STOCKHOLM (awp international) - Er soll einfach nicht auf der Höhe der Zeit gewesen sein: Die schwedische Grossbank Svenska Handelsbanken hat ihren Chef Frank Vang-Jensen vor die Tür gesetzt. Der Job sei für den 48-Jährigen "zu hart" und "zu gross" geworden, begründete Verwaltungsratschef Pär Boman den überraschenden Rauswurf. Die einzelnen Spartenchefs bräuchten mehr Freiheiten. Dies erfordere eine spezielle Art der Leitung von oben, die "viel komplexer" als ein traditioneller Führungsstil sei. Vang-Jensen war selbst erst vor knapp anderthalb Jahren an die Spitze der Bank gerückt. Nun wird er durch den zehn Jahre älteren Anders Bouvin ersetzt.

Nach Einschätzung von Beobachtern hat Vang-Jensen stärker auf Zentralisierung der Geschäfte gesetzt. Damit soll er sich den Unmut von einigen Mitgliedern im Verwaltungsrat zugezogen haben. In Vang-Jensens Amtszeit hat die Handelsbanken 22 Prozent an Wert verloren. Damit liegt sie aber deutlich besser als die meisten europäischen Banken, die im Schnitt in diesem Zeitraum 37 Prozent eingebüsst haben. Am Dienstagvormittag verloren Handelsbanken-Aktien weitere 1,5 Prozent.

Für Analystin Kristin Dahlberg zeigt der Rauswurf das Dilemma von traditionellen Banken angesichts der zunehmenden Digitalisierung deutlich auf. Einerseits wollten sie an ihren Filialen festhalten, anderseits müssten die Kosten runter. In einem Land, das immer stärker auf bargeldlose Geschäfte setzt, gilt Handelsbanken als eine der letzten Bastionen, die noch stark auf Bargeld setzt. Bei Kunden kommt das gut an. Handelsbanken kam zuletzt regelmässig auf die höchsten Zufriedenheitswerte unter den vier schwedischen Grossbanken./enl/nmu/jha/