BERLIN (dpa-AFX) - Starkregen hat in Teilen Deutschlands zu Unfällen und zahlreichen Feuerwehreinsätzen geführt. Während sich die Lage in einigen Regionen am Mittwoch zunächst beruhigte, war vor allem Nordrhein-Westfalen noch stark betroffen. Auch in den kommenden Tagen kann es in einigen Regionen viel regnen. Im sächsischen Erzgebirgskreis wurde ein Mann von einem Fluss mitgerissen. Die Feuerwehr habe die Suchaktion in der Nacht vorerst abgebrochen, teilte die Polizei mit. Der Mann hatte am Dienstagabend in Jöhstadt versucht, sein Grundstück gegen den über die Ufer getretenen Fluss zu sichern. Nähere Informationen lagen zunächst nicht vor.

Am späten Dienstagabend war im Landkreis Hof in Bayern wegen der Unwetter mit starken Regenfällen der Katastrophenfall ausgerufen worden. Am Mittwochmorgen wurde er nach einer Entspannung der Lage wieder aufgehoben. Wegen der vielen Anrufe war der Notruf 112 in Einzelfällen zuvor nicht sofort erreichbar, teilte das Bayerische Rote Kreuz mit. Die rettungsdienstliche Versorgung sei jedoch sichergestellt gewesen.

Mehr als 50 Feuerwehren mit knapp 1000 Leuten sowie 140 Angehörige des Technischen Hilfswerks (THW) waren im Dauereinsatz, um Wasser aus Kellern zu pumpen und Sandsäcke zu beschaffen. Besonders stark vom Unwetter wurde die Stadt Selbitz getroffen. Dort mussten die Einsatzkräfte über 120 Mal anrücken. Die Grundschule in Selbitz sowie einige Kindertagesstätten in Selbitz und Umgebung bleiben am Mittwoch geschlossen.

Wie ein Sprecher der Polizei am frühen Mittwochmorgen mitteilte, gab es im gesamten Landkreis Straßensperrungen aufgrund von Überschwemmungen sowie einen Verkehrsunfall mit zwei leicht verletzten Personen. Demnach rutschte ein Auto auf regennasser Fahrbahn gegen eine Leitplanke.

Straßen und Keller wurden überflutet, Bäume stürzten um, vereinzelt fiel sogar der Strom aus. Auch Brandmelder schlugen Alarm. Von Verletzten war zunächst nichts bekannt. Die Helfer hätten die ganze Nacht durchgearbeitet, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Hof.

Damit könnte der Versicherungsbranche eine weitere hohe Belastung bevorstehen. Bereits im Juni hatte eine Unwetterserie mit heftigem Starkregen und Hagel in Deutschland nach bisherigen Schätzungen versicherte Schäden in Milliardenhöhe angerichtet. Der Versichererverband GDV schätzte die Belastung in der vergangenen Woche auf 1,7 Milliarden Euro. Davon entfiel eine Milliarde Euro auf beschädigte Häuser und Hausrat sowie Gewerbe- und Industriebetriebe. Etwa 700 Millionen Euro entfielen auf die Kfz-Versicherer. Dort schlugen vor allem Hagelschäden teuer zu Buche.

Laut GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen zählten die Unwetterschäden für die Versicherer in Deutschland zu den höchsten der Geschichte. Die tatsächlichen Schäden sind jedoch noch höher, da nicht alle Häuser komplett versichert sind. Laut GDV sind bundesweit zwar fast alle Wohngebäude gegen Sturm und Hagel abgesichert. Allerdings besäßen nur 46 Prozent den Schutz vor weiteren Naturgefahren wie Starkregen und Hochwasser.

Beim derzeitigen Unwetter musste die Feuerwehr auch in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Keller auspumpen. "Die Leute sind verzweifelt", sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Hagen in Hinblick auf die Vielzahl an vollgelaufenen Kellern in der Stadt. Außerdem seien aufgrund der überspülten Straßen stellenweise Fahrzeuge ins Rutschen gekommen. Verletzte Personen waren nicht bekannt. In einer Unterführung sammelte sich nach Angaben der Polizei so viel Regenwasser, dass mehrere Autos nicht mehr weiterkamen. Die Feuerwehr habe die Fahrer aus ihren Fahrzeugen befreien müssen, sagte der Sprecher. Von Hängen wurden zudem Schlammmassen auf Straßen gespült, viele Ortsteile waren daher nicht befahrbar.

Die Feuerwehr rückte in der Landeshauptstadt Düsseldorf zu rund 330 Einsätzen aus. Etwa 100 Bewohner eines Wohnheims mussten wegen Überschwemmungen in Erkrath bei Düsseldorf ihre Unterkunft verlassen. Die Unterkunft für Geflüchtete befinde sich in einem alten Schulgebäude, dort seien der Keller und die Sporthalle voll Wasser gelaufen, sagte eine Sprecherin der Stadt am Mittwoch. Gefahr für die Bewohner bestehe aber nicht.

In Altena im Sauerland berichtete die Feuerwehr von "mehreren kleineren Erdrutschen". Man habe alle Hände voll zu tun, einen genauen Überblick gebe es noch nicht. Auf der Autobahn 46 in Richtung Wuppertal wurde Kies von einer Baustelle gespült. Das sorgte zeitweise für eine Vollsperrung.

Der Deutsche Wetterdienst warnte weiter vor extremen Unwettern in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und in Teilen Hessens bis in den Donnerstag hinein. Extremer Dauerregen beziehungsweise länger anhaltender Starkregen könnten bis zum Donnerstagmorgen zu 50 bis 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter führen. Lokal seien bis zu 200 Liter möglich. In Bayern könne es von Mittwochabend an in einigen Regionen erneut sehr stark regnen./lkn/wea/dav/stw/jha/