Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

CORONAVIRUS I: Mehrere Grossunternehmen verschärfen laut der NZZ die Maskenpflicht. Der Versicherer Zurich Schweiz führt auf die nächste Woche hin eine generelle Maskenpflicht an allen Standorten ein. Die 6'100 Schweizer Mitarbeiter sind schon jetzt mehrheitlich zu Hause tätig, in den Büros darf höchstens ein Viertel der Kapazität genutzt werden. Beim Versicherer Helvetia gilt ab Montag in der Kantine eine Maskenpflicht, aber in den übrigen Räumen nur dann, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Geschäftsreisen ins Ausland werden gestoppt, auch im Inland sollen sie nach Möglichkeit vermieden werden. Die Büros dürfen neu zu maximal der Hälfte belegt sein. Bei KPMG sollen die Mitarbeiter eine Maske tragen, wenn sie das Gebäude betreten. Dies gilt auch in den Liften und Treppenhäusern. PWC hat eine Maskenpflicht in den Büros in Genf und Lausanne sowie für interne und externe Veranstaltungen und Trainings eingeführt. Der grösste Schweizer Energiekonzern Axpo hat am Freitag entschieden, eine generelle Maskentragpflicht in den Büros einzuführen. (NZZ Samstag, S.25)

CORONAVIRUS II: Am kommenden Donnerstag trifft sich nach Informationen der "SonntagsZeitung" Bundesrat Guy Parmelin mit Wirtschaftsvertretern und Gewerkschaften zu einem Gespräch am Runden Tisch. Thema sind die angekündigten Verschärfungen der Corona-Regeln. Bereits wird Kritik laut. Für viele Gewerbebetriebe schränken die geforderten neuen Massnahmen laut Verbandsdirektor Hans-Ulrich Bigler die Betriebe stark ein. Die Umsätze drohten einzubrechen. Der Verband sei gegen eine Maskenpflicht bei kleinen Läden und gegen Home-Office- Vorschriften. Kein Verständnis für den Widerstand von Teilen der Wirtschaft hat dagegen der Berner Epidemiologe Christian Althaus. Es zeige sich, dass viele Länder, die das Virus kontrollierten, nur geringe wirtschaftliche und gesellschaftliche Kosten hätten, sagte Althaus In einem Interview mit der "SonntagsZeitung". (SoZ S. 2-3)

CORONAVIRUS III: Die Kantone begrüssen die neuen Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Die Situation habe sich weiter verschärft, sagte Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz gegenüber dem "SonntagsBlick". Die Frage nach regionalen Differenzierungen stelle sich nicht mehr wie vor einigen Wochen. "Wir haben ein gesamtschweizerisches Problem. Jetzt braucht es schnell einheitliche Massnahmen". Für Engelberger wird der Bundesrat an seiner heutigen ausserordentlichen Sitzung aber wohl noch nicht das letzte Wort zur Verschärfung der Corona-Regeln sprechen. Je nach Entwicklung könnten noch weitergehende Verschärfungen angeordnet werden. Es könne der Moment kommen, wo das Risiko nicht mehr tragbar sei und Grossveranstaltungen untersagt werden müssten. ("SonntagsBlick" S. 5)

CORONAVIRUS IV: Der Versicherer Helvetia hat laut der NZZ vor einem deutschen Gericht gegen einen deutschen Wirt gewonnen. Das Gericht wies die Klage des Gastwirts ab, der vom Schweizer Versicherer einen Schadenersatz von 123'000 Euro verlangt hatte, weil er eine Betriebsschliessungsversicherung abgeschlossen hatte, die auch eine Deckung für Seuchengefahr enthielt. Das Gericht befand, dass das Coronavirus in der Aufzählung von Krankheiten und Erregern in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) nicht enthalten sei und deshalb die Versicherung nicht zahlen müsse. (NZZ Samstag, S.27)

CORONAVIRUS V: Wegen der Coronakrise ist der Medikamentenabsatz in der Schweiz gesunken. Durch Abstand halten, Masken tragen und Hände desinfizieren erkrankten die Schweizer in diesem Jahr offenbar weniger an anderen Bakterien, schreibt die "SonntagsZeitung". "Die Anzahl abgegebener Medikamentenpackungen ist tiefer als im Vorjahr", sagte Tom Glanzmann, Mitglied der Geschäftsleitung des Apothekenverbands Pharmasuisse, dem Blatt. Im August zum Beispiel verkauften die Apotheken rund 900'000 Packungen Medikamente weniger als ein Jahr zuvor. Einzig im Februar und im März lagen die Absatzzahlen über jenen des Vorjahres. "Zu Beginn der Pandemie machten sich Hamsterkäufe bemerkbar, ähnlich wie bei Toilettenpapier", sagt Glanzmann. Danach zeigte sich ein Rückgang. (SoZ S. 43)

CORONAVIRUS VI: Nachdem mehrere Skigebiete an diesem Wochenende ihre Pisten für die kommende Saison wieder geöffnet haben, hat das Wallis die Regeln für den Corona-Winter festgelegt. Demnach dürfen bis Ende April Betreiber von Lokalen auf Terrassen, in Zelten oder an Imbissständen Elektroheizungen aufstellen, um mehr Platz zu schaffen. Anders als etwa in Österreich ist Après-Ski im Wallis grundsätzlich erlaubt - unter Auflagen. So dürfen die Lokale nur bis 1 Uhr morgens offen bleiben, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Die Gäste müssen Masken tragen, wenn sie sich in den Betrieben bewegen. Sie dürfen nur am Tisch oder an der Bar konsumieren. Einige Ferienorte hätten sich allerdings drastischere Massnahmen gewünscht und kritisieren zum Beispiel die Sperrstunde um 1 Uhr. Das sei viel zu kulant und könne grossen Schaden anrichten. (SoZ S. 7)

CORONAVIRUS VII: Die SBB hinken beim Schutz gegen das Coronavirus laut "SonntagsZeitung" den Bahnunternehmen der Nachbarländer hinterher. So gebe es in italienischen Zügen standardmässig Desinfektionsmittel, weniger Sitzplätze und Masken. Auch in Österreich und Deutschland gebe es an Bord Masken. Die ÖBB baue zudem in die Züge Spender für Desinfektionsmittel ein. In der Schweiz seien dagegen Massnahmen, die über die gründliche Reinigung und die Maskenpflicht hinausgingen, kein Thema. Laut SBB basiert das Schweizer Schutzkonzept im öffentlichen Verkehr auf den Empfehlungen und Massnahmen des Bundes. Masken und Desinfektionsmittel gebe es in zahlreichen Läden in den Bahnhöfen und an Automaten zu kaufen. (SoZ S. 38)

IMMOBILIEN: Trotz guter Geschäftsentwicklung stemmt sich der Verband Immobilien Schweiz, die Lobby-Organisation der grossen Immobilienkonzerne, mit aller Kraft gegen den geplanten Mieterlass von 60 Prozent im Zuge des Corona-Lockdowns. Die Halbjahresberichte der vier grössten börsenkotierten Immobilienkonzerne PSP Swiss Property, Swiss Prime Site, Allreal und Mobimo zeigten stabile bis leicht steigende Mieterträge, wie eine Analyse des "SonntagsBlick" ergeben hat. Die Corona-Pandemie und die Mieterlasse für die Zeit des Lockdowns hätten kaum Spuren hinterlassen. Der Kampf der Immobilien-Lobby trage offensichtlich Früchte. Der Mieterlass, der vor einigen Monaten im Parlament eine Mehrheit gefunden habe, stehe nun auf der Kippe. So habe sich etwa die Rechtskommission des Nationalrates am 9. Oktober mit 14 zu 11 Stimmen gegen die Vorlage ausgesprochen. ("SonntagsBlick" S.34)

STEUERBETRUG: Die amerikanischen Behörden haben den US-Softwareunternehmer Robert Brockman wegen Steuerhinterziehung, Betrug, Geldwäscherei und weiterer Delikte angeklagt. Der Mann soll jahrzehntelang rund 2 Milliarden Dollar vor dem Fiskus versteckt haben. Es soll es sich um den grössten jemals aufgedeckten Fall von Steuerhinterziehung in den USA handeln, wie die Tamedia-Zeitungen schreiben. Dabei seien auch Gelder über Banken in der Karibik und der Genfer Privatbank Mirabaud geflossen. Die Bank Mirabaud ist nicht beschuldigt. Auf Anfrage gab die Bank keinen Kommentar dazu ab. ("Tages-Anzeiger" Samstag S. 13)

ANDERMATT SWISS ALPS: Trotz der Coronakrise läuft beim Ferienresort Andermatt Swiss Alps der Verkauf von Wohnungen laut der "SonntagsZeitung" gut. "Für zwei Appartementhäuser, bei denen der Spatenstich erst jetzt im Sommer erfolgte, sind bereits 75 Prozent der total 45 Einheiten verkauft oder reserviert", sagte Swiss-Alps-Sprecher Stefan Kern der Zeitung. Ständig kommen neue Anfragen herein. Befeuert wurde der Immobilienverkauf durch die Coronapandemie. 70 Prozent der Wohnungen und Studios gehen an Schweizer Käufer. Da sei im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Anstieg feststellbar, sagte Kern. Der Grund: Weil mehr Schweizer in der Schweiz - und auch in Andermatt - Ferien machten, kauften sie Wohnungen. Parallel ist Andermatt offenbar auch bei internationalen Immobilienkäufern auf die Wunschliste gekommen. Ein stark wachsendes Interesse für die Ferienappartements ist aus Europa wie auch aus fernen Ländern wie beispielsweise China, Hongkong und Singapur zu spüren. (SoZ S. 43)

MIGROS: Die Migros strapaziert zunehmend ihr Erbe. Hatte der Gründer Gottlieb Duttweiler der Migros noch verordnet, keine alkoholischen Getränke zu verkaufen, so weicht der Grossverteiler heute diesen Grundsatz zunehmend auf. Laut "NZZ am Sonntag" hat die Migros von der Öffentlichkeit unbemerkt eine Wein- und Spirituosenkette aufgebaut. Diese Ladenkette mit ihren vier Filialen ist eine Tochter der Migros Tessin. Ins Wanken gerät das Erbe Duttweilers auch beim Spitzenpersonal. So ist der neue Präsident der Regionalgenossenschaft Neuenburg-Freiburg, Thierry Grosjean, Winzer. Er verkauft seine Weine jedoch an Coop. Beide Fälle verletzen laut Migros die Statuten der Genossenschaft jedoch nicht. (NZZaS S. 1 und 23)

GEWERKSCHAFTEN: Der Schweizerische Gewerkschaftsbund und Travailsuisse, die beiden Dachverbände der Arbeitnehmenden, erhalten Konkurrenz. Wie die "SonntagsZeitung" schreibt, haben der Kaufmännische Verband Schweiz, die Angestellten Schweiz und weitere Organisationen eine neue Plattform ins Leben gerufen. Diese Plattform vertritt insgesamt 88'000 Beschäftigte. Der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch begründet den Schritt damit, dass ein grosser Teil der Angestellten nicht durch den Gewerkschaftsbund und Travailsuisse repräsentiert sei. Die neue Plattform wolle auch die politische Mitte vertreten und den Organisationsgrad der Arbeitnehmerschaft erhöhen. Die traditionellen Verbände der Arbeitnehmenden halten die neue Plattform dagegen für wenig demokratisch legitimiert. Es fehlten richtige Strukturen, Geld und Wissen. (SoZ S. 41)

jb