimroszik; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)