FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es am Freitagnachmittag nach unten. Der letzte Hexensabbat in diesem Jahr mit dem Verfall der Dezember-Optionen und -Futures an den internationalen Terminbörsen sorgte im Tagesverlauf bereits für ein volatiles Geschäft. Dazu kamen Konjunktursorgen in Deutschland, nachdem der ifo-Geschäftsklimaindex bereits das sechste Mal in Folge gefallen ist. Der DAX gibt um 1,4 Prozent nach auf 15.424 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,6 Prozent auf 4.133 Punkte nach unten.

Auch wenn einige Analysten der Europäischen Zentralbank (EZB) ein zu zaghaftes Vorgehen im Kampf gegen die Inflation vorwerfen, ist laut DWS ein erster deutlicher Schritt in Richtung Normalisierung getan. "Ob er ausreicht, wird dabei entscheidend von der tatsächlichen Inflationsentwicklung in den kommenden Monaten abhängen", heißt es.


   ifo-Geschäftsklimaindex fällt das sechste Mal in Folge 

Die Nachrichtenlage von Seiten der Unternehmen dünnt sich bereits zusehends aus, ab der kommenden Woche dürften dann auch die Umsätze so langsam aus dem Markt schwinden. Die jüngsten Wirtschaftsdaten stimmen nicht optimistisch, am Freitag enttäuscht der ifo-Index, der mehr Schatten als Licht liefert. Das Geschäftsklima in Deutschland hat sich bereits zum sechsten Mal in Folge eingetrübt, im Dezember sank der Index um 1,9 Punkte auf nun 94,7 Punkte und damit stärker als erwartet.

Ein Teil der Verschlechterung ist für Jörg Zeuner, Chefvolkswirt bei Union Investment, augenfällig. Die Pandemielage und strengeren Gegenmaßnahmen haben dem Weihnachtsgeschäft einen Strich durch die Rechnung gemacht. Darunter litten insbesondere Einzelhandel und andere Dienstleister stark. Eine schnelle Besserung sei wegen der Omikron-Variante auch nicht in Sicht. Immerhin gebe es einen Lichtblick: Da mittlerweile alle gelernt hätten, mit den Infektionswellen umzugehen, sollte ein starker wirtschaftlicher Einbruch wie im vergangenen Winter ausbleiben. Anders stelle sich das Bild im Verarbeitenden Gewerbe dar, hier beeinträchtigten Angebotsengpässe die Industrie nach wie vor. Doch es gebe Hinweise aus der Autobranche, dass das Schlimmste Vergangenheit sei. Zeuner erwartet, dass sich nach einem harten Winterhalbjahr im Frühling die Konjunkturlage erneut aufhellen werde.


   Anleger kehren Börse Istanbul den Rücken - Massiver Abverkauf 

Turbulent geht es zum Wochenschluss an der Börse in Istanbul zu. Nach der überraschenden Senkung der Leitzinsen am Vortag - trotz einer galoppierenden Inflation am Bosporus - setzt sich der Verfall der Lira fort. Nachdem der Aktienmarkt auch auf Grund der schwächelnden Währung zuletzt immer neue Rekordhochs markiert hatte, ziehen sich nun auch hier die Investoren in Scharen zurück - der BIST-100 fällt nach Handelsunterbrechungen um über 9 Prozent am Nachmittag.

"Ich gehe davon aus, dass sich institutionelle Investoren verabschieden, um das Geld in Sicherheit zu bringen", so ein Marktstratege. Auch die Anleihen bleiben von den Verwerfungen nicht verschont, hier schnellen die Zinsen auf über 20 Prozent nach oben. "Die Türkei hat einige Anleihen in Fremdwährungen auf dem Markt" so der Stratege. Hier wachse das Risiko, ob die Anleihen in Zukunft noch bedient werden können, wenn momentan die Währungsreserven dafür verwandt würden, die Lira zu stützen." Eine Gefahr durch ein Übergreifen erwartet er dagegen nicht, da zum einen das Problem hausgemacht sei und zum anderen der Kapitalmarkt vom Volumen zu klein.

Autowerte stellen mit 2,9 Prozent Minus mittlerweile den schwächsten Sektor in Europa. "Ein guter Aufhänger für Autoverkäufe sind die schwachen Acea-Zahlen", so der Händler mit Blick auf das Minus bei den Neuzulassungen in Europa im November. Derweil hat die Halbleiter-Knappheit den europäischen Automarkt weiter fest im Griff. Auch im November gingen die Neuzulassungen zurück. In der Europäischen Union, der Freihandelszone Efta und Großbritannien wurden 17,5 Prozent weniger Fahrzeuge zugelassen als im Vorjahreszeitraum, wie die Herstellervereinigung Acea mitteilte. In den ersten elf Monaten des Jahres stand immerhin noch ein kleines Plus von 0,8 Prozent zu Buche.

STMicro leiden unter Sorgen über mögliche Konkurrenzentwicklungen durch Apple, die Aktien fallen in Mailand um 1,8 Prozent. Die Analysten von Equita sehen hinter den Apple-Plänen für mehr Eigenentwickungen schlechte Nachrichten für die gesamte Lieferkette. Apple heuere bereits Ingenieure für ein hauseigenes Halbleiter-Design an. Dies könne all jene Komponenten betreffen, die bisher bei Broadcom, Skyworks, Qualcomm und anderen eingekauft wurden. Bei STMicro habe Apple Ende 2020 einen Umsatzanteil von 24 Prozent ausgemacht.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut     +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.133,24      -1,6%      -68,63        +16,3% 
Stoxx-50                3.710,51      -1,1%      -42,51        +19,4% 
DAX                    15.423,60      -1,4%     -212,80        +12,4% 
MDAX                   34.266,57      -0,6%     -206,37        +11,3% 
TecDAX                  3.790,11      -1,0%      -37,35        +18,0% 
SDAX                   15.868,33      -0,9%     -149,27         +7,5% 
FTSE                    7.236,62      -0,3%      -23,99        +12,4% 
CAC                     6.888,46      -1,7%     -116,61        +24,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut       +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,38                  -0,03         +0,19 
US-Zehnjahresrendite        1,37                  -0,04         +0,46 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Fr, 8:06  Do,17:36 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1301      -0,3%      1,1332        1,1311   -7,5% 
EUR/JPY                   128,09      -0,6%      128,72        128,61   +1,6% 
EUR/CHF                   1,0404      -0,1%      1,0413        1,0428   -3,8% 
EUR/GBP                   0,8511      +0,1%      0,8508        0,8491   -4,7% 
USD/JPY                   113,35      -0,3%      113,58        113,71   +9,7% 
GBP/USD                   1,3278      -0,3%      1,3319        1,3320   -2,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,3858      +0,1%      6,3772        6,3776   -1,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                45.610,49      -4,6%   47.205,04     48.420,09  +57,0% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %       +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  70,23      72,38       -3,0%         -2,15  +47,9% 
Brent/ICE                  73,41      75,02       -2,1%         -1,61  +47,8% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %       +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.808,90   1.799,60       +0,5%         +9,30   -4,7% 
Silber (Spot)              22,57      22,50       +0,3%         +0,07  -14,5% 
Platin (Spot)             939,42     940,90       -0,2%         -1,48  -12,2% 
Kupfer-Future               4,30       4,30       -0,1%         -0,00  +22,2% 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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December 17, 2021 10:21 ET (15:21 GMT)