ZÜRICH (dpa-AFX) - Wirbelstürme, Waldbrände und das Flugverbot für den Mittelstreckenjet Boeing 737 Max haben dem Schweizer Rückversicherer Swiss Re 2019 ein weiteres hartes Jahr eingebrockt. Unter dem Strich verdiente der Konkurrent von Munich Re und Hannover Rück mit 727 Millionen US-Dollar (673 Mio Euro) zwar fast drei Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Doch die Prämieneinnahmen im Schaden- und Unfallgeschäft reichten erneut nicht aus, um die Aufwendungen zu decken, wie das Unternehmen am Donnerstag in Zürich mitteilte.

An der Börse in Zürich kamen die Nachrichten schlecht an. Die Swiss-Re-Aktie verlor zeitweise fünf Prozent an Wert und war am frühen Nachmittag mit einem Minus von 4,20 Prozent mit Abstand Schlusslicht im Schweizer Leitindex SMI. Seit dem Jahreswechsel lag sie damit aber immer noch rund drei Prozent im Plus.

Mit ihren Ergebnissen von 2019 verfehlte die Swiss Re die Erwartungen von Analysten deutlich. Im Schnitt hatten Branchenexperten mit weit über einer Milliarde Dollar Gewinn gerechnet. Großschäden von insgesamt 2,7 Milliarden Dollar machten dies aber zunichte. Trotz des enttäuschenden Geschäftsverlaufs hält die Swiss Re erneut Milliarden für die Aktionäre bereit. Die Dividende soll um fünf Prozent auf 5,90 Franken steigen. Zudem will das Unternehmen weitere Aktien für bis zu eine Milliarde Franken zurückkaufen.

Allein in der Sach-Rückversicherung des Konzerns summierten sich die Katastrophenschäden 2019 auf 2,3 Milliarden Dollar. Dabei schlugen gleich drei Taifune teuer zu Buche, denn außer für die Zerstörungen durch "Hagibis" und "Faxai" musste die Swiss Re zusätzliches Geld für Taifun "Jebi" aus dem Jahr zuvor zurücklegen, die höher ausfielen als zunächst erwartet. Hinzu kam der Absturz einer Boeing 737 Max von Ethiopian Airlines und das seitdem geltende weltweite Flugverbot für den Flugzeugtyp, für das die Swiss Re teilweise als Rückversicherer geradestehen muss.

Letztlich wandte die Swiss Re 2019 in der Sach-Rückversicherung mehr Geld für Schäden, Verwaltung und Vertrieb auf, als sie an Prämien einnahm. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote blieb mit 107,8 Prozent deutlich über der kritischen Marke von 100 Prozent und lag noch weiter im roten Bereich als im Vorjahr.

Zudem versuchte die Swiss Re einer schwierigen Lage im US-Haftpflichtgeschäft entgegenzusteuern und stockte die Rücklagen auf. Dies belastete neben der Sach-Rückversicherung auch die Sparte Corporate Solutions, in der der Konzern praktisch als Erstversicherer direkt mit Großkunden aus der Industrie Geschäfte macht und 2019 rote Zahlen schrieb.

Dass der Rückversicherer insgesamt überhaupt in der Gewinnzone blieb, lag an geschickten Geschäften bei der Geldanlage und der guten Entwicklung der Lebens- und Kranken-Rückversicherung, die mehr als doppelt so viel Gewinn abwarf wie die Schaden- und Unfallsparte. Zudem steigerte die Swiss Re ihre Nettoprämien und Honorareinnahmen um zwölf Prozent auf 38,6 Milliarden Dollar.

"Wir ergreifen proaktiv Maßnahmen, um ungünstige Entwicklungen frühzeitig zu adressieren", versprach Swiss-Re-Chef Christian Mumenthaler. Hoffnung macht ihm, dass der Rückversicherer bei der großen Vertragserneuerung zum Jahreswechsel im Geschäft mit Erstversicherern wie Allianz oder Axa Preiserhöhungen von durchschnittlich fünf Prozent durchsetzen konnte. "Dank der erfolgreichen Januar-Erneuerungsrunde und der positiven Preisdynamik gehen wir mit einem qualitativ stärkeren Portefeuille ins Jahr 2020." Allerdings: Wenn man die niedrigen Zinsen und vorsichtigere Schadenschätzungen berücksichtige, sei die Preisqualität bei der Vertragserneuerung unverändert geblieben.

Der Münchner Rivale Munich Re, mit dem sich die Swiss Re ein Kopf-an-Kopf Rennen um die Position als weltgrößter Rückversicherer liefert, will seine Jahresbilanz am 28. Februar vorlegen./stw/nas/jha/