KÖLN (dpa-AFX) - Der Werbevermarkter Ströer traut sich trotz der zweiten Corona-Welle wieder eine Prognose für das operative Ergebnis zu. "Durch den erneuten Lockdown erwarten wir nach ersten Erkenntnissen keine substanziellen Einschränkungen", sagte Co-Chef Christian Schmalzl am Donnerstag in Köln. Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werden nun 440 bis 455 Millionen Euro erwartet. Das ist zwar wegen der Corona-Krise deutlich weniger als ein Jahr zuvor, aber mehr als Experten bisher auf dem Zettel haben. Die Aktie stieg auf ein Rekordhoch.

Der Umsatzrückgang sollte sich im vierten Quartal weiter verlangsamen. Von Oktober bis Dezember strebt der Vermarkter Umsätze von 92 bis 97 Prozent des Vorjahreswertes (1,6 Mrd Euro) an. Bereits im Sommer verbesserte sich die Lage etwas. So sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr nur noch um gut sechs Prozent auf 355 Millionen Euro. Damit schnitt der Konzern, zu dem unter anderem das Nachrichtenportal T-Online gehört, deutlich besser ab, als es im August prognostiziert hatte. Auch die Erwartungen der Analysten wurden deutlich übertroffen.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei um 4,8 Prozent auf 125 Millionen Euro gefallen. Das schwächere Geschäft in der Außenwerbung konnte Ströer mit Erlösen durch Callcenter- und Direktvertrieb sowie digitaler Werbung, etwa auf mobilen Endgeräten oder Desktops, ausgleichen. Unterm Strich verdiente Ströer vor allem wegen geringerer Abschreibungen mit 21,8 Millionen Euro sogar etwas mehr als im Vorjahr.

Mit dem Ergebnis im Sommerabschnitt erholte sich Ströer im Vergleich zum Vorquartal, in dem der Umsatz um ein Drittel und das bereinigte Ebitda gar um 56 Prozent gefallen waren. Goldman-Sachs-Analystin Katherine Tait sah vor allem die Direktwerbung sowie die digitale Werbung als Treiber des dritten Quartals sowie als wichtige Impulse für die Zukunft. JPMorgan-Analyst Marcus Diebel stufte das Papier auf "Overweight" hoch und erhöhte das Kursziel auf 82 Euro. Er sieht strukturelle Vorteile, da sich Ströer von der klassischen Werbung weiter verabschiede.

An der Börse wurden die Nachrichten und die Hochstufung mit einem deutlichen Plus belohnt. Die im Juni in den MDax zurückgekehrte Aktie legte um bis zu fast 15 Prozent auf 79,20 Euro zu und war damit so teuer wie noch nie in ihrer zehnjährigen Börsengeschichte. Zuletzt gab das Papier einen Teil der Gewinne ab, lag mit einem Plus von acht Prozent auf 74,80 Euro aber immer noch an der MDax-Spitze. Auch auf Jahressicht liegt die Aktie, die im Corona-Crash im März bis auf 37 Euro gefallen war, jetzt leicht im Plus./ngu/zb/jha/