Zürich (awp) - Dem Zughersteller Stadler Rail setzen die in der Industrie herrschenden Lieferengpässe bei Rohmaterialien und Komponenten noch nicht allzu stark zu. "Momentan profitieren wir noch von Vorräten. Das hängt damit zusammen, dass die Lieferungen an uns eher längerfristiger Natur sind", sagte Konzernchef und Verwaltungsratspräsident Peter Spuhler im Interview mit der "NZZ" (Ausgabe vom 27.11.).

Stadler Rail gewinnt laufend Aufträge dazu und wächst stark. Das immense Wachstum der vergangenen drei Jahre mit einem Umsatzanstieg von 54 Prozent und einem Zuwachs bei der Belegschaft von 38 Prozent auf rund 13'000 Personen habe das Unternehmen aber gut verkraftet, sagte Spuhler. In Spanien habe man ein Werk gekauft, in Salt Lake City in den USA sei Stadler auf der "grünen Wiese" gestartet und es sei eine Fabrik mit 400 Leuten aufgebaut worden.

Noch Luft nach oben sieht Spuhler bei der Profitabilität. "In guten Jahren lag die Ebit-Marge bisher bei rund 8 Prozent, in schlechten bei ungefähr 6 Prozent. Während der Pandemie leider Gottes auch etwas darunter", so Spuhler.

Doppelmandat kein Problem

Immer wieder ein Thema ist das Doppelmandat von Spuhler, der vor rund anderthalb Jahren nach dem abrupten Abgang von Thomas Ahlburg das Amt des CEO wieder übernommen hatte. "Wir haben sechs Divisionsleiter, und jedes Werk hat eine unabhängige Geschäftsleitung, die sehr autonom agiert", erklärt Spuhler die Verhältnisse in der Geschäftsleitung.

Auch werde er vom Rest des Verwaltungsrats herausgefordert. "Ich habe bewusst sehr unabhängige Verwaltungsräte gesucht. Sie haben eigene Meinungen und bringen sie auch klar zum Ausdruck."

Dennoch wird Spuhler in Zukunft das Amt des CEO wieder abgeben. "Im zweiten Anlauf möchte ich die Firma auf ähnlicher Flughöhe übergeben. Bei meiner ersten Übergabe hatten wir eine Ebit-Marge von über 7 Prozent, einen Rekordauftragsbestand von 16 Milliarden Franken und einen Netto-Cash-Bestand von einer knappen Milliarde Franken. Bis dahin sind noch zwei, drei Baustellen zu lösen", sagte er.

Spuhler schloss sogleich aus, dass sein 30-jähriger Sohn Lucas auf den CEO-Thron gesetzt werden soll. "Also mein Sohn wird sicher nicht mein Nachfolger", sagte Spuhler. Für diese Aufgabe sei er noch zu jung.

Unabhängigkeit bewahren

Nach den Plänen von Spuhler soll Stadler Rail auch in Zukunft unabhängig bleiben. Die Firma gewinne viele Aufträge dank einer Spitzentechnologie und er kontrolliere nach wie vor 42 Prozent. Derweil sei ein Zusammengehen mit Siemens Mobility noch nie diskutiert worden. Und ein solcher Schulterschluss würde laut Spuhler weder Stadler Rail noch Siemens Vorteile bringen.

mk/