Zürich (awp) - Der Rückversicherer Swiss Re gibt am Freitag, 29. Juli, die Ergebnisse zum ersten Halbjahr 2022 bekannt. Insgesamt haben acht Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2022E
(in Mio USD)           AWP-Konsens     H1 2021A   

Verdiente Nettoprämien   21'698        20'800     
Reinergebnis                103          1046              


(in %)

Combined Ratio P&C         97,5          94,4        
Combined Ratio Corso       94,7          92,7


Per 30.6.2022E                        31.03.2022A
(in Mrd USD)

Eigenkapital              15,09         23,57        

FOKUS: Nach dem tiefen Fall in die Verlustzone zum Jahresstart dürfte sich nach Ansicht von Analysten die Lage für die Swiss Re im zweiten Quartal gebessert haben. Für das gesamte erste Halbjahr rechnen die Experten mit einem bescheidenen Reingewinn. Allerdings dürfte das zweite Quartal angesichts von zahlreichen Grossschadensereignissen wie etwa Fluten in Australien, Hagelzügen in Europa oder Überschwemmungen in Südafrika sowie vielen Waldbränden in Südeuropa, den Auswirkungen der Coronapandemie, der Talfahrt der Finanzmärkte sowie der steigenden Inflation unter dem "normalen Niveau" eines zweiten Quartals geblieben sein. Immerhin dürfte die Übersterblichkeit in den USA, welche die Lebenrückversicherungssparte belastet, im Vergleich zum Startquartal abgenommen haben.

Allerdings ist der Milliardengewinn des Vorjahres Semesters ausser Reichweite. Damals hatte die Swiss Re von einer eher geringen Schadenlast aus Naturkatastrophen und von der guten Entwicklung an den Finanzmärkten profitiert.

Interessant wird sein, ob die Swiss Re eine Aufdatierung der Belastungen durch den Ukraine-Krieg bekannt gibt. Swiss-Re-Verwaltungsratspräsident Sergio Ermotti ging im Mai am WEF in Davos davon aus, dass für die Branche Kosten in Höhe von 10 bis 20 Milliarden US-Dollar entstehen würden. Das entspricht in etwa den Belastungen für die Branche nach einer mittelgrossen Naturkatastrophe. Ein Grossteil der versicherten Schäden zum Ukraine-Krieg stammen aus dem Luftverkehr von Leasingfirmen, die hunderte Flugzeuge an russische Fluggesellschaften verloren haben. Für den Krieg hatte die Swiss Re im Startquartal zum Krieg insgesamt 283 Millionen US-Dollar zurückgestellt.

ZIELE: Trotz des tiefroten Startquartals hielt Konzernchef Christian Mumenthaler im Mai an den Finanzzielen fürs Gesamtjahr fest. Im Fokus steht dabei das Ziel einer Eigenkapitalrendite von 10 Prozent, die im Startquartal bei -4,6 Prozent lag. Und im Lebengeschäft will Swiss Re im Jahr 2022 einen Gewinn von rund 300 Millionen Dollar erreichen.

PRO MEMORIA: In zahlreichen Ländern Europas toben derzeit Waldbrände wegen der Dürre und der Hitze. Dabei wüten die Flammen nicht nur in den "üblichen" Ländern am Mittelmeer wie Griechenland, Portugal, Spanien oder Frankreich, sondern auch in Deutschland oder Tschechien. In Deutschland hatten Tornados im Mai hohe Schäden in mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen angerichtet. Laut einer Studie im Auftrag des deutschen Wirtschaftsministeriums hat der vom Menschen verursachte Klimawandel alleine in Deutschland seit 2000 durchschnittlich Schäden in Höhe von 6,6 Milliarden Euro pro Jahr verursacht.

AKTIENKURS: Die Swiss Re-Aktie hat sich nicht mehr vom Rückschlag durch den Ukraine-Krieg erholt. Von Niveaus von über 100 Franken im Februar ist sie zwar im April in einem Zwischenhoch auf knapp 90 Franken gestiegen. Danach ging es aber deutlich bergab. Aktuell hält sich die Aktie in der Gegend von 72 Franken. Damit hat sie im laufenden Jahr rund 20 Prozent an Wert verloren und damit mehr als der Gesamtmarkt SMI, der rund 14 Prozent im Minus steht.

jg/jb