Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

CORONAVIRUS I: Wirtschaftsminister Guy Parmelin schliesst nicht aus, dass auch die Restaurants "in den nächsten Wochen" öffnen dürfen. Das hänge aber davon ab, wie sich die Lage entwickle, sagte Parmelin in der "Sonntagszeitung" und im "Le Matin Dimanche". Der Bundesrat könne an seinen Sitzungen jede Woche eine neue Lagebeurteilung vornehmen. Die Öffnung müsse sich aber unbedingt nach den Vorgaben der Gesundheit richten. Aber natürlich sei es für die Menschen wichtig, wieder arbeiten zu können und raus zu kommen. Und auch die psychischen Probleme der Isolation oder der Angst um das eigene Unternehmen dürften nicht unterschätzt werden.

Parmelin erwartet aber, dass die Einschränkungen aufgrund der Coronavirus-Ausbreitung noch lange Zeit erhalten bleiben. "Die Leute und die Unternehmen müssen ein Stück weit mit den Folgen der Corona-Krise leben lernen", sagte Parmelin. Erst wenn die Schweiz eine wirksame Impfung habe, würden die Einschränkungen wohl ganz verschwinden. Zu Unternehmen, die Kurzarbeitsentschädigung beanspruchten und dennoch Dividenden ausschütteten, äusserte sich der SVP-Bundesrat kritisch. Zwar gebe es dazu keinen Bundesratsentscheid, aber er finde, dass Firmen da zurückhaltend sein müssten. "Es ist ein schlechtes Zeichen", mahnte Parmelin gegenüber den Zeitungen. (u.a. SonntagsZeitung p. 2/3)

CORONAVIRUS II: Der Streit um die richtige Vorgehensweise mit der Lockerung der Coronavirus-Massnahmen durch den Bundesrat beschäftigt die Sonntagspresse stark. So kritisiert etwa die Zürcher Regierungspräsidentin Carmen Walker Späh in der "NZZ am Sonntag", dass Coiffure-Salons am 27. April öffnen dürften, Buchhandlungen dagegen erst später. Nicht nachvollziehbar sei auch, wenn Grossverteiler das ganze Sortiment anböten, Fachgeschäfte aber geschlossen bleiben müssten. Auch Restaurants sollten schneller wieder Gäste bedienen dürfen, mahnte die FDP-Politikerin. Es ginge um Milliarden, welche allein die Zürcher Wirtschaft verliere. Laut der "NZZ am Sonntag" setzen sich auch Bergführer, Wanderleiter und Kletterlehrer mit Coiffeuren gleich. Dies seien ebenfalls personenbezogene Dienstleistungen und man würde sie zudem im Freien mit einem geringeren Coronavirus-Ansteckungsrisiko anbieten, hiess es vom Bergführerverband. CVP-Nationalrat Leo Müller (LU) sagte zudem gegenüber der "SonntagsZeitung, dass es möglich sein müsse, dass die Gastrobetriebe am 11. Mail mindestens teilweise wieder öffneten. Auch die Reisebüros sind laut der "SonntagsZeitung" sauer, weil sie beim Bundesrat mit ihren Rettungsvorschlägen aufgelaufen sind. (u.a. NZZaS p.2/4, SonntagsZeitung p. 27/28)

CORONAVIRUS III: Die Krise hat eine grossen Einfluss auf das Ausgabeverhalten der Schweizer Konsumenten, wie eine erste Auswertung des Konsumverhaltens seit dem Lockdown zeigt. Die Postfinance hat der "NZZ am Sonntag" dafür auf Basis von E-Banking-Informationen einen anonymisierten Datensatz zur Verfügung gestellt. Demnach gaben die hiesigen Konsumenten über 36 Prozent mehr Geld in Supermärkten aus, weit der Bundesrat harte Corona-Massnahmen erlassen hat. Gleichzeitig hat sich die Anzahl Transaktionen nur um knapp 3 Prozent erhöht, wie es heisst. Auf der anderen Seite sind die Ausgaben für die Gastronomie radikal eingebrochen. Kleider und Schuhe werden deutlich weniger nachgefragt. Und für den öffentlichen Verkehr gaben die Schweizer Konsumenten gegen 60 Prozent weniger aus. Auch Bargeld wird viel seltener benutzt. Die Postfinance registrierte deutlich weniger Bezüge an den Postomaten. Am radikalsten ist der Einbruch beim Reisen: Ausgaben in Reisebüros sackten um 84,5 Prozent ab. (NZZ p.21)

CORONAVIRUS IV: Eine neue Umfrage bei über 200 Schweizer Firmen, die der "NZZ am Sonntag" vorliegt, zeigt: Die meisten Unternehmen gehen davon aus, dass das Schlimmste erst noch kommt. Sie erwarten den Höhepunkt der Krise Ende Juli, wie aus der Umfrage der Zürcher Fachhochschule ZHAW hervorgeht. Mit einer Beruhigung der Lage rechnen sie erst Anfang des nächsten Jahres. Für viele hat Corona bereits bedrohliche Züge angenommen. Sieben Prozent der Firmen, die teilnahmen, beurteilen die Situation jetzt schon als existenzgefährdend. Bis zum erwarteten Tiefpunkt im Sommer gehen zwölf Prozent der Betriebe davon aus, dass die Krise für sie "existenzbedrohend" werde. Aber nicht alle sind so pessimistisch. 40 Prozent der Firmen rechnen selbst dann noch mit einem guten oder sogar sehr guten Geschäftsgang im 2020. Die Umfrage sei diese Woche ausgewertet und am Donnerstagmorgen dem wissenschaftlichen Beratungsgremium des Bundesrats präsentiert worden, schreibt das Blatt. (NZZaS p. 23)

SPUHLER/STADLER RAIL: Der Unternehmer und ehemalige SVP-Nationalrat Peter Spuhler hat Massnahmen des Staates zur Stützung der Konjunktur kritisiert. "Ich bin absolut kein Fan von Konjunkturpaketen", sagte er im Interview mit dem "SonntagsBlick". "Es ist beinahe unmöglich, dass staatliche Massnahmen an der richtigen Stelle ansetzen und dann auch noch zum richtigen Zeitpunkt greifen", erklärte er seine Haltung. Bei den jüngsten Konjunkturmassnahmen während der Euro- und Finanzkrise sei er im Nationalrat der Sprecher der SVP-Fraktion gewesen und habe sich mit den Instrumenten und deren Wirkungen eingehend befasst, betonte er. In der Schweiz hänge die Nachfrage ohnehin häufig vom Ausland ab - und diese lasse sich aus der Schweiz heraus ohnehin kaum beeinflussen. In Krisenzeiten habe sich daher in der Schweiz die Kurzarbeitsentschädigung bewährt und diese gelte es nunmehr ebenfalls sicherzustellen. Die Regierung solle zudem darauf achten, dass die KMU über ausreichend Liquidität verfügten, sagte Spuhler. In dieser Hinsicht habe der Bundesrat aber bereits einen "super Job" gemacht, betonte er.

Seine Firma Stadler Rail sei bisher relativ gut durch die Krise gekommen, erklärte er zudem. "Wir mussten bisher keine staatliche Unterstützung beantragen. Die Auftragsbücher sind den Umständen entsprechend gut gefüllt, die Werke einigermassen ausgelastet", so Spuler. Ausnahmen seien Spanien und die USA: "In Valencia mussten wir unsere Produktionsstätte auf Anordnung der Regierung vorübergehend schliessen. In Salt Lake City mussten wir die Belegschaft staatlich verordnet um zwei Drittel reduzieren." Derzeit konzentriere man sich zudem auf die Aufrechterhaltung der Lieferketten. "Ein Abriss bedeutet, dass wir unsere Züge nicht fertigstellen können", mahnte er.

ONLINE-REISEBÜROS: Viele Kunden, die einen Flug über ein Online-Reiseportal gebucht haben, sind offenbar frustriert. Ihr Flug wurde annulliert, doch wie sie an ihr Geld für ihre stornierte Reise kommen, erfahren sie nicht. Wie die "SonntagsZeitung" schreibt, machen die Betroffenen ihrem Ärger auf dem Bewertungsportal Trustpilot Luft. "Ich versuche seit Wochen jemanden zu erreichen", schreibt ein Kunde von Ebookers, einem der grössten Online-Reiseanbieter in der Schweiz. "Nach zwei mal zwei Stunden in der Warteschleife gab ich auf." Bei anderen Buchungsplattformen läuft es offenbar nicht besser. Viele Kunden von Bravofly und Lastminute.com, die zum Schweizer Unternehmen LM Group gehören, sind frustriert. "Keine Geldrückzahlung, keine Rückmeldung, keine Erreichbarkeit", so ein Kommentar. Die Nachteile der Jagd nach Schnäppchen bei solchen Anbietern kämen nun zum Vorschein, sagte Franco Muff, Ombudsman der Reisebranche gegenüber dem Blatt. "In einer Krise rächt es sich, wenn man im Netz bei irgendwelchen Anbietern bucht und nur auf den Preis achtet." Diese Firmen haben laut Muff in den seltensten Fällen einen gut funktionierenden Kundendienst. Auch das Bundesamt für Zivilluftfahrt habe die Problematik erkannt, heisst es weiter. "Viele Kunden solcher Plattformen geraten in der Corona-Krise zwischen Stuhl und Bank", sagt Sprecher Urs Holderegger. Betroffene, die weder beim Online-Anbieter noch bei der Fluggesellschaft weiterkommen, könnten sich für Hilfe via E-Mail an die Behörde wenden.

CREDIT SUISSE: Mitten in der Corona-Krise schraubt die Grossbank an den Bonussystemen, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Die Folge: Das Management erhält mehr als 9 Millionen zusätzliche Aktien im Wert von fast 100 Millionen Franken zugeteilt. Wie aus dem Jahresbericht hervorgehe, habe die Bank das sogenannte Zuteilungsdatum von Aktienansprüchen gegenüber den Vorjahren verändert. Der Verdacht liege nahe, dass die Credit Suisse das nur gemacht habe, um die bonusberechtigten Banker schadlos zu halten, schreibt das Blatt. Wenn die Credit Suisse ihrer alten Zuteilungsregel treu geblieben wäre, dann hätte es viel weniger Aktien gegeben. Intern spreche man von einem "Bubentrickli". (SonntagsZeitung p. 30)

MCH: Der Messebetreiber ist bekanntlich seit einiger Zeit stark unter Druck, u.a. auch wegen der Absage der Uhrenmesse "Baselworld" bzw. dem Fernbleiben vieler Aussteller. Nun fordert der grösste private Aktionär, Erhard Lee, eine Zerschlagung, wie der "TagesAnzeiger" vom Samstag schreibt. Aus Lees Optik habe die MCH "durchaus Überlebenschancen", da sie über verschiedene intakte Bereiche verfüge. Die Einzelteile wolle er von Profis führen lassen bzw. in grössere professionelle Firmen integrieren. "Die Hallen in Basel und Zürich würden so geöffnet für vielfältigere Nutzung, statt zu 80 Prozent vom Staat leer gehütet zu werden", wird er im Blatt zitiert. Um Druck auf die staatlichen Ankeraktionäre zu machen, drohe er zudem weiterhin mit einer Sonderprüfung. (TagesAnzeiger Samstag p.10)

AUSLÄNDISCHE AKTIONÄRE: Bei Schweizer Konzernen dominieren ausländische Aktionäre. Dies berichtet die "NZZ am Sonntag" unter Berufung auf eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Sie untersuchte die Eigentumsverhältnisse bei den 30 grössten börsennotierten Firmen des Landes. Lediglich 27 Prozent des Kapitals seien in den Händen inländischer Aktionäre. Dagegen befänden sich 37 Prozent der Aktien im Besitz ausländischer Investoren, hiess es. Bei letzteren stammten die Kapitalgeber grösstenteils aus den USA. Für den Rest lasse sich die Herkunft nicht eindeutig zuordnen. (NZZaS p. 29)

WATSON: Das Nachrichtenportal Watson bereitet laut der "NZZ am Sonntag" und "Le Matin Dimanche" die Expansion in die Romandie vor. Als Leiterin des französischsprachigen Ablegers, der im Jahr 2021 starten soll, sei Sandra Jean vorgesehen. Die vormalige Chefredaktorin der Zeitungen "Le Matin" und "Nouvelliste" habe ihre Arbeit bereits aufgenommen und baue in Lausanne eine Redaktion mit rund 20 Personen auf. Watson-Geschäftsführer Michael Wanner suche zudem einen Investor, der sich am Projekt finanziell beteiligt. Erste Gespräche hätten bereits stattgefunden, hiess es. Gegenüber "Le Matin Dimanche" sagte Michael Wanner, dass man das Projekt aber notfalls auch alleine stemmen werde. Der Bericht wurde gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigt. (NZZaS p. 25)

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