Basel (awp) - Die Corona-Pandemie war für den wachstumsverwöhnten Zahnimplantathersteller Straumann ein Schock. Doch ist dieser nun definitiv überstanden. In einem starken ersten Halbjahr 2021 haben die Basler gar einen neuen Umsatzrekord aufgestellt.

Konkret legten die Verkäufe von Januar bis Juni um satte 62,9 Prozent auf 985,5 Millionen zu, wie Straumann am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz war damit nicht nur klar besser als in der Vorjahresperiode, als viele Zahnarztpraxen weltweit wegen der Corona-Pandemie vorübergehend schliessen mussten. Er war auch klar besser, als Analysten erwartet hatten.

Anders sah es beim Reingewinn aus. Dieser lag mit 174,6 Millionen (VJ -93,7 Mio) zwar wieder klar im grünen Bereich. Doch lasteten unerwartete Kosten in der Höhe von 49 Millionen Franken für die Übernahme des deutschen Zahn-Kunststoffschienen-Spezialisten (Clear Aligner) DrSmile auf dem Ergebnis. Zusätzlich fiel auch noch eine Abschreibung von akquisitionsbezogenen immateriellen Vermögenswerten in Höhe von 4 Millionen an.

Clear Aligner im Aufwind

Mit Blick nach vorne möchte Straumann das Clear-Aligner-Geschäft nun noch weiter stärken. Vor kurzem unterzeichnete die Gruppe daher eine Vereinbarung zur Übernahme von Smilink in Brasilien, wie Straumann ebenfalls am Donnerstag mitteilte. Wachsen soll so das sogenannte Endpatienten-Geschäft unter zahnärztlicher Aufsicht.

Die Übernahme in Südamerika kommt nicht zufällig zustande. CEO Guillaume Daniellot setzt im Geschäft mit den transparenten Zahnschienen gerade auf Brasilien grosse Hoffnungen. Dort werde der Ästhetik von der Bevölkerung ein hoher Wert beigemessen, sagte der Manager zur Nachrichtenagentur AWP. Die Brasilianer würden einen "signifikanten" Anteil ihres Einkommens für Schönheitsbehandlungen ausgeben.

Längerfristig, so bestätigte Daniellot frühere Aussagen, möchte er im Clear-Aligner-Geschäft einen zweistelligen Marktanteil erobern. "Dabei handelt es sich aber eher um unsere Zukunftsvision als um ein kurzfristiges Ziel." Zur Finanzierung des Ausbaus hat das Unternehmen auch eine sehr solide Bilanz im Rücken. Per Mitte Jahr verfügte die Firma - abzüglich Schulden - über 217 Millionen an Liquidität.

Ausblick erhöht

Was den Rest des Jahres 2021 anbelangt, so erwartet der Konzern neu ein organisches Umsatzwachstum von über 30 Prozent. Ausserdem soll die Profitabilität fast das Niveau von 2019 erreichen. Bisher wollte Straumann 2021 ein Wachstum im mittleren bis hohen Zwanzig-Prozent-Bereich sowie einfach eine Verbesserung der Profitabilität im Vergleich zu 2020 erzielen.

Die Prognose hebt Straumann an, obwohl auch die Kosten klar steigen werden. Derzeit laufen etwa Investitionen für den Kapazitätsausbau in den USA. So investiert die Gruppe rund 46 Millionen Franken in den Bau einer neuen Produktionsstätte in Texas. Bis in die zweite Jahreshälfte 2022 werden dort 150 Jobs geschaffen.

Auch in anderen Bereichen werden die Kosten wieder steigen, etwa bei den Geschäftsreisen. Trotz der immer stärkeren Digitalisierung dürfte die Bedeutung von Events und Promotionsaktivitäten wichtig bleiben.

Gewinnmitnahmen an der Börse

An der Börse nahmen am Donnerstag einige Straumann-Anleger ihre Gewinne mit. Das ist wenig erstaunlich: Die Aktie wies seit Jahresbeginn ein stolzes Kursplus von fast 60 Prozent auf. Um 13.30 stehen die Papiere nun bei 1'590 Franken (-3,0%). Der Leitindex notiert knapp 0,4 Prozent im Plus.

kw/rw