Zürich (awp) - Der Rückversicherer Swiss Re gibt am Freitag, 30. Oktober, die Ergebnisse zu den ersten neun Monaten 2020 bekannt. Insgesamt haben sechs Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

9M 2020E
(in Mio USD)            AWP-Konsens     9M 2019A   

Verdiente Nettoprämien    29'740         28'433         
Reinergebnis                -862          1'343         

(in %)
Combined Ratio P&C         110,3          101,4         
Combined Ratio CorSo       118,2          127,0       


Per 30.9.2020E                          30.06.2020A
(in Mrd USD) 
Eigenkapital               27,7            27,9   

FOKUS: Nach dem happigen Verlust im ersten Halbjahr wegen der Coronakrise dürften auch im dritten Quartal weitere Pandemieschäden angefallen sein. Konkurrentin Munich Re bezifferte die Coronaschäden von Juli bis September auf 800 Millionen Euro. Und die Swiss Re gilt in Expertenkreisen als stärker exponiert bei der Versicherung von Betriebsausfällen, Grossveranstaltungen und Lebensversicherungen in den USA als der Branchenprimus Munich Re.

Dagegen zeigte sich die Swiss Re Ende Juli überzeugt, mit der Verbuchung von 2,5 Milliarden Dollar für Schäden und Rückstellungen im Zusammenhang mit der Coronapandemie den grössten Teil der Coronaverluste abdecken zu können. "Wir dürften das Schlimmste hinter uns haben", hatte Finanzchef John Dacey gesagt. Der Höhepunkt der Pandemie und der daraus folgenden Wirtschaftseinbrüche habe im zweiten Quartal stattgefunden. Das erlaube es, die Verluste in den einzelnen Geschäftssparten zu quantifizieren, hatte Dacey gesagt. Allerdings stellt sich die Frage, ob der Rückversicherer eine so starke zweite Infektionswelle eingepreist hat, wie sie gegenwärtig in Europa rollt.

Zudem bahnt sich in diesem Jahr eine ungewöhnliche Häufung von Hurrikanen an. Die Schäden durch Wirbelstürme, Waldbrände und andere Katastrophen wie die Explosion im Hafen von Beirut waren laut Münchener Rück im Quartal überdurchschnittlich hoch. Auch hier ist der Schweizer Konzern nach Ansicht von Analysten stärker exponiert als die Konkurrenz. Zudem dürfte die laufende Restrukturierung der Sparte Corporate Solutions einen weiteren Verlust bescheren.

ZIELE: Die Swiss Re misst ihre Leistung anhand 2016 gesetzter Ziele. Sie will über den Versicherungszyklus mit der Eigenkapitalrendite den risikofreien Zinssatz zehnjähriger US-Staatsanleihen um mindestens 700 Basispunkte übertreffen und das ökonomische Eigenkapital je Aktie jährlich um 10 Prozent steigern.

PRO MEMORIA: Die Swiss Re arbeitet künftig im Geschäft der Automobil- und Mobilitätsversicherung mit dem deutschen Autobauer Daimler zusammen. Swiss Re und Daimler Insurance Services haben dazu das Gemeinschaftsunternehmen Movinx gegründet, das den beiden Gesellschaften je zur Hälfte gehört. Movinx mit Sitz in Berlin soll volldigitale Motorfahrzeug- und Mobilitätsversicherungsprodukte entwickeln.

Die Swiss Re hat für das im Geschäft mit Motorfahrzeugversicherungen lancierte Angebot der Adas-Risikobewertung einen weiteren Partner gewonnen. Neu tritt die Versicherungseinheit des japanischen Autobauers Toyota der Plattform bei. Weitere grosse Autohersteller sollen noch folgen. Das "Adas Risk Score" hilft den Versicherungen im Umgang mit den Risiken zum Fahrerassistenzsystem Adas.

Zudem kooperiert die Swiss Re im Geschäft mit Unternehmensversicherungen mit dem japanischen Hitachi-Konzern. Gemeinsam offerieren Swiss Re Corporate Solutions und die von Grossbritannien aus tätige Hitachi Europe den Firmen versicherungsbasierte Lösungen, welche diese bei der digitalen Transformation unterstützen und Risiken reduzieren sollen. Diese Lösungen sollen es den Firmen ermöglichen, in der Produktion auf künstlicher Intelligenz basierenden Technologien zu setzen zur Verbesserung der Produktivität, Reduktion der Ausfallzeiten oder der Implementierung kontaktloser Vorgänge.

Die Swiss Re ist im ersten Halbjahr wegen der Coronapandemie mit einem Defizit von 1,135 Milliarden Dollar tief in die Verlustzone gestürzt. Dabei verursachte die Coronakrise Schäden und Rückstellungen von 2,5 Milliarden Dollar.

AKTIENKURS: An der Börse sind die Aktien der Swiss Re wegen der Unsicherheiten durch das Coronavirus in die Tiefe gezogen worden. Von Mitte Februar an brachen die Titel innert weniger Wochen von über 115 Franken auf unter 55 Franken ein. Nach einer zwischezeitlichen Erholung geht es seit Mitte September erneut bergab und der Kurs notiert derzeit auf rund 64 Franken.

Homepage: www.swissre.com

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