(Alliance News) - Die Aktienkurse in London eröffneten am Freitagmorgen höher, obwohl die britischen Einzelhandelsumsätze im Dezember unerwartet zurückgingen und das Verbrauchervertrauen auf einen historischen Tiefstand sank, wobei Bergbau- und Ölunternehmen dem FTSE 100 erneut den dringend benötigten Auftrieb gaben.

Der Large-Cap-Index eröffnete um 22,01 Punkte bzw. 0,3% höher bei 7.769,72. Der FTSE 250 stieg um 13,22 Punkte bzw. 0,1% auf 19.587,33 und der AIM All-Share stieg um 2,05 Punkte bzw. 0,2% auf 854,14.

Der Cboe UK 100 stieg um 0,3% auf 777,75 Punkte, der Cboe UK 250 blieb unverändert bei 17.101,07 Punkten, und der Cboe Small Companies stieg um 0,3% auf 13.626,58 Punkte.

Die Einzelhandelsumsätze im Vereinigten Königreich sind im Dezember gegenüber November voraussichtlich um 1,0% gesunken. Im November waren die Einzelhandelsumsätze gegenüber Oktober um 0,5% gesunken, nach einem Rückgang von 0,4% im Vormonat.

Die Märkte hatten laut FXStreet mit einem Anstieg der Einzelhandelsumsätze um 0,5% im Dezember gerechnet.

Nach Angaben des ONS lagen die Umsätze im Dezember um 1,7% unter dem Niveau vor der Pandemie im Februar 2020.

"Viele der Kostenbelastungen, die auf den Einzelhändlern und ihren Kunden lasten, bleiben auch 2023 bestehen. Hohe Energiekosten, der Krieg in der Ukraine und der Mangel an Arbeitskräften im Inland fordern ihren Tribut. Die Modellierung des BRC deutet jedoch darauf hin, dass sich die Situation in der zweiten Jahreshälfte verbessern wird", sagte Helen Dickinson, Geschäftsführerin des British Retail Consortium.

Die Daten wurden veröffentlicht, nachdem der langjährige GfK-Index für das Verbrauchervertrauen im Januar um drei Punkte auf minus 45 Punkte gefallen war und damit einen fast historischen Tiefstand erreicht hatte, nachdem es Ende 2022 zu einer kurzzeitigen und schwachen Erholung gekommen war.

Das Pfund notierte am frühen Freitagmorgen in London bei 1,2369 USD und damit fester als bei Börsenschluss am Donnerstag bei 1,2363 USD.

Francesco Pesole von ING sagte, die britische Wirtschaft zeige zwar immer noch Anzeichen dafür, dass sie bis 2023 auf eine Rezession zusteuere, aber der anhaltende Druck bei den Löhnen und der Kerninflation im Dienstleistungssektor deute darauf hin, dass die Bank of England auf dem Weg zu einer letzten Zinserhöhung um 50 Basispunkte im Februar sei.

Die Aktien in London wurden durch eine weitere starke Performance der Bergbau- und Ölkonzerne gestützt, da die Rohstoffpreise aufgrund der verbesserten Nachfrageaussichten infolge der Wiedereröffnung Chinas nach der Covid-19-Sperre stiegen.

Brent-Öl notierte am frühen Freitag in London bei USD87,04 pro Barrel, gegenüber USD85,36 am späten Donnerstag. Gold notierte bei USD1.935,39 je Unze und damit deutlich höher als bei USD1.919,03.

Bei den Bergbauwerten stiegen Fresnillo um 1,7%, Rio Tinto um 1,2% und Anglo American um 0,9%. Bei den Ölproduzenten stiegen Shell und BP um 1,3% bzw. 1,5%.

Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown verwies für den Anstieg der Ölpreise auch auf die Aussage der Internationalen Energieagentur, dass der weltweite Verbrauch in diesem Jahr einen Rekordwert im Tagesdurchschnitt erreichen wird, und zwar inmitten von Versorgungssorgen, die durch verschärfte russische Sanktionen verursacht werden.

Ebenfalls im FTSE 100 stiegen SSE um 1,9%, nachdem der Stromversorger seine Erwartungen für den bereinigten Gewinn je Aktie für das am 31. März endende Geschäftsjahr 2023 erhöht hatte.

SSE erwartet nun einen bereinigten Gewinn von 150 Pence, 25% mehr als die zuvor erwarteten 120 Pence und 57% mehr als die 95,4 Pence, die im Geschäftsjahr 2022 erzielt wurden.

SSE erklärte, dass das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr "Rekordinvestitionen" in Höhe von über 2,5 Mrd. GBP tätigen wird. Um einen Anstieg der Investitionen zu ermöglichen, wird SSE seine Dividende ab dem Geschäftsjahr 2024 kürzen.

Für das Geschäftsjahr 2023 beabsichtigt SSE, eine Dividende von 85,7 Pence pro Aktie zuzüglich des Einzelhandelspreisindexes zu zahlen, verglichen mit 85,7 Pence für das Geschäftsjahr 2022. Ab dem Geschäftsjahr 2024 soll die Dividende auf 60 Pence pro Aktie gesenkt werden, wobei für die Geschäftsjahre 2025 und 2026 eine Dividendenerhöhung von 5% pro Jahr erwartet wird.

Hargreaves Lansdown war im frühen Morgenhandel mit einem Minus von 2,6% der schlechteste Wert unter den Blue Chips, nachdem Jefferies die Aktie des Investmentfonds-Supermarktes von 'Hold' auf 'Underperform' gesenkt hatte.

Im FTSE 250 stiegen Asos um 6,9%, nachdem Bofa den Online-Modehändler von "Underperform" auf "Buy" hochgestuft hatte.

4imprint stiegen um 4,1%. Der Werbeartikelvermarkter teilte mit, dass er für 2022 einen Umsatz und einen Vorsteuergewinn am oberen Ende der Prognosen erwartet.

Für 2022 erwartet 4imprint einen Umsatz von 1,14 Mrd. USD, ein Plus von 45% gegenüber 787 Mio. USD im Vorjahr. Der Vorsteuergewinn wird ebenfalls am oberen Ende der Analystenprognosen erwartet, nämlich bei nicht weniger als 100 Millionen USD.

Close Brothers fielen um 13%. Die Handelsbank teilte mit, dass sie in ihrem Zwischenabschluss eine zusätzliche Rückstellung für das Novitas-Kreditbuch in Höhe von bis zu 90 Mio. GBP bilden wird.

Im Jahr 2021 beschloss Close Brothers, die Vergabe von Krediten an Neukunden für alle von Novitas angebotenen Produkte dauerhaft einzustellen und sich aus dem Markt für die Finanzierung von Rechtsdienstleistungen zurückzuziehen.

An anderer Stelle in London fielen die Aktien von De La Rue um 7,8%, nachdem das Unternehmen bekannt gab, dass das Central Bureau of Investigation in Indien eine Untersuchung über das Verhalten des ehemaligen indischen Finanzministers Arvind Mayaram eingeleitet hat, in die die historischen Aktivitäten des Unternehmens in Indien vor 2016 verwickelt sind.

De La Rue ist der Ansicht, dass die Anschuldigungen gegen das Unternehmen unbegründet sind, und holt diesbezüglich rechtlichen Rat ein.

De La Rue teilte außerdem mit, dass das Unternehmen den Druck von Banknoten in Kenia aufgrund der geringeren Nachfrage einstellt.

An den europäischen Aktienmärkten stieg der CAC 40-Index in Paris am Freitag um 0,4%, während der DAX 40 in Frankfurt um 0,3% höher notierte.

Die Erzeugerpreise in Deutschland sind nach Angaben von Destatis im Dezember weiter gesunken.

Der Index der Erzeugerpreise für Industrieprodukte sank im Dezember um 0,4% gegenüber November. Im November waren die Preise im Vergleich zum Oktober um 3,9% gesunken. Die Märkte hatten einen Rückgang der Erzeugerpreise um 1,2% erwartet, so FXStreet.

Im Gesamtjahr 2022 stieg der durchschnittliche jährliche Index der Erzeugerpreise für Industrieprodukte um 33% gegenüber dem Durchschnittsindex von 2021. Dies war der höchste Preisanstieg für ein ganzes Jahr seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949, so das Statistische Bundesamt.

Der Euro notierte am frühen Freitag bei 1,0846 USD und damit höher als am späten Donnerstag bei 1,0795 USD. Gegenüber dem Yen notierte der Dollar bei JPY128,85 und damit höher als bei JPY128,45.

In Tokio schloss der Nikkei 225 Index am Freitag 0,6% höher, obwohl die japanischen Verbraucherpreise im Dezember um 4,0% gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen waren, so schnell wie seit Dezember 1981 nicht mehr.

Die Beschleunigung folgt auf einen Preisanstieg von 3,7% im November, und die Daten des Innenministeriums zeigten, dass die Inflation für das Kalenderjahr 2022 bei 2,3% lag.

Die Zahlen wurden veröffentlicht, nachdem sich die japanische Zentralbank erneut dafür entschieden hatte, ihre ultralockere Geldpolitik beizubehalten und sich damit dem Trend anderer großer Zentralbanken widersetzte, die die Zinssätze angehoben haben, um die steigenden Preise zu bekämpfen.

In China schloss der Shanghai Composite mit einem Plus von 0,8%, während der Hang Seng Index in Hongkong um 1,8% zulegte. Der S&P/ASX 200 in Sydney schloss um 0,2% höher.

Der Dow Jones Industrial Average schloss am Donnerstag in New York mit einem Minus von 0,8%, der S&P 500 mit einem Minus von 0,8% und der Nasdaq Composite mit einem Minus von 1,0%.

Die stellvertretende Vorsitzende der US-Notenbank, Lael Brainard, sagte am Donnerstag, dass die Zinssätze noch einige Zeit hoch bleiben müssen, selbst wenn die Inflation nachlässt, und versprach, dass die Zentralbank bei der Bekämpfung des Preisanstiegs "den Kurs beibehalten" werde.

"Selbst mit der jüngsten Abschwächung bleibt die Inflation hoch, und die Politik wird für einige Zeit ausreichend restriktiv sein müssen", sagte Brainard in vorbereiteten Bemerkungen für eine Veranstaltung in Chicago. Damit soll sichergestellt werden, dass die Inflation dauerhaft auf 2% zurückkehrt, sagte sie.

Die US-Notenbank hat den Leitzins im vergangenen Jahr rasch von etwa null auf 4,25% bis 4,50% angehoben. Brainards jüngste Äußerungen deuten darauf hin, dass die Zinsen noch eine Weile hoch bleiben müssen.

Am Freitag steht noch die Veröffentlichung des irischen Großhandelspreisindexes um 1100 GMT auf dem Wirtschaftskalender.

Von Heather Rydings, leitende Wirtschaftsreporterin bei Alliance News

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