Winterthur (awp) - Der Industriekonzern Sulzer hat im Geschäftsjahr 2020 weniger Bestellungen erhalten als ein Jahr zuvor. Die Auftragslage hat sich dabei im Schlussquartal einigermassen stabilisiert. Trotz eines wegen Restrukturierungskosten deutlich tieferen Gewinns soll die Dividende unverändert bleiben.

Der Auftragseingang reduzierte sich um 8,9 Prozent auf 3,41 Milliarden Franken, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Bereinigt um Akquisitions- und Währungseffekte resultierte ein organisches Minus von 3,8 Prozent.

Damit hat sich das Minus gegen Jahresende leicht ausgeweitet. Nach neun Monaten meldete Sulzer einen Rückgang des Auftragseingangs auf vergleichbarer Basis von 3,6 Prozent. Der Umsatz ging im Gesamtjahr unter Ausklammerung der Währungs- und Portfolioeffekte um 5,6 auf 3,32 Milliarden zurück. Mit diesen Zahlen hat Sulzer die Erwartungen der Analysten verpasst.

Das Minus an Bestellungen war am stärksten in der Division Applicator Systems (-14,2% auf vergleichbarere Basis), welche unter anderem Bürsten zum Auftragen von Make-Up oder für den Dentalbereich herstellt. Hier brachen die Märkte vor allem im zweiten Quartal ein, da Zahnärzte und Einzelhändler im Beauty-Bereich schliessen mussten. Der Bestellungseingang erholte sich in der zweiten Jahreshälfte allerdings deutlich und lag im Schlussquartal organisch über dem Vorjahresniveau.

In der umsatzstärksten Division Pumps Equipment lag der Auftragseingang um 2,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Hier lief der Energiebereich weniger gut als das Wassergeschäft. Der Teilbereich Industrie konnte den Bestellungseingang knapp halten.

Die Service-Division Rotating Equipment Services erhielt gar leicht mehr Bestellungen als im Vorjahr, wozu alle Regionen und Produktlinien beitrugen. Im zweiten Semester habe sich allerdings der beschränkte Zugang zu Kundenstandorten bremsend ausgewirkt. Die vierte Division Chemtech schliesslich verbuchte einen Rückgang der Bestellungen um 6,9 Prozent.

Restrukturierungskosten drücken Gewinn

Der Gewinn von Sulzer war von Sonderkosten beeinflusst. So wurde bereits im April "eine Kombination von temporären und strukturellen Massnahmen" angekündigt, um auf die Covid-bedingten Marktveränderungen zu reagieren. Dafür fielen Einmalkosten von 80 Millionen an, wovon 53 Millionen im ersten Semester verbucht wurden und der Rest im zweiten. Das operative Ergebnis (EBITA) lag entsprechend um knapp 20 Prozent tiefer bei 297,6 Millionen Franken, wobei die dazugehörende Marge wegen des tieferen Umsatzes lediglich um 100 Basispunkte auf 9,0 Prozent zurückfiel.

Der den Aktionären zustehende Reingewinn brach um 45,7 Prozent auf 83,6 Millionen Franken ein. Die Dividende soll dennoch wie im Vorjahr bei 4,00 Franken je Aktie liegen. Sulzer bezeichnet dies als "Vertrauen in die Zukunft". Auch die Gewinnzahlen liegen unter den Erwartungen der Analysten.

Für das Geschäftsjahr 2021 erwartet Sulzer eine "schrittweise Rückkehr auf den Stand vor der Pandemie". Mindestens das erste Semester werde aber mit regionalen Lockdowns weiterhin von der Pandemie belastet sein. Die davon am stärksten betroffene Division Applicator Systems werde aber voraussichtlich auf der deutlichen Erholung des zweiten Semesters 2020 aufbauen und bis Mitte 2021 auf das Niveau von vor der Pandemie zurückkehren. Die Impffortschritte dürften zudem im zweiten Halbjahr zu einer Wachstumssteigerung in allen Geschäftsfeldern führen.

Mutationen im VR

In diesem Umfeld prognostiziert Sulzer für das Gesamtjahr 2021 eine währungsbereinigte, organische Zunahme des Bestellungseingangs zwischen 3 und 6 Prozent und des Umsatzes von 5 bis 7 Prozent sowie eine EBITA-Marge im Bereich von "annähernd" 10 Prozent.

Weiter gab Sulzer eine Mutation im Verwaltungsrat bekannt. Die zurücktretenden Lukas Braunschweiler und Marco Musetti sollen durch Suzanne Thoma und David Metzger ersetzt werden, letzterer als Vertreter des Hauptaktionärs Tiwel von Viktor Vekselberg.

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