FRANKFURT (dpa-AFX) - Internet und Digitalisierung haben nach Einschätzung der Versicherungsbranche zu neuen Betrugsformen geführt. Als ein Beispiel nannte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag Bildbearbeitungsprogramme, mit denen Betrüger digitale Fotos manipulieren oder Bilder aus dem Internet nutzen könnten. "Digitalisierung ist ein Thema, das uns zunehmend beschäftigt, insbesondere das Thema Bildmanipulation", sagte Rüdiger Hackhausen, Vorsitzende der GDV-Kommission Kriminalitätsbekämpfung. Durch Bearbeitungsprogramme könnten Schäden optisch vergrößert werden, oder in ein Bild kopiert werden.

"Ein weiteres Thema sind für kleines Geld im Internet erworbene Verpackungen für die schicke Rolex-Uhr oder die Gucci-Tasche, die es gar nicht gab", berichtete Hackhausen. In Internetforen würden zudem Tipps verbreitet, wie eine Schadenmeldung so glaubhaft formuliert werde, dass der vermeintliche Schaden von einer Versicherung bezahlt werde.

"Die Betrugsabwehr der Versicherer hat darauf reagiert, beispielsweise durch die Weiterentwicklung von Software zur Erkennung von Betrugsindizien oder den Einsatz speziell geschulter Mitarbeiter", sagte der GDV-Vertreter.

Die Branche befürchtet aktuell, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu mehr Betrugsversuchen führen könnten. Sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich deute sich diese Entwicklung an. Als Beispiele nannte Hackhausen angebliche Einbrüche, bei denen Saisonware wie etwa Sommerbekleidung als gestohlen angegeben worden sei, die offenbar nicht habe verkauft werden können.

Branchenschätzungen zufolge entsteht den Assekuranzen in der Schaden- und Unfallversicherung im Jahr ein Schaden von rund fünf Milliarden Euro durch Versicherungsbetrug. "Am Ende müssen es die redlichen Versicherten mit bezahlen, weil es über die Prämien umgelegt wird", sagte Hackhausen. Zugleich betonte er: "Wir wollen unsere Kunden nicht kriminalisieren, 90 Prozent sind ehrlich."

Bei einer Umfrage im Auftrag des GDV gaben 10 Prozent der gut 1000 Befragten an, schon einmal einen Versicherungsbetrug begangen zu haben (6 Prozent) oder konkret von einem Fall zu wissen (4 Prozent). Nur jeder zehnte Befragte meinte, dass es sich dabei um ein Kavaliersdelikt handelt und 13 Prozent haben demnach Verständnis dafür, wenn Geld bei einer Versicherung erschlichen wird./mar/DP/eas