Neue Ära der Cyber-Risiken erfordert neuen Versicherungsansatz

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Swiss Re Ltd / Schlagwort(e): Wissenschaftl. Publikation/Studie
Neue Ära der Cyber-Risiken erfordert neuen Versicherungsansatz

07.11.2022 / 10:00 CET/CEST

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Cyber-Risiken entwickeln sich rasant, und Cyber-Angriffe werden immer
schwerwiegender und raffinierter. Hacker nutzen inzwischen dreifache
Erpressung (Triple Extortion), und Ransomware-as-a-Service hat die
Einstiegshürden für Cyber-Kriminelle gesenkt. Darüber hinaus hat die
zunehmende Digitalisierung kritischer Infrastrukturen diese anfälliger für
Cyber-Bedrohungen gemacht - mit potenziell schwerwiegenden Auswirkungen,
wenn ein Cyber-Angriff über einen längeren Zeitraum die Bereitstellung von
sauberem Wasser, Energie oder Internetdiensten unterbricht. Diese neue
Risikoära erfordert einen neuen Ansatz für die Cyber-Versicherung, wie eine
neue Studie des Swiss Re Institute nahelegt.

Jérôme Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re: «Mit der Zunahme von
Cyber-Angriffen steigt auch das Bewusstsein für das damit verbundene Risiko
- und damit die Nachfrage nach Cyber-Versicherung. Aufgrund der hohen
Unsicherheit bezüglich der zu erwartenden Schäden und der Tatsache, dass
sich das Risiko stets weiterentwickelt, ist es jedoch nur begrenzt
versicherbar. Dies wiederum schränkt die Marktkapazität ein, was zu einer
Deckungslücke von rund 90 % führt.»

In der Studie werden drei Bereiche genannt, in denen die
Rück-/Versicherungsbranche zu einem effizienteren Umgang mit Cyber-Risiken
beitragen und die Versicherbarkeit erhöhen kann: mehr Einheitlichkeit und
Eindeutigkeit in den Verträgen, die Verwendung standardisierter Daten und
besserer Modelle sowie die Erschliessung neuer Kapitalquellen.

Entscheidend ist, das Risiko besser zu verstehen. So kann das Gesamtrisiko
verringert und die Gesellschaft widerstandsfähiger gegen Cyber-Angriffe mit
verheerenden und potenziell systemischen Folgen gemacht werden. Aufgrund
ihrer hohen Vernetzung und weil Cyber-Risiken von Menschen ausgehen,
entwickelt sich das Risiko ständig weiter, was eine koordinierte
Herangehensweise erforderlich macht. Die Verbesserung der Cyber-Resilienz
setzt die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Versicherern und Regierungen
voraus.

John Coletti, Head Cyber Reinsurance von Swiss Re: «Der
Cyber-Versicherungsmarkt hat ein enormes Wachstumspotenzial. Allerdings muss
sich der Markt noch weiterentwickeln, damit ausreichend Versicherungsschutz
zur Verfügung steht. Unsere Branche spielt dabei eine Schlüsselrolle, indem
sie drei Themen in Angriff nimmt: die Verbesserung der Datenlage und
Modellierung, die Steigerung der Einheitlichkeit und Eindeutigkeit der
Verträge und die Erschliessung neuer Kapitalquellen.»

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Publikation des Swiss Re Instituts zum
Cyber-Versicherungsmarkt sind:

  * Die zunehmende Häufigkeit und Schwere von Cyber-Angriffen ist einer der
    Haupttreiber für das Wachstum des Cyber-Versicherungsmarktes. Die
    weltweiten Cyber-Versicherungsprämien erreichten 2021 schätzungsweise 10
    Mrd. USD, und das Swiss Re Institute prognostiziert ein jährliches
    Wachstum von 20 % bis 2025, wobei die Gesamtprämien auf 23 Mrd. USD
    steigen werden. Der Markt hat ein erhebliches Wachstumspotenzial über
    diese Prognosen hinaus. Angesichts der geschätzten jährlichen weltweiten
    Cyber-Schäden in Höhe von rund 945 Mrd. USD1 sind etwa 90 %2 des Risikos
    nicht versichert.

  * Trotz des schnellen Wachstums machen die Prämien nach wie vor nur einen
    Bruchteil der jährlichen Verluste aus. Dies liegt an der eingeschränkten
    Versicherbarkeit: Systemische Schäden könnten die Rück-/Versicherer
    überfordern, Cyber-Schäden werden in erster Linie von Menschen
    verursacht und treten daher nicht zufällig oder versehentlich auf, und
    das Risiko ist aufgrund von Daten- und Modellierungsbeschränkungen
    schwer zu quantifizieren. Auch das Kumulierungsrisiko stellt eine
    Herausforderung dar. Aufgrund der Verflechtung der Wirtschaft kann ein
    einziger Cyber-Angriff weitreichende Auswirkungen haben und potenziell
    das gesamte Portfolio eines Rück-/Versicherers betreffen.

  * Die begrenzte Versicherbarkeit schränkt die Kapazität trotz steigender
    Nachfrage ein und stellt die Nachhaltigkeit des Marktes in Frage. Um die
    Versicherbarkeit zu verbessern und einen nachhaltigen Markt zu schaffen,
    schlägt das Swiss Re Institute drei zentrale Massnahmen vor:

1. Datenstandardisierung und Modelloptimierung: Cyber-Risiken sind schwer zu
quantifizieren, da es an standardisierten Daten mangelt und die
Modellierbarkeit in einem sich stetig verändernden Risikoumfeld
eingeschränkt ist. Künftige Risiken werden in der Regel auf der Grundlage
rückblickender Daten abgeleitet; ein Ansatz, der im Zusammenhang mit
Cyber-Risiken aus zwei Gründen begrenzt ist: Zum einen fehlen
standardisierte Daten, zum anderen sind rückblickende Informationen in einem
sich schnell verändernden Risikoumfeld nur bedingt nützlich. Die Einführung
von Sicherheitsstandards im Cyber-Bereich dürfte den Umfang und die
Transparenz der verfügbaren Daten verbessern, um aussagekräftige
Risikoerkenntnisse sowie eine genauere Preisgestaltung und Modellierung zu
ermöglichen. Die Rück-/Versicherer müssen zudem in Cyber-Talente
investieren, um die versicherungsmathematischen und technischen Fähigkeiten
zu stärken, die für die forensische Analyse benötigt werden, die Teil der
Underwriting- und Schadenmanagementzyklen sind.

2. Eindeutige und einheitliche Formulierung von Versicherungspolicen: Der
noch junge Cyber-Versicherungsmarkt und die Komplexität des Risikos spiegeln
sich in einer mangelnden Standardisierung von Ausschlussklauseln und
Versicherungsbedingungen wider. Die Ungewissheit bezüglich der
Verantwortlichkeiten im Falle einer Cyber-Katastrophe ist nach wie vor ein
Hindernis für die Entstehung zusätzlicher Kapazitäten in der Branche. Zwar
wurden bereits erste Schritte unternommen, um einige dieser Probleme zu
lösen, aber Faktoren wie die Zuordnung von Cyber-Ereignissen bleiben ein
Kernproblem. Die Klärung der Zuständigkeiten, die Verbesserung des
Risikoverständnisses und Bemühungen zur Risikominderung können zur
Eindeutigkeit und Einheitlichkeit der Verträge und damit zu mehr
Cyber-Kapazität beitragen.

3. Erschliessung neuer Kapitalquellen: Die Zusammenarbeit zwischen dem
öffentlichen und dem privaten Sektor ist der Schlüssel zur Eindämmung von
Cyber-Bedrohungen für kritische Infrastrukturen. Ein Versicherungssystem im
Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP), bei der die Deckung
systemischer Risiken zwischen Versicherern und einem staatlich gestützten
Fonds aufgeteilt wird, ist eine Möglichkeit, einen Teil der Schutzlücke zu
schliessen. Eine andere Möglichkeit wäre die Erschliessung des Marktes für
Insurance-linked Securities.

1 McAfee, The Hidden Costs of Cybercrime, Dezember 2020.

2 The Geneva Association, Understanding and Addressing Global Insurance
Protection Gaps, April 2018.

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