Zürich (awp) - Sunrise hat im ersten Quartal zwar weniger umgesetzt, aber mehr verdient. Der Umsatz sank um 2,6 Prozent auf 447 Millionen Franken. Der bereinigte Betriebsgewinn (EBITDA) stieg dagegen um gut 13 Prozent auf 158 Millionen Franken.

Unter dem Strich verdoppelte sich der Reingewinn auf 35 Millionen Franken, wie Sunrise am Donnerstag in einem Communiqué bekannt gab. Im Vorjahr hatte der Konzern lediglich 17 Millionen Franken Nettogewinn eingefahren.

Dieses Plus sei vor allem dem Verkauf von 133 Handyantennenmasten an ein Konsortium unter der Führung der spanischen Cellnex, dem Kundenzuwachs bei Handyabos, TV und Internet sowie der Margenverbesserung bei den Telekomdienstleistungen zu verdanken, schrieb Sunrise. Zudem half eine Änderung der Rechnungslegungsvorschriften, welche das Betriebsergebnis nach oben trieb. Ohne diese Änderung wäre der EBITDA lediglich um 5 Prozent gestiegen.

Mit den Zahlen hat Sunrise die Erwartungen der Finanzgemeinde beim Umsatz verfehlt, beim EBITDA erfüllt, beim Reingewinn übertroffen. Analysten hatten im Schnitt mit einem Umsatz von 463 Millionen und einem bereinigten EBITDA von 147 Millionen Franken gerechnet. Beim Reingewinn hatten sie lediglich 25 Millionen vorhergesagt. Allerdings war die Spannweite beim Reingewinn mit 15 bis 36 Millionen Franken gross gewesen.

Kunden gewonnen

Die Dynamik an der Kundenfront habe sich im ersten Quartal 2019 fortgesetzt, schrieb der Konzern weiter. Sunrise habe über 43'000 neue Handyabokunden gewonnen. Das sei der grösste Nettokundenzuwachs seit 2010. Die Abokundenbasis sei im Vergleich zum Vorjahresquartal um 9 Prozent auf 1,77 Millionen gestiegen. Auf der anderen Seite ging der Rückgang bei den Prepaidkunden weiter. Hier verlor Sunrise knapp 18 Prozent der Kunden, weil diese auf Handyabos umsteigen würden.

Im Internet wuchs die Zahl der Abonnenten um 9,5 Prozent, während das TV-Geschäft gut 14 Prozent mehr Kunden zählt als im gleichen Vorjahreszeitraum. Bei der Festnetztelefonie nahm die Zahl der Kunden um 9,7 Prozent zu.

Dennoch sackte der Umsatz im Festnetz um ein Fünftel ab. Grund dafür ist, dass der internationale Handel mit Telefonminuten (Hubbing), der kaum Gewinn bringt, massiv zurückgefahren wurde. Dies zog den Gesamtumsatz des Konzerns leicht nach unten.

Höheres Ziel

Für das Gesamtjahr hebt der Telekomkonzern seine Ziele für den Betriebsgewinn um 5 Millionen Franken an. Neu erwartet Sunrise einen bereinigten EBITDA von 613 bis 628 Millionen Franken. Am Umsatzziel von 1,86 bis 1,90 Milliarden hält das Unternehmen indes fest. Die Investitionen sollen zwischen 420 und 460 Millionen Franken betragen. Bei Eintreffen der Prognose für 2019 will Sunrise eine Dividende von 4,35 bis 4,45 Franken pro Aktie zahlen. Dies wären mehr als im Vorjahr (4,20 Franken).

Im Fokus des Interesses steht allerdings die geplante Übernahme der Kabelnetzbetreiberin UPC Schweiz für 6,3 Milliarden Franken. Eine endgültige Entscheidung der Eidg. Wettbewerbskommission (Weko) werde im zweiten Halbjahr erwartet.

"Die Integrationsplanung ist angelaufen, und es zeigt sich, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit die Synergien realisiert werden können", schrieb Sunrise weiter. Vorbehaltlich der wettbewerbsbehördlichen Genehmigung und Zustimmung der ausserordentlichen Generalversammlung sei mit einem Vollzug der Transaktion im vierten Quartal 2019 zu rechnen.

Gegenwind von Grossaktionär

Allerdings droht hier Gegenwind. Sunrise-Grossaktionär Freenet hatte mehrfach verlauten lassen, bei der für den UPC-Kauf nötigen Kapitalspritze von 4,1 Milliarden Franken nicht mitmachen zu wollen. Über diese Kapitalerhöhung soll im Herbst an einer ausserordentlichen Generalversammlung entschieden werden.

Wie der grösste Sunrise-Aktionär mit seinem Anteil von 24,5 Prozent auf der GV stimmen wird, hat Freenet-Chef Christoph Vilanek bisher offen gelassen: Mehr Klarheit darüber, wie sich der deutsche Kernaktionär und andere Investoren entscheiden, soll es im Sommer geben.

"Der Meinungsbildungsprozess läuft noch zwei oder drei Monate", hatte Vilanek vor einem Monat gesagt. Zunächst wolle man die Sunrise- und UPC-Zahlen des ersten und zweiten Quartals analysieren. Je nachdem wie diese ausfielen, müsste allenfalls der Kaufpreis nachverhandelt werden, hatte Vilanek erklärt.

Sunrise zeigt sich indes zuversichtlich: Das Management habe sich mit mehr als 170 Investoren getroffen und die Transaktion sei überwiegend positiv aufgenommen worden, schrieb der Konzern im Communiqué.

jb/rw