Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) - Ein Vierteljahr nach dem ersten Vorstoß hat der britische Konzern Liberty Steel sein Angebot für die schwächelnde Stahlsparte von Thyssenkrupp konkretisiert.

Ein Bündnis der beiden Unternehmen sei die richtige Antwort, teilte Liberty am Montag mit. Dies habe sich bei den Gesprächen und bei der Prüfung der Bücher bestätigt. Thyssenkrupp kündigte an, die Offerte gründlich zu prüfen. Details nannten beide Konzerne nicht. Liberty Steel hatte Mitte Oktober ein unverbindliches Angebot vorgelegt. Zusammen würden sie den zweitgrößten europäischen Stahlkonzern nach ArcelorMittal schmieden.

Die Gespräche mit Thyssenkrupp, den Aktionären und den Arbeitnehmervertretern würden fortgesetzt, kündigte Liberty an. Die Stahlsparte von Thyssenkrupp beschäftigt rund 27.000 Mitarbeiter und schreibt zur Zeit hohe Verluste. Konzernchefin Martina Merz prüft mehrere Optionen für das Geschäft, darunter Insidern zufolge auch einen Börsengang. Merz muss sich Anfang Februar auf der Hauptversammlung den Aktionären stellen. Eine mit der Angelegenheit vertraute Pearson sagte, Liberty Steel-Eigentümer Sanjeev Gupta habe sich von seiner Hausbank einen höheren Finanzierungsspielraum zusagen lassen.

INSIDER - LIBERTY STEEL UMGARNT IG METALL UND BETRIEBSRÄTE

Arbeitnehmervertreter und die IG Metall hatten die Pläne von Liberty abgelehnt und sich für eine Staatsbeteiligung ausgesprochen. Hierfür gab es aber bislang weder vom Land NRW noch vom Bund Zusagen. Zu dem aktualisierten Angebot war von Seiten der Arbeitnehmervertreter zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Ein Insider sagte, Liberty habe zugesagt, dass die Werke von Thyssenkrupp besser ausgelastet würden. Die Montanmitbestimmung solle ebenso erhalten bleiben wie der 2020 vereinbarte Tarifvertrag Zukunft. Beides würde den 27.000 Strahlkochern Schutz und Sicherheiten bei einem Eigentümerwechsel bieten. Der Tarifvertrag schützt die Stahlkocher etwa bis 2026 vor betriebsbedingten Kündigungen. Ein Verzicht darauf wäre aus Sicht der IG Metall und Betriebsräte allerdings auch völlig inakzeptabel.

Der Stahlindustrie machen seit Jahren Überkapazitäten, Preisdruck und immer schärfere Klimaschutzauflagen zu schaffen. Die Corona-Krise mit den Einbrüchen bei Kunden wie den Autoherstellern und dem Maschinenbau hat die Branche noch tiefer in die Krise rutschen lassen. Eine Konsolidierung lässt seit Jahren auf sich warten. Eine Fusion von Thyssenkrupp und Tata Steel Europe war am Widerstand der EU-Wettbewerbshüter gescheitert.