Winterthur (awp) - Dem Industriekonzern Sulzer ist es im ersten Semester 2020 ähnlich wie anderen Unternehmen ergangen. Einem soliden ersten Quartal folgte ein schwächeres zweites. Entsprechend der Vorankündigung von Ende Juni ging der Gewinn zurück. Die eingeleiteten Sparmassnahmen kosten Stellen in der Schweiz.

Der Bestellungseingang rutschte im ersten Semester im Vergleich zur Vorjahresperiode um 4,8 Prozent auf 1,84 Milliarden Franken ab. Bereinigt um Währungs- und Akquisitionseffekte ergab sich allerdings ein Wachstum aus eigener Kraft, also organisch, von lediglich minus 0,6 Prozent, wie Sulzer am Freitag mitteilte.

Damit hat sich die Corona-Krise im zweiten Quartal - moderater als erwartet - auch auf die Zahlen von Sulzer ausgewirkt, entsprechend der Vorhersagen von CEO Greg Poux-Guillaume. Denn in den ersten drei Monaten war dem Konzern noch ein organisches Wachstum der Bestellungen von 3,2 Prozent gelungen. Der Umsatz fiel im Halbjahresvergleich um 5,5 Prozent auf 1,60 Milliarden zurück.

Sparmassnahmen kosten Stellen in der Schweiz

Sulzer hatte bereits bei der Zahlenvorlage zum ersten Quartal im April "eine Kombination von temporären und strukturellen Massnahmen" angekündigt, um auf die Covid-bedingten Marktveränderungen zu reagieren. Im Juni wurde zudem über eine Gewinnwarnung bekanntgegeben, dass für die entsprechenden Sparmassnahmen im Energiegeschäft Rückstellungen in der Höhe von rund 60 Millionen Franken gebildet würden und der Reingewinn entsprechend im ersten Halbjahr deutlich zurückgehen werde.

Am Vortag wurde bekannt, dass den Sparplänen von Sulzer in der Schweiz 55 Arbeitsplätze an den Standorten Winterthur, Oberwinterthur und Allschwil der Division Chemtech zum Opfer fallen. "Der durch die Pandemie verursachte globale Konjunktureinbruch und die damit einhergehenden Marktverzerrungen haben dazu geführt, dass wir in zwei Konzerngesellschaften in der Schweiz unsere Kapazitäten anpassen mussten, was zu rund 50 Entlassungen geführt hat", hiess es seitens Sulzer dazu.

Einmalkosten von 80 Millionen

Für das Programm fallen nun Kosten von 80 Millionen an, wie es in der aktuellen Mitteilung heisst. Davon wurden 53 Millionen im ersten Semester verbucht. Dies soll insgesamt strukturelle Einsparungen bei den Energie-bezogenen Aktivitäten von 70 Millionen bringen. Davon sollen 50 Millionen bis 2021 erreicht werden.

Der operative Gewinn auf Stufe EBITA fiel nun um gut einen Viertel auf 120,2 Millionen Franken zurück, während der Reingewinn für die Aktionäre um drei Viertel auf 15,4 Millionen Franken absackte. Damit hat Sulzer die Erwartungen der Analysten allerdings klar übertroffen.

Einigermassen zufrieden zeigte sich auch CEO Greg Poux-Guillaume. "Wir haben unsere Widerstandsfähigkeit erneut unter Beweis gestellt", lässt er sich in der Mitteilung zitieren. Die Aftermarket-Aktivitäten führten das Auftragswachstum an und der Auftragsbestand habe einen Höchststand erreicht. Mit den eingeleiteten Massnahmen sei Sulzer gut aufgestellt, wenn sich der Markt wieder erhole.

Für das Gesamtjahr 2020 bleibt Sulzer aber zurückhaltend. Das aktuelle Geschäftsumfeld sei mit einer hohen Unsicherheit behaftet, die durch Covid-19 und seine wirtschaftlichen Auswirkungen verursacht werde, heisst es. Wegen der eingeleiteten Massnahmen sei man aber optimistisch, für eine weiterhin gute Leistung. Sulzer stellt für das Gesamtjahr eine EBITA-Marge im Bereich von 8,5 bis 9 Prozent in Aussicht. Ab 2021 soll das Margenniveau wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie liegen.

cf/tp