Zürich (awp) - Der Rückversicherer Swiss Re gibt am Freitag, 30. Juli, die Ergebnisse zum ersten Halbjahr 2021 bekannt. Insgesamt haben sieben Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2021E
(in Mio USD)           AWP-Konsens         H1 2020A

Verdiente Nettoprämien   20'170              19'329
Reinergebnis                761               -1135


(in %)

Combined Ratio P&C          96,1              115,8
Combined Ratio Corso        96,5              122,6


Per 30.6.2021E                          31.03.2021A
(in Mrd USD)

Eigenkapital                24,5               28,0

FOKUS: Swiss Re dürfte fürs erste Halbjahr 2021 deutlich bessere Zahlen ausweisen als noch vor einem Jahr. Damals belasteten hohe Rückstellungen zur Coronakrise die Rechnung, was einen Halbjahresverlust von gut einer Milliarde US-Dollar zur Folge hatte. Die Pandemie drückt zwar nach wie vor im Lebengeschäft aufs Ergebnis, allerdings gesamthaft bei weitem nicht mehr so stark wie im Jahr 2020.

Vielmehr fallen bei Swiss Re im laufenden Jahr eine Reihe von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Hagel- und Winterstürme oder auch Waldbrände in Nordamerika oder in Europa zur Last. Da es sich aber um mehrere "kleinere" Ereignisse handle, sei in erster Linie die kleinere Erstversicherung Corporate Solutions und weniger das Hauptgeschäft Rückversicherung davon betroffen, meinen Analysten.

Zu den jüngsten Hagel- und Flutkatastrophen im Juli kann die Swiss Re höchstwahrscheinlich noch keine Schätzungen bezüglich erwarteter Schäden abgeben. Dazu ist es für einen Rückversicherer noch zu früh. Positiv schlägt derweil die Rekordjagd an den Börse weltweit in den Büchern zu Buche. Und auch die Restrukturierung des Corso-Geschäfts dürfte das Ergebnis stützen.

ZIELE: Die Swiss Re misst ihre Leistung anhand der 2016 gesetzten Ziele. Sie will über den Versicherungszyklus mit der Eigenkapitalrendite den risikofreien Zinssatz zehnjähriger US-Staatsanleihen um mindestens 700 Basispunkte übertreffen und das ökonomische Eigenkapital je Aktie jährlich um 10 Prozent steigern.

In der grössten Sparte Sach-Rückversicherung (P&C Re) zielt der Konzern auf einen Schaden-Kosten-Satz von 96 Prozent oder besser bzw. tiefer ab. In der sich im Umbau befindenden Corso-Sparte soll die Kennzahl auf unter 98 Prozent gebracht werden. Entscheidend bleibt letztendlich die Häufung und die Höhe von Kosten aus Naturkatastrophen und anderen Grossereignissen. Die Hurrikansaison in den USA ist noch im Gange.

PRO MEMORIA: Die Swiss Re rechnet mit weiter steigenden Rückversicherungspreisen. Nach höheren Prämiensätzen zu den Vertragserneuerungen im Januar und April, werde auch in der Juli-Runde mit einer ähnlichen Entwicklung gerechnet, sagte Moses Ojeisekhoba, Chef der Sparte Rückversicherung bei Swiss Re, Ende Juni an einer virtuellen Medienveranstaltung. In der Juli-Runde erneuern Rückversicherer vor allem die Verträge mit Kunden aus den USA.

Vor gut einem Monat hat sich die Swiss Re von einem Teil ihres Anteils an der britischen Phoenix Group getrennt. Damit fliessen 437 Millionen britische Pfund (knapp 560 Millionen Franken) in die Kasse des Rückversicherers. Der Verkauf von etwa 6,6 Prozent sei im Rahmen einer regelmässigen Überprüfung und Neugewichtung des Anlageportfolios erfolgt, hiess es.

Bereits Ende Mai verkaufte Swiss Re ihre gesamte Beteiligung am chinesischen Lebensversicherer New China Life. Der Konzern habe die insgesamt knapp 78 Millionen Aktien für rund 2 Milliarden Hongkong-Dollar oder umgerechnet rund 258 Millionen US-Dollar verkauft, schrieb das chinesische Wirtschaftsmagazin "Caixin". Swiss Re selber machte keine näheren Angaben zum Verkauf.

Im ersten Quartal 2021 hat der Konzern mit 333 Millionen Dollar überraschend viel Gewinn gemacht. Im Vorjahr, als die Pandemie im Westen ausgebrochen war, hatte noch ein Verlust von 225 Millionen Dollar resultiert. Im Gesamtjahr 2020 hatte das Defizit gar 878 Millionen Dollar betragen, weil die Swiss Re Coronaschäden von 3,9 Milliarden Dollar schultern musste.

Positiv für Swiss Re ist es, dass die Olympischen Spiele in Tokio durchgeführt werden und nicht abgesagt werden mussten. Schätzungen von Experten zufolge hätte eine definitive Absage den Rückversicherer Kosten in Höhe von rund 250 Millionen Dollar beschert, nachdem bereits für die Verschiebung der Spiele aus Versicherungsverträgen millionenhohe Zahlungen angefallen sind.

Der Klimaschutz ist für Swiss Re seit Jahren ein grosses Anliegen. Anfang Juli hat sich die Gruppe mit sieben weiteren europäischen Versicherern und Rückversicherern dazu verpflichtet, gemeinsame Richtlinien zum Klimaschutz auszuarbeiten. Die Mitglieder der neu gegründeten "Net-Zero Insurance Alliance (NZIA)" wollen ihre Versicherungs-Portfolien bis 2050 unter dem Strich frei von Treibhausgas-Emissionen machen.

AKTIENKURS: An der Börse konnten die Aktien von Swiss Re im Gegensatz zum florierenden Gesamtmarkt (SMI) in diesem Jahr nur leicht zulegen. Seit Jahresbeginn resultiert für die Swiss Re-Papiere lediglich ein Plus von gut einem Prozent und so notiert die Aktie in etwa auf Höhe ihres Buchwerts.

Homepage: www.swissre.com

jg/mk