Zürich (awp) - Die Swiss Re hat im vergangenen Jahr zwar eine deutliche Gewinnsteigerung gemacht, aber die Erwartungen der Finanzgemeinde weit verfehlt. Teure Katastrophen wie Wirbelstürme in den USA oder Japan oder verheerende Feuersbrünste in Australien drückten aufs Ergebnis.

Insgesamt fuhr die Swiss Re einen Reingewinn von 727 Millionen Dollar ein, wie der zweitgrösste Rückversicherer der Welt am Donnerstag in einem Communiqué bekannt gab. Im Vorjahr hatte der Konzern wegen teurer Naturkatastrophen, Rechnungslegungsänderungen und dem Börsenabsturz lediglich 421 Millionen Dollar Gewinn eingefahren, was aber immerhin eine leichte Erholung nach dem Einbruch von 2017 gewesen war. Die Bruttoprämien kletterten im 2019 um 16 Prozent auf 42,2 Milliarden Dollar.

Teure Naturkatastrophen waren im 2019 die Taifune "Faxai" und "Hagibis", die in Japan wüteten. Im Atlantik schlug der Hurrikan "Dorian" zu. Waldbrände, Überschwemmungen und Hagelschäden in Australien hinterliessen ebenfalls grosse Schäden. Ausserdem wurde das Ergebnis durch Spätschadenmeldungen infolge des Taifuns "Jebi" aus dem Vorjahr belastet. Hinzu kamen von Menschen verursachte Katastrophen, darunter der Flugzeugabsturz von Ethiopian Airlines und das anschliessende Flugverbot für Maschinen des Typs Boeing 737 Max.

Insgesamt verursachten die Katastrophen bei der Swiss Re eine Gesamtschadenbelastung von 2,7 Milliarden Dollar nach 3 Milliarden Dollar vor einem Jahr.

Firmenversicherung mit happigem Verlust

Die Schäden trieben den Schaden-Kostensatz (sog. Combined Ratio) in der Hauptsparte Sach- und Haftpflicht-Rückversicherung (P&C Re) auf 107,8 Prozent nach oben. Bei einem Wert von über 100 Prozent macht das Geschäft versicherungstechnisch Verluste. Die Sparte steigerte dennoch den Gewinn leicht auf 396 Dollar von 370 Millionen Dollar vor einem Jahr.

Für 2020 erwartet die Swiss Re eine Verbesserung des normalisierten Schaden-Kosten-Satzes auf 97 Prozent. Dabei geht sie von einer durchschnittlichen Belastung durch grosse Naturkatastrophenschäden aus und berücksichtigt nicht die Entwicklung der Rückstellungen aus Vorjahren und der Auswirkungen eines Adverse Development Cover für das Geschäft mit Erstversicherungen für Unternehmen (Corso).

Corso schnitt massiv schlechter ab. Das Sorgenkind des Konzerns befindet sich in einer Restrukturierung und musste einen Verlust von 647 Millionen Dollar hinnehmen nach einem Defizit von 405 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Die Umstrukturierung trieb die Combined Ratio auf 127,9 Prozent hoch von 117,5 Prozent im Vorjahr.

Zudem habe das Ergebnis unter grossen und mittleren Schäden, hauptsächlich aus früheren Schadenjahren, gelitten, die mit der jüngsten Verschlechterung der Bedingungen im US-Haftpflichtgeschäft zusammenhängen würden, schrieb die Swiss Re. Allerdings habe die Geschäftseinheit auch Fortschritte bei der aktiven Steuerung ihrer Risikoexponierung gemacht. Die starke Preisdynamik des Jahres 2019 habe sich Anfang 2020 fortgesetzt: Corporate Solutions erzielte im Januar 2020 Preissteigerungen von 14 Prozent, wie es weiter hiess.

Der normalisierte Schaden-Kosten-Satz von Corporate Solutions dürfte sich 2020, angesichts der zunehmenden Dynamik der Versicherungspreise und Fortschritten bei der Neuausrichtung von Portefeuilles, auf geschätzte 105 Prozent verbessern. Für das Jahr 2021 strebt Corso weiterhin einen normalisierten Schaden-Kosten-Satz von 98 Prozent an.

Erwartungen weit verfehlt

Im Leben- und Krankenrückversicherungsgeschäft konnte die Swiss Re den Gewinn auf 899 Millionen Dollar verbessern nach 761 Millionen im Vorjahr. Life Capital erlitt einen Verlust von 177 Millionen Dollar, wobei das Ergebnis durch eine Aufwendung von 0,2 Milliarden durch die Vereinbarung zum Verkauf der britischen Tochter ReAssure belastet wurde. Ohne diesen einmaligen buchhalterischen Effekt wäre das Ergebnis auf 53 Millionen Dollar gestiegen von von 23 Millionen im 2018.

Zudem profitierte die Swiss Re noch vom Börsenboom im vergangenen Jahr und erzielte ein starkes Anlageergebnis: Die Rendite auf Kapitalanlagen (ROI) erhöhte sich 2019 auf 4,7 Prozent gegenüber 2,8 Prozent im Vorjahr. Zu diesem Ergebnis habe auch ein bedeutender Gewinn aus dem Verkauf der Beteiligung an der brasilianischen Versicherungsgruppe SulAmérica beigetragen sowie Gewinne im festverzinslichen Portefeuille.

Insgesamt hat die Swiss Re die Erwartungen der Finanzgemeinde weit verfehlt. Analysten hatten im Schnitt gemäss der Nachrichtenagentur AWP mit einem Reingewinn von 1,43 Milliarden Franken und einer Combined Ratio im Sachrückversicherungsgeschäft von 104,4 Prozent gerechnet. Bei Corso hatten sie einen Schaden-Kostensatz von 120,3 Prozent prognostiziert.

Mehr Dividende

Die Dividende soll dennoch auf 5,90 Franken je Aktie erhöht werden. Im Vorjahr hatte die Swiss Re 5,60 Franken ausbezahlt. Zudem will der Verwaltungsrat an der Generalversammlung die Genehmigung eines öffentlichen Aktienrückkaufprogramms im Anschaffungswert von bis zu 1 Milliarde Franken beantragen.

Die Kapitalausstattung der Swiss Re sei weiterhin sehr stark, hiess es. Sie SST-Quote der Gruppe liege über dem Zielwert von 220 Prozent.

Die Swiss Re hat per 1. Januar Verträge mit einem Prämienvolumen von 10 Milliarden Dollar erneuert. Damit stieg das Prämienvolumen gegenüber 2019 um 2 Prozent. Dabei stand dem Wachstum im Sachgeschäft, insbesondere im Naturkatastrophenbereich, ein Rückgang in den Haftpflichtsparten gegenüber.

P&C Re konnte die nominalen Preise in der Januar-Vertragserneuerungsrunde um 5 Prozent erhöhen. "Die risikobereinigte Preisqualität blieb unverändert, was auf niedrigere Zinssätze und konservativere Schadenschätzungen zurückzuführen war", schrie die Swiss Re. In Regionen mit vielen Schäden, wie Japan oder Australien, erfolgen die Vertragserneuerungen später im Jahr.

jb/kw