DARMSTADT (awp international) - Bei der Software AG beginnt sich die Umstellung der Kunden auf Abo-Verträge auszuzahlen. "Wir freuen uns sehr, dass der hohe Auftragsbestand, über den wir schon seit vielen Quartalen berichten, sich jetzt auch im Umsatz widerspiegelt", sagte Finanzvorstand Matthias Heiden am Mittwoch im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Auch Auftragseingang und Gewinn legten im zweiten Quartal deutlich zu. Allerdings ballten sich in dieser Zeit ungewöhnlich viele Vertragsabschlüsse. Eine Fortsetzung dieses Trends ist kein Selbstläufer.

Für die Aktie der Software AG ging es an der Börse am Morgen auf und ab. So legte ihr Kurs zu Handelsbeginn um fast vier Prozent zu, drehte dann jedoch ins Minus und schliesslich wieder zurück in die Gewinnzone. Zuletzt lag das Papier mit 0,70 Prozent im Plus bei 39,98 Euro im Mittelfeld des MDax, des Index der mittelgrossen Werte.

Im zweiten Quartal legte die Software AG überraschend kräftig zu. Der Umsatz lag mit 218 Millionen Euro sieben Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Morgen in Darmstadt mitteilte. Sowohl das Geschäft mit Datenbanksoftware (A&N) als auch mit Integrationssoftware (DBP) warfen mehr ab.

Noch deutlicher zeigte sich der Erfolg beim Gewinn. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (bereinigtes Ebita) sprang um 47 Prozent auf fast 61 Millionen Euro nach oben, sodass sich die Marge von 20,2 auf 27,8 Prozent verbesserte. Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss wuchs um 53 Prozent auf gut 33 Millionen Euro.

Noch im ersten Quartal hatte das Unternehmen bei Umsatz und Gewinn Rückgänge vermelden müssen. Denn die Software AG stellt ihr Geschäftsmodell derzeit auf Abonnements um, wodurch hohe Einmaleinnahmen durch Lizenzverkäufe wegfallen. Das Management erwartet von seiner Strategie aber eine stärkere Kundenbindung und regelmässigere Einnahmen.

Im zweiten Quartal legte der Auftragseingang um 15 Prozent auf knapp 127 Millionen Euro zu. In der kleineren, aber besonders gewinnträchtigen Datenbanksparte Adabas & Natural (A&N) belief sich der Anstieg sogar auf 44 Prozent. Finanzchef Heiden zufolge hatten sich mehrere Vertragsabschlüsse aus dem ersten in das zweite Jahresviertel verschoben. "Dann haben wir unsere komplette Pipeline im zweiten Quartal ohne Fehl und Tadel abgearbeitet. Und einige Kunden haben ihre Verträge zur Jahresmitte vorzeitig erneuert."

Der Manager machte deshalb keinen Hehl daraus, dass sich die starken Zuwächse nicht fortsetzen dürften: "Die Verträge, die vorzeitig abgeschlossen wurden, werden natürlich im dritten Quartal bei Umsatz und Auftragseingang fehlen." Dennoch bestätigen die Zahlen aus seiner Sicht, dass die Kunden die Umstellung auf Abo-Modelle grundsätzlich annehmen. "Es liegt aber in der Natur der Sache, dass die Erlöse den Aufträgen erst mit zeitlicher Verzögerung folgten."

Für das laufende Jahr hält das Management um Software-AG-Chef Sanjay Brahmawar daher an seinen Prognosen fest. Demnach rechnet er beim Produktumsatz mit einem währungsbereinigten Wachstum von maximal fünf Prozent. Und die bereinigte operative Marge dürfte mit 16 bis 18 Prozent auf einen Tiefpunkt sacken, auch weil der Konzern in künftiges Wachstum investiert. Für das Jahr 2023 peilt der Vorstand wieder Margen von 25 bis 30 Prozent an.

Zu dieser Entwicklung sollen auch die vielen neuen Kunden beitragen, die die Software AG in den vergangenen Monaten gewonnen hat. Nach 68 im ersten Jahresviertel kamen im zweiten Quartal weitere 72 Neukunden hinzu - ein Rekord, wie das Management berichtete. "Wir erwarten eine Fortsetzung des Trends in der Neukundengewinnung für das zweite Halbjahr", fügte Heiden im Interview hinzu.

Zwar brächten neue Vertragspartner dem Konzern zunächst keinen grossen Umsatzschub. "Aber mit ihnen schaffe ich die Basis für das Geschäftswachstum in den Jahren 2022, 2023 und darüber hinaus." Denn gewöhnlich schlössen Kunden nach und nach mehr Verträge mit der Software AG ab.

Die Umstellung auf Software-Abonnements kommt laut Heiden auch dem hauseigenen Vertrieb zupass. So habe der Konzern im bisherigen Lizenzmodell in der Regel lange verhandeln müssen, um zu einem Vertragsabschluss zu kommen. Jetzt habe das Unternehmen seit dem ersten Quartal Kunden im deutschsprachigen Raum gezielt angesprochen und bisher 18 Vertragsabschlüsse erzielt. "Ausserdem haben wir Chancen auf 200 weitere Verträge ausgemacht."

In den USA zahlt sich laut Heiden eine mehrmonatige Online-Werbekampagne aus. Man sehe bereits, "wie die Breite unseres Software-Angebots von den Kunden angenommen wird", sagte Heiden.

Rückenwind erwartet der Manager weiterhin von der fortschreitenden Digitalisierung der Geschäftswelt: "Das Schnittstellen-Management der Software AG kann den Weg von Unternehmen in die Digitalisierung und in die Cloud unterstützen." Gerade in diesem Bereich sei die Software AG stark./stw/men/mis